23.01.2021

«Grüezi, Herr Tinner, Sie sind no stumm gschalte»

«Klicken Sie auf das Weinglas in der Menüleiste», sagt Wifo-Leiter Reini Frei, «treten Sie ein, nehmen Sie Platz.» Redaktor Max Tinner sitzt bereits, auf seinem bequemen Bürosessel vor dem Computer, nimmt nun aber noch einmal Platz – in seiner Vorstellung und in einem virtuellen Raum. In diesem stehen auf vier Stockwerken insgesamt 48 Haupttische, an denen bis zu sechs Wifo-Gäste sitzen können.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Max Tinner hat es sich noch gar nicht gemütlich gemacht, als er schon mit einem fröhlichen «Grüezi, Herr Tinner» begrüsst wird. Jasmin Raimondo, Geschäftskundenberaterin bei Swisscom, weist den Journalisten darauf hin, dass er «noch stummgeschaltet» sei. Rasch entwickelt sich ein munteres Zwiegespräch, das mit der Bemerkung endet: «Bis hoffentlich am nächsten Wifo.» Ein nächster Tisch ist nicht wie sonst mit drei, vier kurzen Schritten erreicht, sondern setzt eine Suchleistung voraus. Weil elektronisch versiert, wird Max Tinner rasch fündig – und landet in einer geselligen Runde.Sarah Peter Vogt, Rico Kellenberger und Gerhard Mahrle (Finanzchef der am Wifo als Unternehmen des Jahres ausgezeichneten Coltène Gruppe) sind gerade dabei, den Wein zu öffnen. Den haben die Wifo-Organisatoren im Voraus per Post zugestellt, einen Puglia Bianco, Forte Elerone (kostet etwa 15 Franken, schmeckt ordentlich), zusammen mit einem 80-Gramm-Pack Zweifel-Chips (Hummus Creamy Herbs Snack – vegan, laktose- und glutenfrei). Als auch der Wein im Redaktionsbüro offen ist und Max Tinner mit der geselligen Runde anstossen (bzw. mit dem Sektglas den Bildschirm antippen) kann, tönt es dumpf. Aber was zählt, ist das gute Gefühl. «Du bisch dä Priisträger, gell?» sagt Rico Kellenberger zu Gerhard Mahrle. Kellenberger stellt sich als Mitarbeiter von Bus Ostschweiz vor, deren Geschäftsleitung er angehört. «Und Präsident der Ortsgemeinde ist er auch», mische ich mich ins Gespräch ein, obschon ich an dem virtuellen Tisch nicht Platz genommen habe, sondern nur aus Distanz höre, was Max Tinner und seine Small-Talk-Wifo-Kollegen reden. «Ja», sagt Rico Kellenberger, seit diesem Jahr» – und schon sei eine ganze Reihe an Anliegen an ihn herangetragen worden, zum Beispiel der Wunsch nach mehr Abfallkübeln oder ein Ende des Parkierens auf dem Spielplatz. Nach einer Weile sagt Kellenberger: «I probier emol dä Tisch z’wechsle, gell, tschau mitenand.» Sarah Peter Vogt tut es ihm gleich, Max Tinner will noch etwas sagen, ruft ihr «Sarah» hinterher, aber ein Klick ist ein Klick und Sarah weg. Am «echten» Wifo hätte sie es noch gehört, oder der Journalist hätte ihr nacheilen können.Inzwischen «hät’s glugged», stellt Max Tinner fest. Im zweiten und im dritten Stockwerk (die hier «Floor» heissen; Englisch ist allgegenwärtig) sei niemand mehr, «I glaub, es isch scho ziemli verbii». Um 17 Uhr, eine Stunde nach Apérobeginn, sieht Max Tinner Eichbergs Gemeindepräsident Alex Arnold an einem Tisch, will sich dazustellen. Aber, oh je: Ein Siebter in der Runde ist nur in der echten Welt willkommen.

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