15.02.2020

Gottesdienst mit Kunstinstallation

Schon von weitem grüssten an diesem frühlingshaften Sonntagmorgen rote, geknüpfte Bänder von der Platane beim Kircheneingang. Mit dieser auffälligen Installation erinnerte die Künstlerin Vera Staub an den brennenden Dornbusch, bei dem Mose von Gott zu seinem Dienst berufen worden war. In der Kirche hatte sie ein grosses Netz in verschiedenen Farben und Ausprägungen über den Abendmahlstisch und über Gemeindebesucher ausgespannt. Der Männerchor eröffnete den Gottesdienst mit einem eigentlichen Weckruf, der schöner nicht hätte einstimmen können. Als Gast stellte sich die in Au aufgewachsene Vera Staub mit einem dicken geknüpften Bündel roter Wolle vor. Sie habe in dieser Kirche den Unterricht besucht und sich an feste Formen erinnert, etwa, dass der damalige Pfarrer Schwendener die Stunde immer mit der dritten Strophe des Lieds «Lob, Ehr’ und Preis sei Gott» abgeschlossen habe. Ebenfalls eine – nicht zu fassende, aber feste – Form sei die gute Botschaft, die sich wie ihr geknüpftes und dann vom Abendmahltisch ausgerolltes Bündel als Bänder sich verzweigt in mehrere und letztlich ganz viele Fäden zu den einzelnen Menschen. Pfarrer Ronald Kasper sprach in seiner Predigt das behütende und beschützende, auch vernetzende Gebilde, das Netz, an. Er wählte dazu als Predigttext den Segen, den Gott Abraham zugesprochen hat: «Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein.» Der zugesprochene Segen gilt nicht nur dem Adressaten, sondern weit darüber hinaus, wie den Knotenpunkten eines unendlichen Netzes, letztlich allen Völkern und Nationen. Segen ist weder eine Versicherung noch eine Schutzhülle, aber Segen ist eine Kraft, die immer da ist. Dazu passend sang der Männerchor Heerbrugg den Soul «In the Bossom of Abraham». Anschliessend an den aufwendigen und vielfältigen Gottesdienst lud das Kirchenteam Heerbrugg zum Apéro. Dabei konnten die Kirchenbesucher mit der Künstlerin Vera Staub persönlich sprechen oder das «persönliche Netz-Werken» pflegen. (pd)

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