11.08.2021

Glockenklänge zu Ehren der Todesopfer

In Heiden wurde den Opfern der Atombombenwürfe in Japan gedacht

Von Christof Lampart
aktualisiert am 03.11.2022
Am Montag wurde bei der Peace Bell in Heiden die jährliche Gedenkfeier an den Atombombenangriff auf Nagasaki vor 76 Jahren abgehalten und von den Teilnehmenden die Peace Bell geläutet. Im Beisein des ehemaligen Schweizer Spitzendiplomaten und Präsidenten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Jakob Kellenberger, und des Heidler Gemeindepräsidenten, Gallus Pfister, hielt Maria Helena Nyberg, Vorstandsmitglied der Schweizer Sektion der Women’s International League for Peace and Freedom (WILPF), die Gedenkrede. Die im Jahr 1915 gegründete WILPF ist die älteste internationale Frauenfriedensorganisation.Dass sich in Zeiten von Corona so viele Menschen vor der Peace Bell in Heiden versammelten, sei ein starkes Zeichen, so Nyberg. Würden doch so die 67000 Personen in Japan, die nach den beiden Bombenabwürfen verdampften und verbrannten, und die mehr als 200000 Frühtodesfälle, die bis zum Ende des Jahres starben, aber auch die 230000 Spätopfer, die bis 1950 den Auswirkungen der Primärverstrahlung zum Opfer fielen, geehrt. Heiden erweise sich so erneut als ein Ort, an dem eine «Gemeinschaft der Friedensbewegten» am Werk sei, sagte Nyberg.Soziale Netze komplett ausgelöschtJedoch reiche das Grauen dieser Massaker weit über die nackten Zahlen hinaus. Denn es seien damals von einem Moment auf den anderen nicht nur kriegsnotwendige Gebäude und Infrastruktur zerstört worden, sondern unwiederbringlich unschuldige Menschen, die alle ein eigenes soziales Netz von Angehörigen, Freunden und Kollegen pflegten. «Die physische Infrastruktur einer Stadt kann mit der Zeit wieder aufgebaut werden, aber menschliche Verbindungen, soziale Geflechte aus dem Nichts aufzubauen, über die erlittenen psychischen Schmerzen hinweg, kann Generationen dauern», mahnte Nyberg.Keine Sicherheitsgarantie durch WaffenEs wäre deshalb wünschenswert und von grosser symbolischer Bedeutung, wenn die Schweiz sich endlich offiziell gegen den Besitz von Atomwaffen ausspräche und den UN-Atomwaffenverbotsvertrag ratifizierte, denn: «Eine durch Atomwaffen angeblich garantierte Sicherheit ist nicht die Sicherheit, die wir wollen. Menschliche Sicherheit wird nicht durch Waffen garantiert, schon gar nicht durch Atomwaffen.»Musikalisch sehr schön und bewegend umrahmt wurde die Gedenkfeier durch die beiden japanischen Musikerinnen Hiroko Haag (Piano und Gesang) und Yuko Ishikawa (Violine), welche japanische Lieder vortrugen; unter anderem auch das berühmte Lied «Die Glocken von Nagasaki».

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