04.09.2022

Glücklicher Derbysieg für den FC Rüthi

Das Oberrheintaler FCR-Derby zwischen Rüthi und Rebstein hat das Team gewonnen, das weniger Chancen hatte. Die Mannschaft vom Rheinblick behielt mit 2:1 das bessere Ende für sich.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 02.11.2022
In der 90. Minute bekam Rebsteins Stürmer Andrej Dursun nach einem Vorstoss über die rechte Seite den Ball pfannenfertig vorgelegt. Doch die Nummer acht jagte das Leder in den Himmel statt ins Netz – es war die letzte von vielen guten Chancen, die Rebstein in Rüthi hatte. Dass es für Grün-Weiss nicht zu einem Punktgewinn reichte, lag an der viel zitierten Mischung aus Pech und Unvermögen.Und daran, dass der FC Rüthi sich vor dem Tor geschickter anstellte. Die Gäste hatten zwar ein deutliches Chancenplus, ein Tor mehr gelang jedoch den Gastgebern, die das Oberrheintaler Drittliga-Derby mit 2:1 für sich entschieden. Rüthi machte mit den Punkten vier bis sechs den Fehlstart (0:5 gegen Buchs) vergessen, während der FC Rebstein mit nur einem Punkt in drei Spielen von einem Fehlstart sprechen muss.Die Heeb-Elf belohnt sich für den Aufwand nichtDie Rebsteiner haderten nach dem Abpfiff; primär mit sich selber. Alle hatten es gesehen: Rebstein betrieb viel Aufwand, am Ende stand es aber mit leeren Händen da. Wie im Spiel gegen Sargans (3:4) gelang es den Birkenauern nicht, sich für seinen Aufwand und eine gute Leistung mit Zählbarem zu belohnen.Das erste Tor des Spiels fiel in Rüthis bester Phase in der 24. Minute. Erzielt hat es Argurian Bojaxhi, der ein Zuspiel Bernhard Allgäuers verwertete. Danach kamen bei Rebstein dreimal Dursun und je einmal Philip Baumgartner und Björn Ergens zum Abschluss – ein Tor fiel aber nicht. Schlimmer noch, die meisten Bälle fanden nicht einmal den Weg aufs Tor. Es mag etwas paradox klingen, aber der Rüthner Torhüter Joris Hallauer hatte trotz vieler Chancen des Gegners keinen allzu anstrengenden Nachmittag.Rüthi hat auf den Ausgleich eine Antwort paratNach dem Seitenwechsel bekam Rebstein in den ersten 70 Sekunden drei Eckbälle, aber auch hier fiel kein Tor. Immerhin gelang Andrin Cabezas dann der überfällige Ausgleich – er staubte nach einer unübersichtlichen Situation zum 1:1 ab. Doch Rüthi hatte eine Antwort darauf parat. Sven Städler lancierte Allgäuer, der Torhüter Dominik Roth umkurvte und zum 2:1 einschob.Rebsteins Widerstand war nicht gebrochen, Rüthi fand nun aber die eine oder andere Chance vor, die definitive Entscheidung herbeizuführen. Einmal rettete Rebsteins Piratheesh Kamalanathan für den geschlagenen Roth auf der Linie (85.). Der Rest war Rebsteiner Anrennen, wobei sich vor allem Rüthi-Hüne Maximilian Seger als Abwehrpatron auszeichnete. Dann folgten die Chancen von Alessandro Gottscher (siehe unten) und Dursun – und dann der Abpfiff.Der Verteidiger ist jetzt KnipserFC Rüthi Während neun Jahren spielte Argurian Bojaxhi beim FC Montlingen. Meistens war der heute 30-Jährige dafür zuständig, Gegentore zu verhindern. Er stand deutlich öfter als Verteidiger im Einsatz denn als Offensivkraft – doch verlernt hat Bojaxhi das Toreschiessen nicht. Das beweist er beim FC Rüthi, zu dem er im Sommer zurückgekehrt ist und bei dem sein Bruder Granit Trainer ist.