02.09.2020

Härtestes Radrennen Europas bestritten

2200 Kilometer, 30000 Höhenmeter: Der 39-jährige Rebsteiner Alex Lepuschitz hat das «Race around Austria» erfolgreich zurückgelegt.

Von red/pd
aktualisiert am 03.11.2022
Alex Lepuschitz ist kein Profi, dennoch erreichte er in der obersten Klasse «Extreme Herren» den starken sechsten Rang. Dafür brauchte er vier Tage, 22 Stunden und sieben Minuten. Wegen Zeiten wie dieser gilt das «Race around Austria» als härtestes Radrennen Europas. Es hat ein – nochmals einiges härteres – Pendant in Nordamerika: Für das «Race across America» qualifiziert man sich über das Rennen durch Österreich.Das Rennen fand Mitte August statt. Es wurde wie ein Zeitfahren ausgetragen. Ziel war es, die Strecke so schnell wie möglich zurückzulegen. Es gibt keine Etappen; die Zeit läuft und Pausen gehen zu Lasten der Teilnehmer. Die Einzelfahrer schlafen deshalb täglich nur wenige Stunden. Die Strecke ist für den Verkehr nicht gesperrt. Vorgeschrieben ist nur ein «Pace Car»: Ein Auto, das dem Fahrer in der Nacht die Strasse ausleuchtet und ihn betreut.Extreme Verhältnisse am extremen RennenFür Lepuschitz kam es schon zu Anfang hart. Als wären die Länge und die Höhenunterschiede nicht schon anspruchsvoll genug, musste er auch gegen extreme Verhältnisse kämpfen. In der ersten Rennhälfte dominierte eine drückende Hitze bei Temperaturen von deutlich über 30 Grad. Zudem kämpfte Lepuschitz mit starkem Gegenwind.Im zweiten, gebirgigen Teil folgte mit Starkregen dann eine willkommene Abkühlung. Am Samstag, kurz vor acht Uhr, hatte Lepuschitz die happige Strecke mit knapp 2200 km und 30000 Höhenmetern hinter sich gebracht. Nach fast fünf Tagen im Sattel erreichte der in Rebstein wohnende Radfahrer das Ziel im oberösterreichischen St. Georgen im Attergau. Wie hart das Rennen war, beweist, dass rund ein Drittel der gestarteten Fahrer nicht ins Ziel gekommen sind.Lepuschitz: Neuling in der Ultracycling-CommunityLepuschitz ist noch nicht lange Teil dieser besonderen Radfahrerszene. «2017 habe ich einen Freund, der Ultracyclist ist, am 24-Stunden-Mountainbikerennen in Schötz als Betreuer unterstützt», sagt er. Dies habe seine Neugier geweckt. «Mein Freund hat mir sein Rennvelo zum Ausprobieren gegeben.» Der Virus packte ihn, schon 2018 meldete Lepuschitz sich für die TorTour de Suisse mit 1000 Kilometern und 13000 Höhenmetern im Zweierteam an. 2019 absolvierte er das gleiche Rennen allein und erreichte dabei den achten Rang. Darauf folgte 2020 die Teilnahme am «Race around Austria».«Ich werde oft gefragt, warum ich das mache. Grund dafür sind das gemeinsame Hinarbeiten aufs Ziel, die Spannung vor dem Event, die Auseinandersetzung mit mir selber, die Erfahrungen mit Schlafmangel und vielen Hochs und Tiefs, psychisch und physisch.» Es sei faszinierend, herauszufinden, wozu der Körper fähig sei. Und: «Neben den schönen Landschaften ist es auch die unglaubliche Emotion, die Herausforderung geschafft zu haben. Die Belohnung für die Schmerzen, den Kampf im Kopf und den Drang, immer weiterzumachen, kann ich gar nicht in Worte fassen.»Gemeinsame Vorbereitung und viel UnterstützungNeben vielen Trainingsstunden, rund 20000 km pro Jahr, wäre die Vorbereitung ohne Unterstützung unmöglich gewesen. Lepuschitz bekam viele Tipps aus der verschworenen Community der Ultracyclisten. «Ich verbrachte viele Stunden mit Freunden auf dem Fahrrad; eine unbezahlbare Zeit.» Ultracycling sei kein Einzelsport. Ohne das aus neun Personen bestehende Begleitteam hätte er es kaum geschafft, sagt er. Das Team sei Tag und Nacht zur Seite gestanden. Dankbar sei er auch den Sponsoren – und seinem Arbeitgeber, der ihm alle Freiheiten für die Vorbereitung und das Rennen gelassen hat.2021 geht es für Alex Lepuschitz weiter. Er will an einigen Radmarathons starten – sofern sie stattfinden. Die Anmeldung für das «Race across the Alps» sei auch schon gemacht. Und das «Race across America»? Die Neugier sei gross, einiges spreche dafür, anderes dagegen. Das Rennen ist mit 5000 Kilometern und 50000 Höhenmetern noch zwei Nummern grösser als jenes in Österreich. Aber hart kann der Rheintaler Alex Lepuschitz auch sein.

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