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Es passt zum Unified-Team des HC Rheintal, dass sich am Dienstagabend die wohl schönste Szene des Tages nach dem Training abgespielt hat. Weil ein Spieler sich verletzt hat und für längere Zeit nicht trainieren kann, steht das ganze Team inklusive Trainerinnen zusammen und nimmt ein Video auf. In diesem geht es darum, dem Buben gute Besserung zu wünschen, denn seine Kolleginnen und Kollegen vermissen ihn.
«Bei uns können alle so sein, wie sie sind», sagt die 13-jährige Ina Nüesch. Sie ist im Team, obwohl sie keine Beeinträchtigung hat – ihr gefällt, ohne Leistungsdruck Sport treiben zu können.
Ina Nüesch (links) freut sich jeweils den ganzen Tag auf das Training am Abend. Trainerin Nici Keckeis (Mitte) gibt Anweisungen.
Bild: Remo Zollinger
Michael Frühwirt ist zehn Jahre älter und hat lange Tennis gespielt, nun hat er sich auf Anraten einer Nachbarin dem Handballteam angeschlossen. Er sagt:
Handball kannte ich zuvor gar nicht. Ich habe es aber einfach mal ausprobieren wollen.
Der Rhyboot-Mitarbeiter ist gern dabei; auch, weil er hier Teil einer Mannschaft sein kann.
Der Handballverband will an die Olympischen Spiele
Der Schweizerische HandballVerband wünscht, dass der Sport allen offen steht, und hat 2022 die TogetherLeague gegründet. In dieser tragen fünf Teams aus der Schweiz sowie je eines aus Österreich und aus Deutschland mehrere Turniere pro Jahr aus. Das Projekt läuft unter dem Patronat der gemeinnützigen Special Olympics Switzerland. Fernziel des Verbandes ist die Teilnahme eines Schweizer Teams an den Olympischen Sommerspielen für Menschen mit einer Beeinträchtigung.
Das Team HC Rheintal Unified ist im letzten Herbst entstanden. Unified bedeutet, dass alle mitmachen können – ganz egal, ob sie eine Beeinträchtigung haben oder nicht und egal, welche Art von Beeinträchtigung sie haben. Diese kann geistiger, kognitiver oder psychischer Natur sein, ja selbst Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, dürfen hier mitspielen. Und hat ein Team an einem Turnier nicht genug Spielerinnen oder Spieler, hilft ein anderes aus.
Der Vorstand stützt die Initiantinnen stark
Das HCR-Unified-Team hat drei Trainerinnen: Corinne Linder, Fabienne Nüesch sowie Nici Keckeis. Linder sagt, es sei ein «gesellschaftlicher Anspruch», den Menschen mit einer Beeinträchtigung die Möglichkeit zu bieten, in einem Verein Sport auszuüben. «Handball muss für alle zugänglich sein», sagt sie – und dachte sie, als sie und ihre Mitstreiterinnen beim Vorstand des HCR anfragten, ob es möglich sei, ein Unified-Team innerhalb des Vereins zu gründen.
Die Initiative ging nicht vom Vereinsvorstand aus, er unterstützt das Team aber in jeder Hinsicht, wie Linder sagt: «Der Vorstand hat uns stark geholfen, eine Halle für die Trainings zu finden oder Trikots für die Turniere zu bekommen.» Der HCR steht voll hinter dem Projekt. Es zeigt sich auch daran, dass Unified-Mitglieder bald auch kleinere Ämtli an den Heimrunden des HCR übernehmen werden. Fabienne Nüesch sagt: «Ziel ist nicht nur, dass die Teammitglieder Sport treiben können, sondern auch, dass sie ins Vereinsleben integriert werden.»
Das Team will in naher Zukunft weiterwachsen
Im Training ist das Team indes unter sich. Und die Übungseinheit sieht nicht anders aus als in einer anderen Sportmannschaft – es wird gemeinsam gelernt, gespielt; die Bälle fliegen aufs Tor, es folgt eine Spassübung und am Schluss ein Mätchli. Ina Nüesch sagt:
Man kann viel ausprobieren und lernt viel. Ich freue mich am Dienstag in der Schule jeweils den ganzen Tag auf das Training.
Was beim Spielchen zum Abschluss des Trainings sichtbar wird: Es ist sehr viel Freude da, die Spielerinnen und Spieler lachen oft miteinander. Aber: Im Einsatz stehen nur sieben Personen. Das Team ist heute noch nicht so gross, wie es gern sein möchte. Deshalb haben sich die drei Trainerinnen und der Verein überlegt, was sie tun könnten, um ihrem Projekt nochmals einen Schub zu verleihen. In naher Zukunft wollen sie etwa einen Fahrdienst anbieten oder Institutionen anschreiben.
Michael Frühwirt, im Zusammenspiel mit Corinne Linder, ist seit dem ersten Training dabei. Er sagt: «Handball kannte ich zuvor gar nicht.»
Bild: Remo Zollinger
Denn schon bald, am 3. März, steht in Winterthur das erste Turnier für den HCR Unified auf dem Plan. Darauf freut sich Michael Frühwirt bereits – er und seine Kolleginnen und Kollegen werden dann erstmals im HCR-Trikot antreten.
Schnuppertrainings sind immer möglich: Anmeldung unter unified@hcrheintal.ch oder WhatsApp 079 697 07 67. Weitere Infos gibt es unter www.hcrheintal.ch/unified. Die Trainings finden jeden Dienstag, 18.30 bis 20 Uhr, in der Altstätter Schöntalhalle statt.
