18.03.2022

Gestritten unter dem Kirchendach

Was in der katholischen Pfarrei Widnau geschieht, irritiert, ärgert und enttäuscht. Allem voran beschäftigt der Fall des gekündigten Mesmers. Es kam zu heftigen Wortwechseln.

Von hb
aktualisiert am 02.11.2022
Eine Andacht des Pfarrers Georg Changeth und das schöne Geigenspiel von Michaela Loher gingen der Infoveranstaltung der Kirchenverwaltung Widnau voraus. Diese harmonische Atmosphäre in der katholischen Kirche wurde bald erschüttert. Die schwelende Unruhe in der Pfarrei hat sich am Donnerstagabend mit Anschuldigungen und enttäuschten Stimmen entladen. Im Mittelpunkt stand der Fall des gekündigten, langjährigen Mesmers.  Bis zur Fragerunde konnte Präsident Jean-Pierre Chéreau zwar zügig durch die Traktandenliste führen – er erwähnte im Konflikt mit dem Zweckverband die für Widnau gerechtere Aufteilung im Verteilschlüssel der Seelsorgeeinheit mit Einsparungen von rund 53 000 Franken und er stellte auch das Projekt Stoffel vor, das neue Angebote im sozialen Bereich und einen neu gestalteten Park enthalten soll. Danach wurde der Kirchenverwaltungsrat zerzaust, wie Schulpräsident Richard Dünser das Szenario benannte und bedauerte.Volksgericht in der Kirche vermeidenSogleich kam die Rede auf den ehemaligen Mesmer Stefan Widrig, der während 16 Jahren eine von vielen Kirchbürgerinnen und Kirchbürgern geschätzte Tätigkeit ausführte. Martin Frei wollte wissen, weshalb die Kirchenverwaltung Widrig gekündigt habe. Nur rhetorisch, denn er führte aus, der Mesmer sei krankgeschrieben gewesen und hätte nicht in der vorgefallenen Art und Weise gekündigt werden dürfen.  Jean-Pierre Chéreau bestätigte ein laufendes, rechtliches Verfahren. Rechtsanwalt Max Imfeld, der dem Kirchenverwaltungsrat zur Seite stand, antwortete, es dürfe kein Volksgericht in der Kirche stattfinden. Martin Frei’s Darstellung treffe nicht zu. Er vermied es, auf Details der Kündigung einzugehen, aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes gegenüber dem Mesmer. Später bemerkte er kühl, es liege ein voller Ordner mit Material über den Mesmer vor.   Dennoch teilen viele in der Kirchbürgerschaft die Meinung, der Kirchenverwaltungsrat habe zu wenig informiert. Fredy Roth sieht den Frieden in der Pfarrei bedroht. Er zweifelt an der Kompetenz des Rates und kritisierte nicht nur dessen Personalführung, sondern auch die Finanzpolitik. Er wiederum wurde von Jean-Pierre Chéreau beschuldigt, die Kandidierenden der Ersatzwahl zu diffamieren und sich wie ein Fuchs im Hasenstall zu verhalten, womit er auf Roths Funktion als Aktuar in der Kirchgemeinde anspielte. Bedenken, der Pfarrer könnte Widnau verlassenNach diesem verbalen Schlagabtausch meldete sich Pfarreiratspräsidentin Trudy Roth. «Habt ihr schon mal überlegt, wie es unserem Pfarrer geht?» Sie mache sich Sorgen, dass Georg Changeth die Pfarrei verlassen könnte unter solchen Umständen. Sie erwarte Unterstützung für ihn.  Der Pfarrer meldete sich nur kurz zu Wort, als er auf eine Frage antwortete, ob er bei der Überbringung der Kündigung an den Mesmer dabei gewesen sei. Er verneinte. Des Weiteren meldeten sich Stimmen aus der Kirchbürgerschaft, die kaum glauben konnten, in welchem Ton in der Kirche miteinander gesprochen wird. Die neue Mesmerin richtete schliesslich anerkennende Worte an den Pfarreirat und die Kirchenverwaltung. Sie fühle sich wohl in ihrem Arbeitsverhältnis. Auch eine Kirchbürgerin dankte für die geleistete Arbeit der Gremien.  Nach fast zwei Stunden brachte Jean-Pierre Chéreau den Infoabend zu einem Ende. Man werde die Kritik ernst nehmen und neue Wege gehen. Für sich äusserte er folgenden Wunsch: «Ich möchte gern wieder an einem Sonntag unbelastet in die Kirche kommen.» 

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