Yves SolenthalerEin hölzerner Rheinecker Wappenfisch hängt im Stübli der Minigolfanlage, am Kopf hängen Namensschilder mit den bisherigen Schweizer Meistern des Minigolf-Clubs Rheineck.Fünf Messingschilder, das letzte wurde vor 20 Jahren ins Holz gehämmert. Bald steht dort «Nadine Gois – 2018».An Minigolfturnieren nimmt die Schweizer Meisterin erst seit zwei Jahren teil. Nadine Gois war aber schon damals keine Anfängerin mehr: Ihre Grosseltern betreiben die Minigolfanlage in Rheineck, Vater René spielt für Rheineck in der Mannschaftsmeisterschaft und der ältere Bruder Patrick hat an Schweizer Meisterschaften schon mehrere Medaillen gewonnen.Patrick Gois betreute seine Schwester während des dreitätigen Turniers in Bulle. An jedem Tag waren vier Runden zu spielen, am ersten fiel eine aus. Insgesamt zählten also elf Runden zum Ergebnis, in dem Gois durchschnittlich 33,1 Schläge benötigte.Der Vorsprung auf die Zweitklassierte war gross, mehr als 20 Punkte. Nadine Gois liess sich nicht aus der Ruhe bringen und verteidigte die Führung. «Ihr Betreuer war nervöser als sie», sagt der Vater.Die Betreuung im Minigolf reicht von Schirmhalten (um Schatten zu spenden) bis zu taktischen Anweisungen. «Ich habe einen Plan, wie ich welches Element spiele», sagt Nadine Gois. Der Betreuer hat Pläne, um nach missratenen Schlägen wieder schnellstmöglich den Weg zum Loch zu finden.Vor der WM zehn Tage Training auf zwei AnlagenFür die Nachwuchs-Weltmeisterschaften vom 8. bis 11. August in Cheb (Tschechien) war Nadine Gois schon vor dem Meistertitel nominiert. «Aber die Goldmedaille in Bulle war eine Bestätigung», sagt sie.Das Schweizer Minigolf-Nationalteam reist mit sieben Buben und drei Mädchen nach Böhmen. Die WM findet zwar erst in zwei Wochen statt, aber die Schweizer Delegation fährt schon am nächsten Sonntag nach Cheb.Bis am 8. August haben sie auf den zwei Anlagen in Cheb Zeit fürs Training – und hie und da auch für einen Ausflug. Dann beginnt der Wettkampf, der vier Tage dauert. Am letzten Tag sind allerdings nur noch die Top 32 im Einsatz, die in K.-o.-Runden um den Europameistertitel spielen. In diesem Format hat Nadine Gois noch keine Erfahrung. Ihr Ziel ist es natürlich, diese an der EM zu erlangen. «Eine Voraussage ist aber schwierig, weil die Gegnerinnen kaum einschätzbar sind», sagt Nadine Gois.Sie ist noch Sekundarschülerin in St. Margrethen. Im Sommer verwendet sie drei Wochen ihrer Ferien für Minigolf. «Die Reise nach Tschechien ist aber zum Teil wie Ferien», sagt sie.Auch mit dem Klub spielt sie oft an Turnieren. Der MGC Rhein-eck ist klein, aber oft an Turnieren und Meisterschaften anzutreffen. Am nächsten Sonntag versucht der Verein, in Höchst den Mannschaftstitel zum dritten Mal in Serie zu gewinnen. Nadine Gois ist dann schon unterwegs nach Tschechien. Viel Gepäck braucht sie für ihren Sport nicht: Ein Köfferchen mit Spielbällen und ein Schläger reichen.Ja, im Gegensatz zum Golf nur ein Schläger. Aber verschiedene Bälle: rauhe, gummige, steinharte. Für jedes Element ein anderer Ball. Die Abnutzung ist aber gering. René Gois hat in seinem Köfferchen noch einen Ball von 1991: «Immer noch spielbar.» (mst)