26.11.2019

Gewerbe sucht mehr Einfluss

Balgachs Gewerbeverein, der in einen Schlummerzustand versunken war, hat sich selbst wachgerüttelt.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Mit Blick auf die Kommunalwahlen im nächsten Herbst ist das Ziel klar: Der Gewerbeverein strebt die Vertretung durch ein Vereinsmitglied im Gemeinderat an. Oder durch jemanden, der dem Verein nahesteht.Ein erster Interessent habe sich schon gemeldet, sagt der in Widnau wohnende Jürg Kehl, der für Balgach schon viel getan hat – sei es als Präsident des Weihnachtsmarkts oder als Vorstandsmitglied des Balger Gewerbevereins.Auch übergeordnete Aufgaben erfüllenGegenwärtig steht Kehl der Arbeitsgruppe «Wirtschaftspolitische Agenda» vor, die neuen Schwung erzeugen und sodann ein Teil der Vorstandsarbeit werden soll. Jürg Kehl sagt: «Man versinkt im Tagesgeschäft und vergisst gern die übergeordneten Aufgaben.» Ihnen gedenkt der Gewerbeverein sich in Zukunft eingehend zu widmen.Dass das örtliche Balgacher Gewerbe vom politischen Geschehen quasi abgenabelt ist und Informationen aus dem Rathaus eher spärlich fliessen, macht der Verein dem Gemeinderat nicht zum Vorwurf. Selbstkritisch spricht Jürg Kehl von einer Holschuld, und Gewerbepräsident Roger Seitz ergänzt: Zwei Jahre sei der Verein ohne Präsident gewesen und deshalb «echli in en Schlofmodus gheit». Man habe selbst zu wenig unternommen.Mitgestalten statt klagenDer Alltag in Balgach ist aus Sicht der Gewerbetreibenden kaum anders als anderswo. Das heisst: Es könnte manches besser sein.Doch sich zu ärgern und ohne Kenntnis von Gründen über politische Entscheide zu klagen, sei der falsche Weg, ist der Gewerbevereinsvorstand sich einig.So hat man zwei Hauptanliegen: Man will besser über das Geschehen in Balgach informiert sein und wieder deutlich mehr mitdenken, mitdiskutieren, mitgestalten. Klar, das sei zwar nicht bequem, sagt Kehl, auch für die politisch Verantwortlichen nicht. Bedeutungsvolle Themen bräuchten aber eine permanente konstruktive Auseinandersetzung.Wichtige Themen gibt es zuhaufThemen, die das Gewerbe beschäftigen und künftig nicht mehr an ihm vorbeiziehen sollen, gibt es zuhauf.Handwerker wüssten beispielsweise gern, ob sich mit der Erneuerung des Schopfs neben dem «Rössli» nicht mehr Aufträge innerhalb der Gemeinde hätten vergeben lassen; der Handel ist daran interessiert, dass etwa bei grossen Strassenbauten bestmöglich auf die Interessen des Detailhandels Rücksicht genommen wird; und die Ansiedlungspolitik, die der breiten Öffentlichkeit in Balgach nicht bekannt sei, interessiere alle, auch die «politisch leider kaum noch eingebundene Industrie».Kurzum: Man möchte wissen, was in Balgach läuft – und auch die Einzelheiten kennen.Zwar bestehe ins Rathaus via Gemeinderat Bruno Frei ein gewisser Kontakt; Frei als offizieller Ansprechpartner fürs Gewerbe sei einsatzfreudig und die Beziehung angenehm, aber deutlich lieber wäre den Gewerbetreibenden halt doch ein «eigener» Gemeinderat oder eine Gemeinderätin.Ob diese Persönlichkeit einer Partei angehört, halten Kehl und Seitz für nebensächlich. Wichtig ist ihr Bekenntnis zu einem starken Gewerbe. Sollten mehr als ein Gewerbevertreter zu den Wahlen in einem Jahr antreten, beabsichtigt der Gewerbeverein, alle diese Kandidierenden gleichwertig zu unterstützen. Was der Gewerbeverein erwartet, ist neben dem scharfen Blick auf gewerbliche Interessen eine ausgeprägte Brückenbauerfähigkeit.Kantonalem Verband viel näher kommenIn seinem Bestreben, als Verein wieder mehr Anziehungskraft zu entfalten und sogar einen regionalen Vorbildcharakter zu entwickeln, beabsichtigt der Balgacher Gewerbeverein auch die Beziehung zum kantonalen Gewerbeverband zu vertiefen. Es geht um so wichtige Dinge wie Know-how, den Ausbau des Netzwerks, das Profitieren von Fördergeldern oder Rechtsberatung in strittigen Angelegenheiten. Jürg Kehl sagt: «Das einzelne Vereinsmitglied soll sehen, dass die Mitgliedschaft sich lohnt.»Intern hat die Vereinsspitze ihre Vorwärtsstrategie bereits kundgetan. Die Rückmeldungen aus der Mitte der insgesamt rund 90 Mitglieder seien sehr gut, sagt Jürg Kehl.Innerhalb des Vereins mit seinem stark verjüngten Vorstand sei die Aufbruchstimmung spürbar.

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