Alles zurück auf Null. Wie bei «Mensch ärgere Dich nicht». Nur trifft es in Coronazeiten die Amateurfussballer bis hoch zur 2. Liga interregional. Am letzten Samstag haben die 13 zum Schweizerischen Fussballverband (SFV) gehörenden Regionalverbände sowie die Amateur Liga beim Zentralvorstand des SFV beantragt, alle Meisterschafts- und Cupbewerbe abzubrechen und die Saison zu annullieren, also nicht zu werten.Der SFV hat den Entscheid darüber vertagt (siehe Box). In Zeiten, in denen sich sogar die Regenwürmer auf den leeren Fussballplätzen langweilen, hilft nur noch ein Blick in die Kristallkugel. Ob es beim Shutdown der Saison Auf- und Absteiger gibt und entgegen dem Antrag eine Wertung der Saison erfolgt, wird allein der Zentralvorstand des SFV entscheiden.Rheineck könnte in der 2. Liga bleibenDer Abbruch der Saison würde Gewinner und Verlierer kennen. Ein Gewinner wäre der FC Rheineck, der trotz beachtlicher Leistungen in der Vorrunde mit zwei Punkten Rückstand auf den Strich in der 2. Liga die Rote Laterne trug – und nun nächste Saison trotzdem wieder in der 2. Liga spielen dürfte.Dennoch ist die Situation auch auf der Stapfenwis frustrierend. «Das Team war überzeugt, dass wir in der Rückrunde zwei Schippen draufgelegt und den Klassenerhalt auf dem grünen Rasen statt am grünen Tisch geschafft hätten», sagt Trainer Andy Giger. Besonders beim Trainingslager in Spanien sei viel Vorfreude spürbar gewesen. «Es würde den Spielern und mir wirklich weh tun, nicht auf dem Spielfeld zeigen zu können, dass wir in die 2. Liga gehören.»Bittere Situation beim ambitionierten FC StaadDer grosse Verlierer des Saisonabbruchs wäre zweifellos der FC Staad. Der ehemalige Zweitligist musste in den letzten zwei Saisons in der 4. Liga hartes Brot beissen. Die Ränge sechs und vier waren nicht, was man sich auf dem Bützel erhofft hatte. Diese Saison war es anders. Eine grossartige Hinrunde mit acht Siegen und nur einer Niederlage bescherte den Staadern die Leaderposition. Mit vier Punkten Vorsprung auf St. Otmar, den einzigen verbliebenen Konkurrenten um den Aufstieg.Präsident Cornel Rüst findet, die Regionalverbände hätten mit dem Antrag sehr früh den Weg des geringsten Widerstandes gewählt. Er begrüsst die Vertagung des Entscheids durch den SFV – und schlägt kreativere Lösungen als eine Nullwertung der Saison vor. Etwa, alle Erstplatzierten aufsteigen zu lassen. Dann wäre in jeder Liga ein Team mehr am Start, «doch das kann man lösen».Rüst sagt, er wisse nicht, ob das Team zusammenbleibe und der Verein die Spieler, die die Qualität für höhere Ligen haben, noch für ein weiteres Jahr in der 4. Liga motivieren könne.Die Langweile auf den Sportplätzen macht nicht nur den Spielern zu schaffen. Die Vereine kämpfen mit finanziellen Verlusten. Es fehlen die Eintrittsgelder, auch die Gewinne aus der Gastronomie.Finanzielle Verluste für die VereineUnd ob alle Sponsoren in der bedrohlicher werdenden wirtschaftlichen Situation den Clubs trotz weniger Medienpräsenz und minimierter Werbewirkung die Treue halten, wird sich im Herbst weisen. Widnau-Präsident Kuno Jocham sagt, der Verein suche mit den Sponsoren das Gespräch – «sobald wir wissen, wie und wann es sportlich überhaupt weitergeht». Stark ins Gewicht fallen die fehlenden Eintrittserlöse, denn der FCW spielt in der Regel vor 350 Zuschauern. Der Ausfall pro Spiel beträgt etwa 3000 Franken, wobei es in der Rückrunde sieben Heimspiele geben würde.«Dazu kommen die fehlenden Einnahmen aus der Gastronomie, zumal ja auch der Trainingsbetrieb fehlt. Zum Glück gibt es derzeit auch wenige Ausgaben. Und wir rechnen damit, dass die Gemeinde Kulanz bei Nutzung der Anlagen zeigt.» Kuno Jocham bezeichnet die aktuelle Lage als für das Vereinsleben katastrophal. Für viele Mitglieder seien die sozialen Kontakte im Club essenziell.«Da würden sicher über 10000 Franken fehlen»Die Lage in der Vereinsgastronomie schildert exemplarisch Hanspeter Schönbeck vom FC Rebstein: «Der Ausfall der gesamten Rückrunde würde für unsere Clubgastronomie einen Riesenverlust bedeuten. Wir hätten auf der Birkenau noch zwei Derbys mit jeweils mehreren hundert Zuschauern.» Einnahmen gebe es derzeit keine, aber auch keine Ausgaben. Es wurde fast nichts eingelagert, sodass auch nichts verdirbt.Der FCR Event Club, dem Hanspeter Schönbeck vorsteht, ist ein eigener Verein, der die Bewirtschaftung des Clubhauses macht. Der FC Rebstein leide dennoch, sagt Hanspeter Schönbeck: «Fehlende Gewinne und die Miete würden dem FC fehlen, dem wir unsere Profite zukommen lassen. Da würden sicher über 10000 Franken fehlen.»Ein grosses finanzielles Standbein Rebsteins ist das Pokalturnier, mit dem traditionell im Juli die Fussballsaison im Rheintal gestartet wird. Aktuell ist auch dieses Turnier gefährdet, sollte bis dahin das allgemeine Veranstaltungsverbot nicht wieder aufgehoben sein.