Daniela HuijserDas Land um den grossen, hellen Hofladen ist flach und trocken, nur mit hartem Gras und kleinen Büschen bewachsen. Hügel umgeben das Gelände, in der Ferne sind Berge zu sehen.Hier, am Rand des Bauerndorfs Calitzdorp, haben Ursula Triebe und ihr Mann Klaus eine Organisation aufgebaut, die in ihrer Vielfalt den Einheimischen nachhaltig hilft. Der Hofladen, in Südafrika Padstal genannt, ist nur ein Teil dieser besonderen Organisation.Ursula Triebe wuchs in St. Margrethen aufDoch von Anfang an: Ursula verbrachte ihre ersten 20 Lebensjahre in St. Margrethen. Dann zog sie mit ihrem Mann, dem Deutschen Klaus Triebe, in die Welt hinaus. England, Südafrika, Deutschland und Japan waren Stationen ihres Lebens. Klaus arbeitete als Mühlebau-Ingenieur und erstellte Lebensmittelfabriken in aller Welt. Ursula, die Röntgenassistentin und Lehrerin gelernt hatte, war immer an seiner Seite. Gemeinsam zogen sie drei Söhne gross. Doch nicht nur die Liebe verband und verbindet das Paar, auch ihr Glaube ist ein starkes Band; die beiden gehören der Pfingstgemeinde an.Der Glaube, aber auch eine innige Verbundenheit mit dem Land, führte Ursula und Klaus Triebe 1984 erneut nach Südafrika. Sie bauten eine christliche Schule und ein College auf und übergaben das Projekt 13 Jahre später in «gute Hände». «Danach nahmen wir uns eine Auszeit», erzählt Ursula Triebe. «Wir haben ein Jahr am Meer gewohnt und waren in der Seelsorge tätig.» Als das Ehepaar 1999 im Dorf Calitzdorp, etwa vier Stunden östlich von Kapstadt, Freunde besuchte, war das ein Meilenstein. «Wir erkannten, dass wir etwas für Kinder tun sollen», erinnert sich Ursula Triebe. Also liess sie sich mit ihrem Mann in der Ortschaft nieder und begannen mit dem Aufbau der Non-Profit-Organisation Elnatan (zu Deutsch «Gott gibt»). «Wir bekamen Elnatan geschenkt von einer Organisation, die damals in Südafrika christliche Literatur verbreitete», erklärt Ursula Triebe.Zehn Arbeitsplätze geschaffenAus bescheidenen Anfängen ist ein stattliches Projekt mit zehn Arbeitsplätzen geworden: Ursula und Klaus Triebe errichteten einen Kindergarten für 220 Mädchen und Buben. Alle Kinder kommen aus armen Familien aus der Nachbarschaft und von Arbeitern der umliegenden Farmen. «Diese holen wir mit einem VW-Bus ab», sagt Ursula Triebe. Die täglichen Kosten des Kindergartens werden zu 70 Prozent von den Eltern und dem Staat gedeckt, die anderen 30 Prozent durch Spenden.Zudem gründeten Triebes einen Fruchtverarbeitungsbetrieb, in dem aus regional angebautem Obst Konfitüre, Trockenfrüchte, Früchteplatten aus gemahlenem Obst und vieles mehr hergestellt wird. Die Obstprodukte verkaufen Ursula Triebe und lokale Angestellte im Hofladen und auch übers Internet.Und als hätten sie und ihr Mann damit noch nicht genug zu tun gehabt, planten sie weiter. Nachhaltigkeit ist ihnen wichtig. Deshalb investierten sie mit eigenem Geld sowie der Unterstützung einiger Gönner auch noch in eine Erwachsenenbildung für Männer. Diese lernen verschiedene handwerkliche Berufe, werden so zu Maurern, Dachdeckern oder Pflasterern. Klaus Triebe kümmert sich um diese Ausbildung und sorgt auch dafür, dass die Männer Aufträge erhalten. «Im Dorf hat es praktisch keine Arbeitsplätze», sagt Klaus Triebe. «Wir wollen eine Schule bauen für etwa 20 junge Leute, die sonst keine Perspektive hätten. So können manche Kinder vom Kindergarten bis zur abgeschlossenen Ausbildung bei Elnatan bleiben. Im Moment haben wir aber noch nicht genügend Geld dafür.» An dieser Schule sollen Frauen und Männer Englisch lernen, damit sie danach zum Beispiel als Touristenführer arbeiten können. Und sie sollen alles über Sukkulenten lernen, denn darin sieht das Ehepaar Triebe eine gute Zukunft der Region.Mit Zucht von Sukkulenten Wassermangel trotzenWasser ist ein grosses Problem in vielen Regionen Südafrikas, auch in Calitzdorp. Seit Jahren hat es nur wenig geregnet. Deshalb ist die Zucht von Sukkulenten eine langfristig lohnende Aufgabe. «In unserer Gegend sind sehr viele Arten heimisch. Doch manche sind fast ausgestorben. Wir wollen möglichst viele Sukkulenten bei uns züchten, um sie dann an Hausbesitzer für die Gartengestaltung oder die Terrasse verkaufen zu können. Doch die Sukkulenten-Zucht ist eine langwierige Sache», erklärt Ursula Triebe. Sie ist mittlerweile 74, Ehemann Klaus ist 77. Und noch immer arbeiten beide unermüdlich für Elnatan. Ursula ist täglich in der Früchteverarbeitung, im Büro und im Kindergarten tätig, Klaus Triebe kauft die Früchte ein – rund zehn Tonnen im Jahr – und arbeitet mit den Männern auf den Baustellen. «Unser Engagement wird von der Bevölkerung geschätzt», sagen beide. Das erleben sie jeweils am Samstag, wenn bis zu 120 Kinder zum grossen Spielplatz kommen, den Triebes errichtet haben. «Das ist für Klaus jeweils eine grosse Herausforderung, denn er ist immer dort und hat ein waches Auge auf die Kinder.»Wie die Zukunft von Elnatan aussieht, weiss das Ehepaar noch nicht. «Einen Nachfolger haben wir bis jetzt keinen gefunden. Aber der Herr weiss, wie es weitergeht. Sonst hätte er uns nicht hierher geschickt», ist Ursula Triebe zuversichtlich. Unterstützung erhalten sie und ihr Mann auch von Kollegen aus der Kirche, die ihnen mit Ratschlägen und mit unterschiedlichen Fähigkeiten zur Seite stehen.Triebes machen sich auch keine grossen Gedanken wegen der finanziellen Mittel: «Wir mussten noch nie um Spenden bitten.» Trotzdem brauchen die beiden gelegentlich auch eine Auszeit. «Dann fahren wir für drei Tage ans Meer und erholen uns.» Ein- bis zweimal jährlich besuchen sie auch ihre Söhne, die alle in der Ostschweiz leben. Hier ist auch Ursula Triebes 99-jährige Mutter zu Hause und ihre Brüder. Dann können sich Ursula und Klaus Triebe auch das kaufen, was sie in Südafrika vermissen: Schweizer Schokolade.HinweisWeitere Informationen: www.die heuweltrust.wordpress.com und www.calitzdorpfruit.co.za