Yves SolenthalerDer Ehrengast der Rheintaler Sportlerwahl, Leichtathletik-Trainer Werner Dietrich, kennt Lea Herrsche von der Zeit her, in der sie die Sportschule NET in Kreuzlingen besuchte. Dietrich kann sich gut an die Montlingerin erinnern: «Ein richtiger Rheintaler Dickschädel, nicht talentiert, aber mit unbändigem Willen ausgestattet.» Er sagt das liebevoll, und Lea Herrsche hat’s auch so verstanden: «Werner Dietrich ist ein Guter. Er gehört zu meinen Lieblingstrainern.»Ihre Haupt-Trainer sind seit dem Beginn beim KTV Altstätten jedoch Michele Bellino und Christoph Dürr. In letzter Zeit arbeitet Herrsche auch wieder vermehrt mit dem Altstätter Kugelstösser-Urgestein Roger Matt zusammen, der allerdings beruflich oft im Ausland unterwegs ist.Erfrischende Antworten auf der BühneLea Herrsche ist, Dietrich tönte es an, eine Rheintalerin wie aus dem Bilderbuch. Als Moderator Alexander Schawalder die Sportler-Gene ihres Vaters Lothar, einem ehemaligen Kranzschwinger, anspricht, antwortet sie schlagfertig: «Auch meine Mama ist gut.» Das Team um sie, das ihre Erfolge erst möglich macht und bei dem sie sich als Erstes bedankt, beschreibt sie so: «Meine Mama kocht sehr gut für mich, und meine Gotta backt mir Kuchen, damit ich genug Zucker habe – und der Vater geht mit mir ins Krafttraining.»Erfrischend wirkt Lea Herrsche auf der Bühne. Ihre Sätze sind nicht vorgestanzt, sie spricht frisch von der Leber weg.«Sport ist das Wichtigste in meinem Leben», sagt Lea Herrsche. Sie hat im Sport schon vieles gemacht. Sie war Mehrkämpferin, ist immer noch eine gute Weitspringerin. Vor ein paar Jahren versuchte sie sich mal als Anschieberin im Bob. Aber mittlerweile scheint sie beim Kugelstossen sesshaft geworden zu sein: «Der Mehrkampf versursacht körperliche Schmerzen – und das Werfen hat mir schon immer Spass gemacht.»«Im Steinstossen profitiere ich vom Weitsprung»Auch die Erfolge in dieser Disziplin bereiten Spass. Schon seit Jahren ist Herrsche gemäss Bestenliste die beste Schweizer Kugelstösserin, dreimal durfte sie schon an der Team-EM teilnehmen. Diese Wettkämpfe sind für sie ein Highlight, da tritt sie am gleichen Anlass auf wie etwa die berühmte Sprinterin Dafne Schippers.Ihre erste Goldmedaille im Freien als Elite-Kugelstösserin gewann Herrsche 2017, im letzten Jahr doppelte sie nach. Wie schon ein Jahr zuvor verbesserte sie sich im letzten Versuch auf den ersten Rang. Schon in der Halle war sie mal auf diese Weise Schweizer Meisterin geworden. Letztes Jahr betrug ihr Vorsprung gar nur ein Zentimeter: «Gwonna isch gwonna.»Gewonnen hat sie auch im Steinstossen. Diese Disziplin ist für Lea Herrsche eine Abwechslung. Aber nicht ohne Ambitionen: In diesem Jahr würde sie gerne auch noch den Titel mit dem schwereren Stein holen – in dieser Disziplin fiel sie letzten Sommer am Schluss auf den vierten Platz zurück. «Beim Steinstossen, bei dem man Anlauf nimmt, profitiere ich auch von meinen Weitsprung-Fähigkeiten.» Sie mag die Wettkämpfe in dieser Disziplin wie auch die Einsätze für den KTV Altstätten am Turnfest: «Es hat mehr Zuschauer als in der Leichtathletik. Die Atmosphäre ist urchig, weniger verbissen.»Dritte Leichtathletin in Folge als Sportlerin des JahresRheintaler Sportlerin des Jahres 2018 wurde sie als dritte Leichtathletin in Folge. Ihre zwei Vorgängerinnen kamen vom LC Brühl. Für Leichtathletinnen liegt die Hürde für die Nominierung besonders hoch: Erstens gibt es viele mögliche Alternativen, zweitens haben die vielen Erfolge der letzten Jahre dazu geführt, dass nur die Goldmedaille gut genug ist. Dauerbrennerin Lea Herrsche wäre wohl dennoch öfter als zweimal gewählt worden – wenn sie nicht ungefähr gleich alt wäre wie das Thaler Mountainbike-Ausnahmetalent Jolanda Neff.Die Rheintaler Sportlerwahl ist für die Montlingerin von der Bedeutung her gleich nach der Schweizer Meisterschaft angesiedelt. Auch das Preisgeld (500 Franken für die Siegerin) schätzt sie: «Damit zahle ich wohl einen Teil meines Trainingslagers.» Nur einen Teil – aber immerhin: Für ihre Siege im Kugelstossen erhält sie jeweils kein Preisgeld.