16.02.2021

«Günstige» Sanierung würde «ein Murks»

Fachleute ausserhalb von Eichberg können den Verzicht auf eine Teilsanierung des Eichberger Rathauses nachvollziehen.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Die vier befragten Fachleute kennen das Gebäude nicht im Detail, weshalb ihre Äusserungen als grundsätzliche Überlegungen zu verstehen sind. Ihre Einschätzung ist somit nicht abschliessend, aber doch ziemlich klar.Kurz zu den Ereignissen: Eichbergs Gemeinderat liess zunächst die Kosten für eine Rathaussanierung ermitteln, staunte über die 3,4 Mio. Franken und fand heraus, dass ein kleinerer Neubau ohne Wohnung für den gleichen Preis zu haben wäre. Deshalb wird nun ein Neubau favorisiert.Das hat Kritik hervorgerufen. In Leserbriefen herrscht die Meinung vor, eine Rathaussanierung müsste doch für sehr viel weniger Geld zu haben sein. Konkret wurde die Summe von einer halben Million als Ausgangssumme in den Raum gestellt. Es gehe ja bloss um eine energetische Erneuerung.Dem Architekten wird beigepflichtetDie Redaktion hat das Thema mit vier Fachleuten (Architekt, Haustechniker, Baufachmann) erörtert, die mit dem Eichberger Rathaus-Projekt nichts zu tun haben und von einer Sanierung oder einem Neubau somit nicht profitieren würden. Die Kontaktierten kennen zwar die Situation nicht im Detail, sind sich aber im Kern grundsätzlich einig. Sich darauf zu beschränken, ein fünfzigjähriges, mit Beton gebautes Rathaus für eine halbe Million bzw. etwas mehr energetisch auf Vordermann zu bringen, halten sie nicht für möglich und eine Teilsanierung für wenig sinnvoll.Der bisher mit der Sanierungsprüfung beauftragte einheimische Architekt hält eine ganzheitliche Betrachtung für unumgänglich. In einem Beitrag in dieser Zeitung wurde er am 2. Februar so zitiert: Sanieren könne man nur das Gebäude als Ganzes – oder nichts.Dieser Aussage wird allgemein beigepflichtet. Tatsächlich, heisst es unisono, bedürfe es einer ganzheitlichen Betrachtung, sowieso «bei Bauten aus der Zeit, in der das Eichberger Rathaus entstand».«Passabler Eindruck ist nicht massgebend»Jemand aus dem unteren Rheintal sagt ohne zu zögern: «Abbrechen, auf erneuerbare Energie setzen und die Arbeiten möglichst im Dorf vergeben.» Er habe gerade mit einem ähnlichen Fall zu tun gehabt. Er spricht von einem derzeit entstehenden Geschäftsgebäude, das auf Besucher zwar (wie das Eichberger Rathaus) noch einen passablen Eindruck gemacht habe, von dessen Sanierung aber dringend abzuraten gewesen sei, denn was das Auge sehe, sei nicht massgebend. Die Vorstellung, in Eichberg für eine halbe oder ganze Million das Nötigste zu machen, sei absolut unrealistisch und laufe «auf einen Murks» hinaus.Den «Rattenschwanz» nicht unterschätzenEin anderer Spezialist sieht einen ganzen «Rattenschwanz von Problemen» auf die Gemeinde zukommen, sollte sie das Gebäude sparfüchsig zu erneuern beginnen. Ohnehin sei, sobald eine Sanierung beginne, aktuellen Normen zu entsprechen, wie der beauftragte Architekt dies korrekt dargestellt habe. Bei der zu empfehlenden ganzheitlichen Betrachtung kämen eben die vom Eichberger Architekt genannten Aspekte zum Tragen, heisst es: Brandschutz, Statik und so weiter.Ohnehin würde Zurückhaltung sich rächen, finden die Befragten. Alle paar Jahre einen nächsten Erneuerungsschritt planen und ausführen zu müssen, führe letztlich zu viel höheren Kosten. Insofern sei die ganzheitliche Betrachtung im Sinne der Steuerzahlenden.Auch von einem «Flickwerk» ist die Rede, das «bei einer schrittweisen Ausführung entstünde». Allein die Modernisierung von Heizungs-, Sanitär- und Elektroanlagen habe hohe Kosten zur Folge und erfordere neue Boden- und Deckenaufbauten.Alle Befragten berufen sich auf ihre Erfahrung mit Neu- und Umbauprojekten. Eine halbe Million Franken verschlinge schon die umfassende Sanierung eines Einfamilienhauses – und dieses stelle deutlich tiefere Anforderungen an Brandschutz, Entfluchtung oder Statik und komme mit einer deutlich geringeren Ausstattung aus, bemerkt ein Architekt. Zweimal wird zudem erwähnt, dass den heutigen Ansprüchen an die Sicherheit in Eichbergs Rathaus nicht annähernd entsprochen werde.Die Fenster wurden vor 20 Jahren ersetztSeit dem Bau des Eichberger Gemeindehauses entstanden (vor ungefähr einem Vierteljahrhundert) bei einem Umbau im Untergeschoss das Ratszimmer und das Büro des Gemeindepräsidiums. Im Jahr 2001 wurden die Fenster durch eine Zweifach-Isolierverglasung mit Holzrahmen ersetzt. In der WC-Anlage befinden sich teilweise noch alte Fenster. Nach der Jahrtausendwende erhielt das Gebäude ein neues, rollstuhlgängiges WC, und eine Wand zwischen zwei Büros wurde versetzt, womit Platz für einen Lernenden geschaffen wurde. Eher kosmetischer Natur waren die Arbeiten im Gang, der vor zwei Jahrzehnten neu verputzt und gestrichen wurde.Mit einer allfälligen Sanierung hat sich der einheimische Architekt Michael Fenk vertieft auseinandergesetzt. Die Frage, ob die 20-jährigen Fenster nicht noch neu genug seien, um weiterhin zu genügen, verneint er unter dem Hinweis, dass der Bauphysiker die Ansicht teile. 20 Jahre tönten zwar noch nicht so alt, sagt Fenk, aber die Fensterherstellung habe sich in den letzten zwei Jahrzehnten derart stark entwickelt, dass Fenster mit dem genannten Alter im Zuge einer energetischen Sanierung ersetzt gehörten. Sie «könnten wegen der Arbeiten um sie herum Schaden nehmen», wobei Fenk etwa an die statischen Verstärkungen auch im Bereich der Fenster denkt. Die bestehenden Fenster dürften eine einwandfreie energetische Sanierung nicht nur behindern, sondern zudem ein nur sehr begrenztes Einsparpotenzial ermöglichen, sollten sie weiterhin verwendet werden, sagt der Architekt.

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