19.12.2018

Gleich mehrere Baustellen

Der Vorarlberger Bundesligist aus Altach blieb im Herbstdurchgang deutlich unter den Erwartungen und muss sich nun für den drohenden Abstiegskampf rüsten.

Von Günther Böhler
aktualisiert am 03.11.2022
Günther BöhlerWinterpause in der österreichischen Bundesliga: Dass der SCR Altach vor seinem letzten Spiel den Platz vom Schnee räumen musste, symbolisierte die aktuelle Situation bei den Rheindörflern. Da änderte auch das 6:1-Schützenfest gegen den TSV Hartberg nichts, das Trainer Werner Grabherr quasi in letzter Sekunde den Kopf rettete. Denn zum Frühjahr stehen zahlreiche «Aufräumarbeiten» an, um für den Abstiegskampf gerüstet zu sein. Europa-League-Ticket trotzdem möglichKurioserweise ist durch die Ligareform sogar noch ein internationaler Startplatz möglich. Da in 18 Runden des Herbstdurchgangs nur 14 Punkte – je sieben zu Hause und in der Fremde – ergattert wurden, rangieren die Altacher vier Runden vor dem neu eingeführten Finaldurchgang auf dem vorletzten Platz. Platz sechs, der eine Teilnahme in der Meisterrunde bedeuten würde, ist nur noch theoretisch erreichbar. Daher findet sich der SCRA sicherlich in der ebenfalls sechsköpfigen Qualifikationsgruppe wieder. Auch hier werden vor dem Beginn einer einfachen Hin- und Rückrunde die Punkte geteilt – und somit ist alles möglich. Der Letzte in der Endabrechnung steigt ab und der Sieger des unteren Playoffs hat sogar noch die Chance auf ein Europa-League-Ticket. Denn der Sieger der Quali-Gruppe spielt in einem Heimspiel gegen den Fünften der Meistergruppe, und für den Sieger geht es in zwei Duellen gegen den Vierten der oberen Gruppe um den letzten EL-Startplatz. Der Meistertitel ist übrigens schon fast vergeben. Der noch unbesiegte Leader RB Salzburg überwintert mit 14 Punkten Vorsprung auf den LASK aus Linz. Vor zwei Jahren noch WinterkönigVor genau zwei Jahren – nach dem Abgang von Damir Canadi agierte Grabherr als Interimscoach –hiess der Wintermeister überraschenderweise Altach. 42 Punkte standen zu Buche, doch am Ende reichte es mit nur elf Punkten aus der Rückrunde gerade für Platz vier und Trainer Martin Scherb musste bereits nach viereinhalb Monaten den Hut nehmen. Nachfolger Klaus Schmidt überstand die Saison 2017/18 nicht und mit dem jüngsten Trainer der Liga – der 33-jährige Bregenzerwälder Werner Grabherr ist noch in Ausbildung – wollte der SCR Altach neu durchstarten. Doch es kam anders. Nach acht Runden hielt man bei mickrigen zwei Punkten, bei allen sechs Niederlagen machte allerdings nur ein Treffer den Unterschied. Selten stand dieselbe Formation auf dem Platz und Grabherr, der bezüglich System und Aufstellung viel experimentierte, schien kein Rezept zu finden. Zudem beklagte der bis zu diesem Zeitpunkt verlässlichste Stürmer, Oldie Hannes Aigner (37), Ladehemmung.Durch einen Zwischenspurt mit fünf Spielen ohne Niederlage zog Jungtrainer Grabherr erstmals den Kopf aus der Schlinge, doch nach vier weiteren Pleiten stand die Ablöse bevor. Nur dank des erwähnten Befreiungsschlags im Altacher Schnabelholz gegen den starken Aufsteiger Hartberg hat Grabherr auch im Frühling die Zügel in der Hand. Diese gilt es nun noch mehr anzuziehen, auch wenn es im Herbst oftmals so schien, dass einige Spieler mit einem «strengeren» Übungsleiter überhaupt nichts anfangen können. Auch daran gilt es zu arbeiten. Es wartet sehr viel Arbeit auf alle BeteiligtenFür alle Beteiligten im Lager der Rheindörfler brachte es SCRA-Präsident Karlheinz Kopf, dessen Position im März 2019 neu besetzt wird, auf den Punkt: «Wir alle sind enttäuscht über den Verlauf der Herbstsaison. Auch der Kantersieg zuletzt befreit uns noch lange nicht vor allen sportlichen Sorgen.»Somit wartet auf Georg Zellhofer, den Geschäftsführer Sport, viel Arbeit, denn wenn man am Schluss weiter in der obersten Spielklasse dabei sein will, sind sicherlich Verstärkungen nötig. Zudem gilt es jetzt schon einen Umbruch einzuleiten, denn sieben Akteure sind 30 Jahre oder älter und bei insgesamt 20 Spielern läuft der Vertrag Ende Saison aus. Trainer Grabherr, der sich natürlich freute, dass er seinen Job behielt, hat diesbezüglich schon konkrete Vorstellungen. «Einen rechten Aussenverteidiger sowie einen Offensivspieler werden wir im Frühjahr brauchen.»Diese und weitere erforderliche Massnahmen für einen erfolgreichen weiteren Meisterschaftsverlauf werden nun mit Zellhofer besprochen. Am Geld soll es nicht scheitern, denn Anfang Dezember wurde bei der Generalversammlung ein Rekordergebnis für die abgelaufene Saison präsentiert. Die Gründe für den Jahresüberschuss von knapp 1,2 Millionen Euro liegen an der erfolgreichen Europa-League-Quali (erst im Playoff war Endstation) und auch an einigen getätigten Transfers, wie etwa der Wechsel von Nicolas Moumi Ngamaleu zum Schweizer Meister Young Boys.Ob jedoch Zellhofer, dessen Vertrag dieses Jahr bis 2020 verlängert wurde, weiter mit im Boot ist, steht nach letzten Meldungen in den Sternen. Der bald scheidende Präsident Kopf sprach von «anderen Stellschrauben, an denen gedreht werden soll». Es bleibt also in jeder Hinsicht spannend beim Bundesligisten jenseits des Rheins.

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