18.07.2018

Glibber in Steinach, Seegras in Horn

Das warme Wetter hat einen Einfluss auf die Flora im Bodensee. Es entstehen Algenteppiche und das Seegras wächst bis an die Oberfläche. Lange Pflanzen können den Seglern in die Quere kommen.

Von Markus Schoch, Martin Rechsteiner
aktualisiert am 03.11.2022
Der Anblick ist kein schöner. Vergangene Woche trieben in der Steinacher Bucht glibbrige Fetzen und bedecken grosse Teile der Wasserfläche (Ausgabe vom Freitag). Das Phänomen kann jedes Jahr beobachtet werden. Die Gemeinde sieht deshalb keinen Handlungsbedarf. Zumal sich auch nichts machen lässt. Und auch in Horn haben sich Seepflanzen bemerkbar gemacht. Das Seegras im Hafen Ost war so nah an der Oberfläche, dass es den Böötlern in die Quere kam.Blaualgen werden zu GlibberDas Steinacher Algen-Phänomen, auch unter dem Namen «Krötenhaut» bekannt, kann die Biologin Margie D. Koster erklären. Sie arbeitet bei der Abteilung Gewässerqualität und -nutzung des Thurgauer Amts für Umwelt. Die Frage bekommt sie jedes Jahr gestellt, meist von Weiherbesitzern. Ihre Antwort: Es handle sich um Algen, meistens Blaualgen (auch Cyanobakterien), die sich schnell am Boden entwickeln bei höheren Wassertemperaturen, wie sie jetzt gemessen werden können. In ihrem Stoffwechsel entstehen Sauerstoff und Kohlendioxid, die als Gasblasen an die Wasseroberfläche steigen. «Wenn die Algenschicht dicker wird, verfangen sich diese Blasen darin und können nicht mehr entweichen», sagt Koster. Folge: Der Zellverband bekommt Auftrieb und löst sich vom Seegrund.Und das Seegras in Horn? Der stellvertretende Gemeindeschreiber, Matthias Jutz, sagt: «Der Seepegel ist wegen der Trockenheit und der Hitze dieses Jahr tiefer. Somit ist das Seegras näher an der Oberfläche und macht sich im Hafen bemerkbar.» Von Experten habe er sich zudem sagen lassen, dass die hohen Temperaturen das Wachstum der Pflanzen erhöhten. «Wir lassen das Seegras jedes Jahr im Juli oder August entfernen. Dieses Jahr gibt es aber wirklich viel davon.»Anfang Woche war denn auch die «Seekuh» in Horn – ein Mähboot, das dem Seegras zu Leibe rückt. Das sei nötig gewesen, wie Jutz sagt. «Denn die langen Pflanzen sind den Schiffseignern im Hafen Ost zunehmend in die Quere gekommen.» Es bestehe die Gefahr, dass sich langes Seegras in der Schiffschraube verfange.«Wir mussten die Pflanzen dieses Jahr sogar schon einmal manuell schneiden lassen, weil die ‹Seekuh› gerade nicht zur Verfügung stand», sagt Jutz.Markus Schoch, Martin Rechsteiner

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