06.10.2022

Hallenbäder schrecken vor einschneidenden Massnahmen zurück

Müssen regionale Hallenbäder Leistungen abbauen, bleiben die Gäste fern, befürchten die Betreibenden. Deshalb verzichten sie vorerst auf einschneidende Energiesparmassnahmen – prüfen aber die Möglichkeiten.

Von Reto Wälter
aktualisiert am 02.11.2022
Hallenbäder sind Dienstleistungsbetriebe. Gemäss dem Sprichwort sind dort Kunde und Kundin König, respektive Königin. Königliche Hoheiten frieren nicht gerne und möchten auf das gesamte Serviceangebot zugreifen können. So zumindest ist die Meinung der Verantwortlichen der Hallenbäder in der Region. Die Angebotsqualität dürfe nicht stark vermindert werden, weil zahlende Gäste sonst schlicht fernblieben. Auf die Anzahl der Besuchenden reagieren«Bei uns im Mineralheilbad ist neben dem mineralisierten Wasser gerade die Wassertemperatur ein entscheidendes Kriterium, wieso die Gäste zu uns kommen», sagt Michael Benvenuti, stellvertretender Geschäftsführer im Mineralheilbad St. Margrethen. Mit bis zu 36 Grad Wassertemperatur und damit knapp unter der Körpertemperatur, würden von Gästen bereits Schwankungen von unter einem Grad wahrgenommen und auch gemeldet, sagt Benvenuti. Das sei insofern verständlich, weil man sich im Mineralheilbad nicht wie in einem Sportbad intensiv bewege, sondern sich vielmehr ganz entspannt vom Sprudel- und Massageangebot verwöhnen lasse.Hingegen gibt es Sparpotenzial in der Sauna. «Bereits jetzt öffnen wir einzelne Bereiche der Saunaanlage erst, wenn der Platz von der Anzahl der Besuchenden gebraucht wird, dasselbe gilt für einen Teil der Garderobenräume», erklärt Michael Benvenuti. Das Mineralheilbad wird hauptsächlich per Fernwärme geheizt, nur bei Bedarf wird zusätzlich auf Gas zurückgegriffen. Zurzeit werden verschiedene Szenarien erarbeitet, wie mit einer Gasmangellage, respektive einem Totalausfall umgegangen werden könnte. «Wir prüfen unter anderem, ob wir den Badbetrieb auch ohne Gas, also nur mit Fernwärme, gewährleisten könnten», erklärt Benvenuti. «Für uns wäre es extrem wichtig, so bald wie möglich zu wissen, welche konkreten Massnahmen Bundesbern vorsieht, wenn es zu einer Mangellage kommt», sagt Benvenuti. Das gäbe Planungssicherheit. Bisher wurde vom Bundesrat Ende August erst die Reihenfolge vage definierter Massnahmen bei einer Gasmangellage bekannt gegeben. Die Prioritätensetzung dürfte beim Strom ähnlich sein. Zuerst kommt das freiwillige Sparen, dann folgen Einschränkungen und Verbote und zuletzt für Grossverbraucher eine Rationierung, das heisst eine prozentuale Kürzung im Vergleich zu einer Referenzperiode. «Ich hoffe natürlich, dass wir als Dienstleistungsbetrieb für ein Freizeitangebot nicht schon wieder wie bei Corona als Erste leiden müssen», sagt Michael Benvenuti. Das Mineralheilbad St. Margrethen ist für seine Energieeffizienz zertifiziert. «Wir sind diesbezüglich in sämtlichen Bereichen auf dem neusten technischen Stand», sagt Benvenuti. Deshalb sei kaum Sparpotenzial vorhanden, dennoch werde ganz bewusst darauf geachtet, dass im Kleinen Strom gespart werden könne. Vom Ausschalten von Geräten und Licht, wenn sie nicht gebraucht werden, über das Schliessen von Türen beim Betreten von stark geheizten Räumen. Zu solch bewusstem Sparen werden auch die Mitarbeitenden angehalten. Auf solche Dinge wird auch im Hallenbad Aquarii Oberrheintal geachtet. «Da wir von einer Holzschnitzelheizung mit Wärme versorgt werden, spielt der Strom aber für die Wassertemperatur keine entscheidende Rolle», sagt Geschäftsführer Roland Gächter. Weil das Bad bereits mit LED ausgeleuchtet ist, sei auch in diesem Punkt kaum Sparpotenzial vorhanden. «Ein grosser Posten im Stromverbrauch sind bei uns die Wasser-Umwälzpumpen. Aber die arbeiten rund um die Uhr und auch nicht matchentscheidend weniger, wenn das Bad geschlossen ist», sagt Gächter. Schalte man die Pumpen ab, sei das Hallenbad stillgelegt und  müsste geschlossen bleiben. Darüber, ob zeitweise die Rutschbahn abgeschaltet oder ein Becken geschlossen werden könnte, für Sporttraining im Schwimmerbecken 27 anstelle von 30 Grad genügen würden, macht man sich in Balgach durchaus Gedanken. In Balgach werden Massnahmen geprüftVorerst hält man den Betrieb aber wie gewohnt aufrecht, zumal auch Vereine und kommerzielle Anbieter davon betroffen wären. Das gemeindeeigene Hallenbad wird kombiniert mit Holzschnitzelheizung und Gas geheizt. Erstere allein würde aber nicht genügen, um das Bad zu 100 Prozent betriebsfähig zu halten. «Deswegen erörtern wir verschiedenste Massnahmen und prüfen, was von der Steuerung her überhaupt möglich ist und ob es energietechnisch etwas bringen würde», erklärt Gemeindepräsidentin Silvia Troxler. Der Gemeinderat wird Mitte Oktober Massnahmen absegnen. Auch in Balgach sollen die Dienstleistungen nicht substanziell geschmälert werden, weil befürchtet wird, dadurch Kunden zu verlieren. Deren Solidarität wird in naher Zukunft wichtig sein, denn die gestiegenen Energiepreise dürften sich schon bald auf die Eintrittspreise auswirken.  ZweittextEis halten in Widnau, umgestellt auf Synthetik in AltstättenÄhnlich wie bei den Hallenbädern verhält es sich auch in der Eishalle Rheintal. «Die Energiekrise ist bei uns ein Dauerthema», sagte Marco Näf, Betriebsleiter der Eishalle in Widnau kürzlich. Vorerst bleibe aber alles beim Alten. «Auch den Vereinen zuliebe, denn bei ihnen geht es um Existenzen», sagte der Betriebsleiter.  Auf eine allfällige Energiekrise wird in Altstätten reagiert. Die Eisbahn zum Stosswirt wird mit einer synthetischen, 400 Quadratmeter grossen Kunsteisbahn aufgebaut und auch die separate Anlage zum Eisstockschiessen wird aus Kunststoffplatten bestehen. «Laien kämen mit der synthetischen Eisstockbahn sogar besser zurecht, wurde mir gesagt. Falls das so ist, werden wir sie vielleicht auch in Zukunft aufstellen», sagt Jürg Rissi, Betreiber der Anlage.  Bei der Pflege wird statt mit einer Eismaschine mit einer Wischmaschine über die Kunsteisbahn gefahren. Auch müssen die Platten regelmässig geölt werden, damit die Schlittschuhe gut gleiten. Dadurch verringert sich der Stromverbrauch massiv,  da kein Kühlsystem nötig ist. «Fondue, Raclette und Chinoise wird zudem im Chalet mit Kerzenlicht warm gehalten. Wir kochen Restaurant also auch ohne Strom», lacht Jürg Rissi 

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.