Strengere Gewässerschutzvorschriften machten eine Erneuerung der Abwasserreinigungsanlagen (ARA) nötig. Die Geschäftsleitung des Abwasserverbandes Altenrhein nahm dies zum Anlass, die Erweiterung der Infrastrukturbauten präzis planen und gestalten zu lassen und die bestehenden Anlagen zu pflegen.
Wie der Heimatschutz St.Gallen-Appenzell Innerrhoden in einer Medienmitteilung schreibt, agiert der Verband damit in zweierlei Hinsicht vorbildlich: Zum einen konnte die ARA Altenrhein als eine der ersten Kläranlagen der Schweiz die sogenannte vierte Reinigungsstufe – eine leistungsfähige Verfahrenskombination von Ozonierung und Filtration mit granulierter Aktivkohle – in Betrieb nehmen. Damit ist es möglich, die Mikroverunreinigungen durch Pestizide und Arzneimittel zu beseitigen. Zum andern beauftragte der Verband für die Gestaltung der Infrastrukturbauten ein kompetentes Architekturbüro.
Im geschützten Naherholungsgebiet
In der ARA Altenrhein mit ihrem Standort in unmittelbarer Nähe der Mündung des Alten Rheins in den Bodensee werden die Abwässer von 17 Gemeinden gereinigt. Während früher der Blick auf die «ungeliebte» Kläranlage durch hohe und dichte Hecken verdeckt war, sind heute durch die Baumreihen hindurch wieder Einblicke auf die Infrastrukturbauten möglich.
Und wer hinschaut, entdeckt sorgfältig gestaltete Bauten und Anlagen, die nicht nur ihre technische Aufgabe erfüllen, sondern auch als präzise gestaltete Gesamtanlage auffallen, die in die geschützte Landschaft eingebettet ist.
Der in Zürich tätige Architekt Lukas Imhof verantwortet diese Gestaltung. Er bezeichnet die ARA als kleine Stadt, deren unterschiedliche Gebäude, Remisen und Anlagen durch Strassen und Plätze verbunden und gegliedert sind. Die nötigen neuen Gebäude hat er in ein Ordnungssystem einer Stadt eingegliedert und die Gebäude mit ihren besonderen Funktionen an ausgewählte Stellen des Areals platziert.
Alt und Neu spielen zusammen
Diese Strategie des Weiterbauens innerhalb des Bestandes setzt nicht auf Kontraste von Neu und Alt oder auf Konfrontation der unterschiedlichen Bauetappen. Der Architekt suchte vielmehr die Qualitäten des Bestandes und ergänzte sie mit Neubauten die den Bestand neu interpretieren.
Die Materialien Beton und Holz werden dabei als verbindende Elemente eingesetzt: Beton für die Infrastruktur ist immer sichtbar, teils roh, teils auch durch sorgfältiges Schalen und Stocken veredelt. Vorvergrautes einheimisches Lärchenholz kleidet die Bauten ein, als abschliessende Wandelemente und als Roste. Die Fassaden sind durch vorspringende Dachelemente geschützt und verleihen den «Häusern» einen klaren Abschluss.
Aus massiver Bronze: Der Goldene Schemel
Der Heimatschutz versteht sich als kompetenter Partner in der Debatte um Baukultur. Der Vorstand der Sektion St.Gallen / Appenzell Innerrhoden unter dem Präsidium von Jakob Ruckstuhl engagiert sich deshalb vermehrt auch in Fragen der Neugestaltung in Architektur und Siedlungsräumen und äussert sich zu entsprechenden Projekten.
Mit dem «Goldenen Schemel» verleiht die Heimatschutz-Sektion St.Gallen / Appenzell Innerrhoden einen alltagsnahen Preis, nur gerade Schuhschachtel-gross, aber aus massiver Bronze. Entworfen wurde die Baukultur-Trophäe von der bekannten Bildhauerin/Fotografin Katalin Deér, St.Gallen. Gegossen wird der Schemel im Sitterwerk St.Gallen.
Die Auswahl der jährlich vergebenen Auszeichnung trifft eine Jury. Mitglieder sind Jakob Ruckstuhl, Natalia Bezzola, Werner Binotto, Daniel Cavelti, Kathrin Hilber, Christa Koeppel, Carlos Martinez, Agathe Nisple und Peter Röllin. Ausgezeichnet werden Einzelpersonen, aber auch Gruppen oder öffentliche Stellen und Institutionen.