20.09.2019

«Gottes Herz schlägt knapp über dem Asphalt»

Aus christlicher Sicht...

Von Manuela Schäfer
aktualisiert am 03.11.2022
Im Sommer fand in der Gegend, vermutlich so zum ersten Mal, ein Trike-Treffen statt. Über hundert der dreirädrigen Motorfahrzeuglenker waren der Einladung gefolgt und einige von weither angereist. Ich bewege mich normalerweise eher mit Blech um mich herum auf der Strasse, sprich im Auto, oder allenfalls mit dem Velo. Ein ungewohntes Terrain also, auf das ich mich wagte, als ich die Ehre hatte, das Treffen zu besuchen. Von weitem sah man sie schon, die blinkenden und glitzernden Maschinen. Ihre Besitzer, oft in schwarze Kutten gekleidet, auf denen die Abzeichen der bereits besuchten Treffen oder ihrer Clubs aufgenäht waren, genossen die gemeinsame Zeit und tauschten sich rege aus.Egal, ob motorisiert oder als Zweibeiner unterwegs, alle fühlten sich schnell willkommen. Das Treffen bot die Gelegenheit für mich, ein Hobby, ja ein Lebensgefühl kennen zu lernen, von dem ich bisher wenig Ahnung hatte. Motorräder sind mehr als nur Maschinen. Sie bieten unverfälschte Fortbewegung draussen und sprechen viele unser Seiten an: Genuss der Freiheit und der Dynamik, der Verschmelzung mit der Kraft der Technik, aber auch die gesellige Gemeinschaft mit anderen. Dabei spielt es keine Rolle, ob jemand eher gemütlich oder schnell, kilometerhungrig oder aus purem Vergnügen unterwegs ist.Es sind ganz verschiedene Fahrzeuge auf unseren Strassen. Irgendwie müssen dort alle miteinander zurechtkommen. Viel zu oft werden Aggressionen ausgelassen und Vorurteile übereinander gepflegt. Solche Treffen wie dieses dienen dazu, sich wirklich zu begegnen und Begeisterung zu erleben, auch wenn man sie vielleicht nicht ganz teilt.So kann ich künftig auch über manche Motorengeräusche und Benzingerüche anders denken. «Gottes Herz schlägt knapp über dem Asphalt», las ich einmal ein Zitat eines Kollegen. Gott ist unterwegs, in unserer Welt präsent, da für die Schnellen und die zu kurz Gekommenen. Und so brachte ich den Trike-Fahrerinnen und -Fahrern Nachdenkliches, alle guten Wünsche und Gottes Segen. Mögen durch Unachtsamkeit, Leichtsinn oder auch nur Müdigkeit keine schlimmen Folgen entstehen. Gott gebe uns allen Ruhe und Gelassenheit, Rücksicht und Freundlichkeit – auch dann, wenn es wirklich Ärger gibt, bei Pannen und Staus oder wenn Fehler passieren.Fairness und Aufmerksamkeit sowie Hilfsbereitschaft sollen auf den Strassen regieren, damit nicht das Recht des Stärkeren herrscht und Menschen in Gefahr bringt, sondern Gottes Menschenfreundlichkeit sich in unserem Umgang miteinander spiegelt.Manuela Schäfer, Pfarrerin in Berneck

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