22.06.2022

GV der IHK: «Der Bundesrat muss liefern», sagt Roland Ledergerber

IHK-Präsident Roland Ledergerber fordert an der Jubiläums-GV Lösungen für die blockierte Europapolitik.

Von Renato Schatz
aktualisiert am 02.11.2022
«Generalversammlung IHK» stand auf mehreren Schildern geschrieben. Sie zeigten erst auf ein Feld und dann an der neuen SFS-Produktionshalle in Heerbrugg, wo der Anlass stattfinden soll, vorbei. Irgendwann kam plötzlich ein Mann im Anzug auf einen zu, es war der Wiler Städtpräsident Hans Mäder. «Das kann es ja nicht sein», sagte er. Und drehte um.Umdrehen, gewissermassen tat das auch die IHK, die Industrie- und Handelskammer St.Gallen-Appenzell. Nur ging sie an diesem Mittwochabend in der Zeit zurück. Sie feierte ihr 555-jähriges Bestehen, «obwohl wir schon 556 Jahre alt sind», wie IHK-Präsident Roland Ledergerber in seiner Eröffnungsrede sagte. Diese hörte auch Hans Mäder, er kam rechtzeitig am rechten Ort an.«Der Bundesrat ist in der Pflicht»Und verpasste folglich nicht, wie Ledergerber die Ostschweizer Unternehmen lobte und den Bundesrat kritisierte. Mit dem Abbruch der Verhandlungen über das EU-Rahmenabkommen vor einem Jahr rutsche «eine Exportbranche nach der anderen in den Drittlandstatus» ab. Ledergerber weiter: «Der Bundesrat ist in der Pflicht. Die Zeit drängt, er muss liefern.» Es dürfte deshalb kontrovers zu- und hergehen am 18. August im Pfalzkeller in St. Gallen. Dann empfängt die IHK Bundesrat Guy Parmelin, der dem Wirtschaftsdepartement vorsteht.Sicher dürfte es kontroverser werden als der Rest der GV. Die Stimmberechtigten nahmen sämtliche Traktanden einstimmig an. Darunter die Jahresrechnung 2021, mit einem Gewinn von 17361 Franken. So waren die statutarischen Verpflichtungen nach 40 Minuten erledigt. Man ging zum «Jubiläumsteil» über, wie Ledergerber sagte. Besonders feierlich war dieser aber nicht; er bestand grösstenteils aus einer Podiumsdiskussion. In dieser sagte Christoph Mäder, Präsident von Economiesuisse, zum Publikum: «Wenn ich durch die Ostschweiz reise, stelle ich jeweils fest: Man hat es mit viel Qualität, mit viel Präzision zu tun.» Er sagte auch: «Mischen Sie sich mehr ein.» Und meinte damit: in die Politik.Prominenz und PanneDazu passt, dass so manche prominente Figur aus der Politik anwesend war: Vertreterinnen und Vertreter aus dem St. Galler Kantonsrat etwa, auch die beiden Ständeräte Paul Rechsteiner und Benedikt Würth.Zusammen mit den mehr als 600 Gästen dürften auch sie beobachtet haben, wie die rund drei auf fünf Meter grosse Wand, die mit Partnerinnen und Partnern der IHK bedruckt war, sichtbar ins Wanken geriet. Und schliesslich umfiel. Kurz vor Ende der Podiumsdiskussion war das. Coronabedingt war es die erste GV ohne Einschränkungen seit drei Jahren für den bedeutendsten Ostschweizer Wirtschaftsverband. Derlei Pännchen gehören also dazu.Zumal die Wand fast geräuschlos neben dem Eingang zu Boden sank. Es passte zu diesem harmonischen Abend, an dem die IHK St. Gallen-Appenzell einig auftrat, und sich vor allem über eines einig war: die Stärke der eigenen Wirtschaft. Man geht geschlossen in die Zukunft. Die Wegweiser müsste man aber vielleicht neu ausrichten, zumindest vor der nächsten Generalversammlung.

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