27.02.2019

«Gratuliert haben sie nicht gerade»

Die Ferien gmbha hat keck die Altstätter Röllelibutzen nachgeäfft und mit diesem Auftritt am Rebschter Umzug den 1. Preis gewonnen. Cliquenmitglied Dani Stricker äussert sich zu den Reaktionen – und über die Röllelibutzen.

Von Interview: Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Interview: Gert BrudererNehmen die falschen Röllelibutzen auch am Altstätter Fasnachsumzug teil?Dani Strickler: Nein, wir gehören nach Rebstein.Am Altstätter Umzug wären Sie in der Höhle des Löwen. Haben Sie Angst?Nein.Der Spott der Ferien gmbha ist beissend. Sie nennen sich Böllelifutzen, und von den Röllelibutzen müsse man seit hundert Jahren «da glichi Schissdreck gseh». Gab’s dafür nur Lob oder auch Kritik?Es gab sehr viel Lob. Der eine oder andere meinte allerdings, die Sprüche seien an der Grenze. Das mag stimmen, aber e bitzli sprütze mues me, da tüend d’Röllelibutze jo au. Wir denken, unser Auftritt ist im Rahmen des fasnächtlich Erlaubten.Hat das Publikum am Umzug sofort gemerkt, dass ihr nicht die echten Butzen wart?Nein, das war lustig. Viele hatten tatsächlich geglaubt, die echten Röllelibutzen kämen auf sie zu.Die Hüte scheinen sehr aufwendig gemacht zu sein. Trifft das zu oder täuscht der Eindruck?Wir haben an einem Abend geschäumt, einer von uns hat alles vorbereitet. Dann hat jeder mit Heissleim und Kleber drei bis vier Stunden an seinem Hut gebaut.Auf den ersten Blick wirken die Hüte zum Teil wie die echten.Beim Machen haben wir immer mal wieder gegoogelt und geschaut, wie die Röllelibutzen aussehen. Das Material hatten wir zum grossen Teil aus dem Altstätter Brockenhaus, das ist vor der Fasnacht jeweils unser Hauptlieferant. Für die Hüte haben wir unter anderem Weihnachtskugeln und Stoffbommel verwendet. Die weissen Hosen aufzutreiben, war fast das Schwierigste.Was hält die Ferien gmbha von den Röllelibutzen, wenn nicht gerade Fasnacht ist?Was die Butzen auf die Beine gestellt haben, ist grossartig und spornt uns an, an diese Leistung heranzukommen. In jüngerer Vergangenheit standen die Röllelibutzen wegen des Wagenbau-Reglements bei Umzugsteilnehmern etwas in der Kritik. Nachdem die Butzen es noch etwas angepasst haben, können wir aber dahinter stehen. Dass ein Reglement nötig war, ist hoffentlich allen bewusst, uns jedenfalls war es das.Was war denn zum Beispiel nicht gut gewesen an der ersten Fassung des Reglements?Dass man nach Altstätten zum Vorführen musste. Das war nicht praktikabel, weil wir den Wagen immer sehr kurzfristig bauen, an den beiden Tagen vor dem Umzug.Gab es innerhalb der Ferien gmbha auch Bedenken wegen des Sujets? Immerhin sind die Röllelibutzen eine Institution.Es gab natürlich schon eine Diskussion, ob man so etwas machen kann. Es kamen auch Bedenken auf, wie es sie zuvor noch nicht gegeben hatte.Aber am Ende war man sich einig?Auf dem Weg zu unserem Sujetentscheid gab es drei Wahlgänge. Wir hatten mehrere Ideen. Ursprünglich hatten wir auch an die vom Kanton entfernten Fussgängerstreifen gedacht. Bei solchen Themen klären wir aber im Voraus, ob nicht schon eine andere Gruppe das Sujet gewählt hat, was bei den Fussgängerstreifen der Fall war. Dem TV Rebstein haben die Streifen für einen weiteren starken Fasnachtsauftritt gedient.Zu eurem Glück, denn so hattet ihr einen guten Grund, euch die Röllelibutzen vorzuknöpfen…Wie gesagt, wir haben Verschiedenes diskutiert. Wenn wir unschlüssig waren, gab’s zwischendurch mal ein Bierli. Am Ende entfielen 13 Stimmen auf die Röllelibutzen-Parodie. Die 13 Stimmen dürften ziemlich genau der Zahl der anwesenden Sitzungsteilnehmer entsprochen haben.Was gab denn den Ausschlag für den Entscheid, die Röllelibutzen nachzuahmen?Es reizte uns, an die Grenze zu gehen. Wir sind alle erfahrene Fasnächtler und trauen uns eine richtige Einordnung zu. Am Samstag nach dem Umzug haben wir dann mit namhaften Röllelibutzen entspannt ein Bierli getrunken.Und? Haben die Röllelibutzen der Ferien gmbha zu ihrem Böllelifutzen-Sujet gratuliert?Das nicht gerade, aber der OK-Präsident der Röllelibutzen fand es ebenfalls lustig.In Rebstein hat die Ferien gmbha diesmal den 1. Preis gewonnen. Im letzten Jahr gewann sie sogar bei der regionalen Prämierung. Denken Sie, dass die Röllelibutzen so weit gehen, die Ferien gmbha auch diesmal auszuzeichnen?Vermutlich eher weniger. Aber mal sehen, ob sie so viel Humor haben. Wir stünden natürlich gern wieder da vorne mit unseren Hüten.2017 hat Ihre Gruppe sich über den Magenbrot-Hersteller Marcel Rohner und seinen Chilbi-Song lustig gemacht. Hat er reagiert?Er hatte eine Riesenfreude und füllte Magenbrotsäckli mit Konfetti. Natürlich hatten wir Marcel Rohner im Voraus informiert.Und Marc Girardelli? Den haben sie sich ja im letzten Jahr mit dem Motto «Skirardelli» vorgeknöpft.Girardelli hat nie reagiert. Ich weiss aber auch gar nicht, ob er noch in Rebstein zu Hause ist.Haben Sie ihn überhaupt schon mal gesehen?Ja, schon öfter. Früher war er ab und zu im Dorf anzutreffen. An einem Faustballgrümpeli gehörte er sogar einmal einer gegnerischen Mannschaft an.Hat die Ferien gmbha für 2020 schon eine neue Idee?Wir müssen jetzt erst mal die alte verdauen. Damit wir uns auch für die nächste Fasnacht etwas Schönes einfallen lassen können, muss jetzt erst wieder was laufen im Rheintal; oder in Rebstein.Warum tritt die Ferien gmbha stets nur in Rebstein auf? Ist doch schade um den ganzen Aufwand!In unserer Clique sind alle vielfältig engagiert. Jemand macht zum Beispiel auch bei den Altstätter Ribelbüüchwiibern mit, ein anderer ist zugleich Bazzaschüttler, ich selbst bin Obervogel Nummer 21. Wir nehmen also sehr wohl auch ausserhalb von Rebstein an der Fasnacht teil, bloss nicht gemeinsam als Ferien gmbha.

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