04.10.2021

Grosses Auftanken am Bodensee

Zahlreiche Zugvögel machen dort Halt zur Nahrungssuche, bevor ihre lange Reise über die Alpen weitergeht.

Laubblätter fegen in kleinen Wirbelstürmen über Stein und Asphalt, das Blau am Himmel ist einem nebligen Grau gewichen und Shorts, Sommerkleid und Kurzarmhemden sind endgültig im Schrank verschwunden. Es ist Herbst. Was nebst den genannten Dingen auch gewiss ist: Es versammeln sich wieder Zehntausende von Zugvögeln am Bodensee. Er ist ihr jährlicher Zwischenstopp, bevor sie ihren langen Flug über die Alpen Richtung Süden in Angriff nehmen. Vor allem im Rheindelta können sogenannte «Birdspotter» die Vögel sehr gut und leicht beobachten. Das Rheindelta am südöstlichen Bodenseeufer ist weit herum als Hotspot bekannt. Denn der Bodensee liegt auf der Zugroute vieler Westzieher.«Durch die naturnahen Ufer und Schlickflächen bietet er insbesondere Wasser- und Wattvögeln eine Möglichkeit zur Nahrungssuche, um die Fettreserven vor dem Weiterflug noch einmal aufzufüllen», sagt Johanna Kronberger von Birdlife Vorarlberg. Sie kennt die besten Beobachtungspunkte im Rheindelta und Umgebung. Wie viele Vögel jährlich den Bodensee passieren, ist immer unterschiedlich. «Es gibt sogenannte Invasionsjahre, in denen sehr grosse Zahlen an bestimmten Vogelarten durchziehen», erklärt Kronberger. Sie erinnert sich an ein weiteres besonderes Erlebnis vor zwei Jahren. Damals zogen täglich Zehntausende von Eichelhähern beim Bodensee durch.Es wird geschätzt, dass 2019 insgesamt rund 130 000 solcher Vögel den Bodensee passiert haben. «Ein absoluter Rekord. Da die meisten Arten jedoch in der Nacht durchziehen, bekommt man das eigentliche Zuggeschehen gar nicht wirklich mit.» In den vergangenen Tagen wurde ausserdem ein Seeadler gesichtet, wie Kronberger berichtet. Über die Jahre verschwanden allerdings auch immer wieder Vogelarten vom Bodensee. «In Vorarlberg sind das beispielsweise die Uferschnepfe und als letztes vermutlich die Bekassine, von der schon seit mehreren Jahren ein Brutnachweis fehlt», sagt Kronberger. Betroffen seien vor al-lem Feuchtgebietsarten, die auf feuchte, störungsarme Lebensräume angewiesen seien. Ihnen habe Corona etwas in die Karten gespielt. Doch: «Bei den durchziehenden Arten ist das sehr schwierig zu sagen, da ein Grossteil ohne unser Wissen durchzieht.» (alr)

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