12.11.2019

«Glücksfall Klaus Brammertz»

Klaus Brammertz, der die «ausgesaugte» Firma Bauwerk wieder auf Kurs brachte, erhielt den Preis der Rheintaler Wirtschaft.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererDie Bauwerk Boen Group gehört zu St. Margrethen wie SFS zu Au-Heerbrugg oder Jansen zu Oberriet. Der im Dorf aufgewachsene Gemeindepräsident Reto Friedauer erinnert sich, dass früher viele Väter bei Bauwerk tätig waren, dem einst grössten Arbeitgeber im Ort. Das Unternehmen blieb dem Standort treu, trotz schweren Zeiten.Brammertz musste Investitionslücke stopfenBesonders schlimm war es vor einem Jahrzehnt. Damals waren 22 Banken Kreditgeber von Vestar Capital Partners, deren Private Equity Fonds dazu missbraucht wurde, das St. Margrether Unternehmen «auszusaugen», wie Klaus Brammertz es ausdrückte. Der Fonds ging Pleite, und die Banken übernahmen den Betrieb in dem Bestreben, ihn möglichst rasch einem neuen Eigentümer zuzuführen.Diesen Job erledigte Klaus Brammertz, der von Leica kam und ein besonderes Problem zu meistern hatte: Nachdem zu lange nicht investiert worden war, bestand dringender Nachholbedarf. Auch der «Frankenschock» im Jahr 2013 wirkte sich spürbar aus.Um als Schweizer Fertigungsunternehmen überleben zu können, musste Bauwerk die Produktion ins Ausland verlagern - dorthin, wo auch die Rohware in erforderlicher Qualität vorkommt. «In sehr kurzer Zeit wurde der Zusammenschluss mit Boen geschafft», sagte Brigitte Lüchinger, die als Präsidentin des Arbeitgeberverbandes Rheintal die Laudatio hielt.Das Unternehmen behaupte sich in einem schwierigen Umfeld, durch innovative Premiumprodukte und geschickte Übernahmen von Firmen. So habe Bauwerk Erträge erzielt, die der Festigung des Standorts St. Margrethen dienten.Allein in den letzten drei Jahren wurden elf Millionen Franken in den St. Margrether Betrieb investiert. Seit Klaus Brammertz vor zehn Jahren als CEO begann, hat sich der Umsatz verdreifacht.Brigitte Lüchinger bezeichnete Klaus Brammertz als einen «Glücksfall fürs Rheintal», Reto Friedauer nannte ihn einen Chef, der als Patron wahrgenommen werde. Brammertz’ Akzent «liesse es nicht vermuten», wie Friedauer meinte, doch der Bauwerk-CEO sei ein bekennender Rheintaler, der - nebenbei bemerkt - nun auch einen Schweizer Pass besitzt.Ein Chef, der viel fürs Rheintal tutNicht nur für «sein» Unternehmen, sondern auch für regionale Belange setzt der in Au lebende Firmenchef sich auf vielfältige Weise ein. Seit 2010 ist er Vorstandsmitglied im AGV Rheintal, ausserdem gehört er im Verein St. Galler Rheintal der Fachgruppe Standortmarketing an. Brammertz ist Jury-Mitglied und mit Bauwerk Preissponsor des WTT Youngleader Award der Fachhochschule St. Gallen und wirkt seit letztem Jahr als Vorstandsmitglied der Industrie- und Handelskammer St. Gallen.Bauwerk Parkett, früher unter der Abkürzung BW ein Begriff, startete 1946 in St. Margrethen und bezog 1963 das heutige Produktionswerk. Der Preis der Rheintaler Wirtschaft, den Klaus Brammertz nun bekam, wird seit 25 an herausragende Persönlichkeiten und Unternehmen des Rheintals verliehen. Neben dem AGV und dem Verein St. Galler Rheintal steht u.a. auch das Rheintaler Wirtschaftsforum hinter dem Preis, dessen Erfinder Reini Frei bei der Preisverleihung ein Zitat Miguel de Cervantes’ in leicht veränderter Form verwendete: «Auf einem guten Boden kann man einen guten Bau ausführen, und der beste Boden auf Erden ist das Parkett.»Cervantes nannte zwar das Geld als besten Boden, doch es brauche dieses Geld, bemerkte Frei, damit «das beste Parkett der Welt» sich erwerben lasse - jenes von Bauwerk.

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