«Eigentlich bin ich waschechter Stürmer», sagt Bojaxhi nach dem Spiel. Das ist in der 24. Minute zu sehen: Auf Assist von Bernhard Allgäuer ist er es, der Rüthi mit 1:0 in Führung bringt. Bojaxhi veredelt das Zuspiel in der Art eines Mittelstürmers im Reinrutschen. «Es war schon ein kleines Glücksgoal», sagt Bojaxhi, und fügt dann lachend an: «Aber ein alter Fuchs wie ich macht so eine halt.»[caption_left: Er sei ein «waschechter Stürmer», sagt Argurian Bojaxhi (in Blau), der so das 1:0 für Rüthi erzielte.]Argurian Bojaxhi hat in den ersten drei Spielen seit seinem Rüthi-Comeback drei Tore erzielt. «Dabei bin ich noch nicht einmal bei 100 Prozent. Es ist schön, wie mich das Team unterstützt und wie es Geduld mit mir hat», sagt Bojaxhi. Und er ist zufrieden mit dem Rüthner Auftritt. «Wir haben zwar den Ausgleich kassiert, haben uns dadurch aber nicht aus der Ruhe bringen lassen. Das war schlussendlich der Schlüssel zum Erfolg.» Das Spiel sei für Rüthi wegweisend gewesen, der Derbysieg sei sehr wichtig. «Jetzt wissen wir: Wir können uns nach vorn orientieren.»Alessandro Gottscher, der Junge mit dem BlitzantrittFC Rebstein Auf dem Rheinblick sind noch zehn Minuten zu spielen, da wechselt Rebsteins Trainer Ralph Heeb einen Spieler ein, der noch nie in der ersten Mannschaft gespielt hat. Der junge Debütant heisst Alessandro Gottscher und ist im Sommer vom Team Rheintal-Bodensee zu seinem Stammverein zurückgekehrt. Gottscher kann sich körperlich zwar noch nicht mit Rüthis Recken wie Maximilian Seger messen, er muss das aber auch nicht. Seine Qualitäten sind andere, besonders auffällig ist sein Antritt. Hat Gottscher den Ball am Fuss, streichelt er ihn und beschleunigt wie kaum ein anderer auf dem Platz. Er scannt das Feld mit den Augen ab, sucht den Mitspieler, leitet den Ball rasant weiter.[caption_left: Alessandro Gottscher belebte Rebsteins Spiel nochmal.]Und Gottscher, der vor weniger als zwei Monaten erst 16-jährig geworden ist, traut sich etwas zu. Er geht positiv ins Spiel, versucht, dem FC Rebstein zum Ausgleich zu verhelfen. Mit dem rechten Fuss zieht er aus gut 16 Metern ab, sein Schuss wird jedoch von einem Rüthner Verteidiger abgeblockt. Auch Alessandro Gottscher gelingt kein Tor mehr, wie auch seinen Kollegen. Doch der Junge mit dem Blitzantritt hat in der 3. Liga eine erste Duftmarke gesetzt – es dürfte nicht allzu lange dauern, bis er die Möglichkeit bekommt, diese Leistung zu bestätigen.Rüthi – Rebstein 2:1 (1:0)Rheinblick – 150 Zuschauer.Tore: 24. Bojaxhi 1:0, 54. Cabezas 1:1, 62. Allgäuer 2:1.Rüthi: Hallauer; Schnüriger, Seger, R. Sonderegger, Sönmez (83. Abd El Hai); Zäch, Städler; Allgäuer, Geisser (53. Loher), Berisha (91. Seljmani); Bojaxhi (76. Junuzi).Rebstein: Roth; Kamalanathan, Kocabas (80. Gottscher), Hirschbühl (40. Boehrer), Dietrich; Schranz; Cabezas (77. Künzler), Baumgartner, Tomasic, Ergens (86. Eggenberger); Dursun.Gelbe Karten: 13. Schnüriger, 15. Ergens, 52. R. Sonderegger, 67. Sönmez, 74. Tomasic, 86. Seger (alle Foul).

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