05.06.2021

Gesucht: Sonderpädagogen

Der Markt in der Schulischen Heilpädagogik ist nahezu ausgetrocknet. Das bekommt Ausserrhoden zu spüren.

Von Mea Mc Ghee
aktualisiert am 03.11.2022
Gut zwei Monate bevor das Schuljahr 2021/22 startet, interessiert, ob die Schulen im Kanton für alle Klassen qualifizierte Lehrkräfte anstellen können. Fakt ist, dass die Schülerzahlen steigen und in einige Gemeinden mittelfristig mehr Klassen geführt werden müssen.Jährlich sind an Ausserrhoder Schulen 65 bis 75 Stellen neu zu besetzen. Insgesamt unterrichten rund 700 Lehr- und weitere Fachpersonen an den Schulen im Kanton. Umgerechnet entspricht dies rund 450 Vollzeitpensa. Somit werden an der Volksschule jedes Jahr rund 10 Prozent des Personals neu eingestellt. Auf Nachfrage erklärt Ingrid Brühwiler, Abteilungsleiterin Regelpädagogik im kantonalen Amt für Volksschule und Sport, dass im nächsten Schuljahr in Ausserrhoder Gemeinden voraussichtlich 20 bis 30 Berufseinsteiger unterrichten werden. Die übrigen neuen Lehrkräfte kommen aus anderen Kantonen oder wechseln innerhalb des Kantons die Stelle.Ausgetrockneter Markt bei der SonderpädagogikDie Altersstruktur der Lehrpersonen sei über den ganzen Kanton betrachtet relativ ausgeglichen. In den nächsten Jahren werde jeweils ungefähr die gleiche Anzahl Lehrpersonen in Pension gehen (rund 15 Vollpensa). In einzelnen Gemeinden könne sich jedoch eine Häufung in einem Alterssegment ergeben, was dazu führen könne, dass in einem Jahr mehrere Lehrpersonen pensioniert werden. Die höheren Schülerzahlen würden sich je nach Gemeinde nicht unmittelbar auswirken. Hatten Klassen bisher durchschnittlich 18 oder 19 Kinder, könne die Klassengrösse bei mehr Schülern laut rechtlichen Grundlagen bis 24 steigen. Darüber hinaus kann mit zusätzlicher Entlastung auch eine grössere Klasse geführt werden. Wichtig ist, dass pädagogisch sinnvolles Unterrichten möglich ist.Während die meisten Stellen der Stufen Primar und Sek I auf das nächste Schuljahr hin mit qualifiziertem Personal besetzt werden können, ist der Markt in der Schulischen Heilpädagogik und der Logopädie nahezu ausgetrocknet. Entsprechend ist es gemäss Alexandra Schubert, Abteilungsleiterin Sonderpädagogik im Amt für Volksschule und Sport, schwierig, die Vakanzen mit ausge-bildeten Fachpersonen zu besetzen. «Die Befürchtung, niemanden Qualifiziertes zu finden, kann bei Schulleitungen zu einem latenten Druck führen», weiss Alexandra Schubert. Wegen dieser schweizweiten Problematik seien die Kantone im Gespräch mit den Hochschulen, etwa der HFH in Zürich. An der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik hat Appenzell Ausserrhoden jedes Jahr ein Kontingent von zwei bis drei Ausbildungsplätzen, zudem werden regelmässig Plätze dazugekauft. Schubert sagt: «Alle, die wollen, können den mehrjährigen Masterstudiengang in Angriff nehmen.» Absolventen erreichen dieselbe Lohnstufe wie Lehrkräfte der Stufe Sek I.Ausserdem gestalte die HFH seit Kurzem den Studiengang attraktiver, biete den Studierenden flexiblere Programme und Zusatzmodule, so Ale-xandra Schubert. Doch: «Bis die neuen Strukturen auf dem Markt spürbar werden, dauert es einige Zeit.» Auch Logopädinnen sind gesucht. Um diese Qualifikation zu erreichen, benötigt es ein Bachelorstudium.Um der schwierigen Marktlage entgegenzutreten, hat das Departement Bildung und Kultur im August 2020 kostenneutral zwei offene Stellen mit Fachpersonen aus dem Bereich Sonderpädagogik angestellt, welche Lehrpersonen und Sonderpä-dagogen coachen. Erste Erfahrungen seien positiv, sagt Schubert. «Der Aussenblick, die Beratung und Anpassungen im Unterricht können einen neuen Fokus in schwierigen Situationen bringen.» Dabei würden manchmal schon kleine Veränderungen helfen, etwa, indem für ein Kind mit Lernschwierigkeiten ein extra ruhiger Arbeitsplatz geschaffen werde.Keine Bewerbung von BerufseinsteigernWie schwierig die Besetzung von freien Stellen sein kann, hat dieses Jahr Thomas Jakob, seit sieben Jahren Schulleiter in Stein, erlebt. Auf die Ausschreibung einer Stelle an der Sek I mit einem Pensum von 70 bis 80 Prozent seien nur vereinzelte Bewerbungen eingegangen. Kein einziger Studienabgänger habe sich beworben, so Jakob. Er vermutet, dass der tiefe Einstiegslohn im Kanton mit ein Grund dafür ist, zumal sich einige Interessenten nach dem Lohn erkundigt hätten. Hier ist aber eine Verbesserung in Sicht, nachdem der Kantonsrat einer Erhöhung der Einstiegslöhne zugestimmt hat. Keine Probleme gab es hingegen bei der Suche nach Klassenassistenzen. Kantonalkonferenz der Lehrpersonen nur onlineDie Schülerinnen und Schüler in Ausserrhoden haben an Fronleichnahm traditionell schulfrei, weil Lehrerinnen und Lehrer an der Kantonalkonferenz teilnehmen. Dieses Mal coronabedingt online. Am Vormittag stehen die statutarischen Geschäfte an. Danach hält Agnes Leu, Forscherin und Juristin, ein Referat zum Thema «Minderjährige Pfleger». Der Nachmittag steht den Ortskonferenzen und den Sek-II-Stufen zur Verfügung. (mc)

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