Schule kann richtig aufregend sein! Wobei: An diesem Morgen am Donnerstag kommen die Kinder in die Schulhäuser Klaus, Klaus-Institut und Bild zunächst gar nicht rein. Der Strom ist ausgefallen, und die Eingangstüren bleiben deswegen verriegelt. Hinaus kommt man zwar immer. Die Schlösser sind aus Sicherheitsgründen so konstruiert. Hinein lassen sich die Türen ohne Strom aber nur mit Schlüssel öffnen. Die Kinder müssen also warten, bis ihnen eine Lehrerin oder ein Lehrer die Tür öffnet. Ein Hilfsmittel aus der Zeit vor der Elektrifizierung ermöglicht es, die Türe für Nachzügler offenzuhalten: ein Holzkeil.
Dann gehts hinein ins Schulhaus, in dem es nahezu stockdunkel ist. Einzelne Schülerinnen und Schüler haben eine Taschenlampe oder ein Sicherheitslicht dabei, weil sie damit im Winter, wenn es noch dunkel ist, wenn sie von zu Hause aufbrechen, sicherer unterwegs sind. Den anderen leuchten die Lehrerinnen und Lehrer mit den Smartphones den Treppenaufgang zu den Schulzimmern aus.
Ohne Strom bleiben die Rollläden unten und die Schulzimmer dunkel
Da die Tage bereits wieder länger werden, kommt um acht Uhr bereits ein zartes Tageslicht durch die Fenster. Ausser im Kindergarten im Institut – da sind die Rollläden noch unten. Öffnen und schliessen lassen sie sich nur elektrisch. An einem Montagmorgen wäre wohl auch das eine oder andere weitere Schulzimmer dunkel geblieben.
Jetzt, unter der Woche, sind die Rollläden über Nacht in vielen Schulzimmern offen geblieben. Aber auch das Dämmerlicht reicht längst nicht zum Lesen und Schreiben. Man sieht sich ja kaum!In den meisten Schulzimmern behilft man sich mit Kerzen. Solche liegen aus der Adventszeit noch in den Wandschränken. Anderswo beginnt man mit Batterien, Drähten und Glühbirnen etwas Beleuchtung zu basteln. Ein Schüler kommt auf die Idee, die Restladung im Akku eines kaputten Übungshandys als Stromquelle zu nutzen. MacGyver aus der gleichnamigen TV-Actionserie hätte es nicht besser gekonnt.
Auf dem Weg zur «Energieschule»
Dass dieses Material griffbereit ist, liegt daran, dass sich die Schuleinheit in letzter Zeit oft mit Strom- und anderen Energiefragen auseinandergesetzt hat. Sie strebt die «Energieschule»-Auszeichnung an. Es ist dies ein Angebot des Trägervereins Energiestadt, welcher energiebewusste Gemeinden und Städte wie Altstätten mit dem Energiestadt-Zertifikat auszeichnet. Damit eine Schule die Auszeichnung bekommt, muss sie unter anderem auch immer wieder Energiefragen im Unterricht thematisieren. Beispielsweise die Konsequenzen eines Stromausfalls, der in diesem Fall mit dem Herausdrehen von Sicherungen absichtlich herbeigeführt worden ist. Deswegen war der «Stromausfall» auch nicht komplett: Die Telefonanlage etwa blieb eingeschaltet für den Fall, dass Eltern ein krank gewordenes Kind abmelden. Die Serveranlage blieb in Betrieb, damit es nicht versehentlich zu einem Datenverlust kommt.
Auch die Heizung lief weiter, genauso wie andere Infrastruktur mit Steuerelektronik, die womöglich Schaden hätte nehmen können. Hauswart Markus Sonderegger hatte deswegen vorgängig in Gedanken und in Testläufen übers Wochenende vorgängig durchgespielt, an welcher Sicherung welche Strombezüger hängen und welche Konsequenzen ein Stromausfall für sie hat.
Ohne Strom gehts eine Zeit lang... ohne Pausenkafi nicht
Der Stromausfall kam auch für niemanden ganz unerwartet. Er war schon vor Wochen angekündigt worden, allerdings ohne ein Datum dafür zu nennen. Selbst wenn man sich also auf das Ereignis hätte einstellen können, zeigte die dreistündige Übung doch, wie abhängig wir heute von einer zuverlässigen Stromversorgung sind, gerade auch in der Schule. Strom brauchts dort ja nicht nur für die Beleuchtung. Auch die elektronische Wandtafel und die im Unterricht immer öfter verwendeten Notebooks benötigen Strom. Letztere können dank Akku zwar eine Zeit lang netzunabhängig betrieben werden, aber irgendwann ist auch dort der «Pfuus dus».
Dass sich auch heute noch auch ohne Elektronik und zur Not eine Zeit lang auch nur mit wenig Licht Schule geben lässt, bewiesen die Lehrerinnen und Lehrer bei dieser Übung mit Bravour. Dafür brauchten sie sich trotz vager Vorwarnung nicht gross vorzubereiten. Allerdings soll eine Lehrerin seit der Ankündigung täglich mit einer Thermosflasche voll heissem Wasser zur Schule gekommen sein, weiss Schulleiter Marco Schraner. Auf den Kaffee in der Pause wollte sie keinesfalls verzichten. Nach der Übung kann Schraner es ihr nachfühlen.