16.02.2019

Gesichter sagen mehr als Worte

Altstätten Maskierte Gesichter, bemalte Gesichter, staunende Gesichter, lachende Gesichter: In Altstätten gab es sie am Freitagabend alle. Dass Gesichter mehr sagen als Worte, zeigte auch der kurze Auftritt des Butzenkönigs.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
Remo ZollingerButzenkönig Carlo Pinardi wirkte bewegt, aufgewühlt, als er am Anfang des Unterhaltungsabends einige Fragen der Moderatorinnen beantwortete. Auch etwas nervös wirkte er – kein Wunder, begann doch erst kurz zuvor die Feier zum 100. Geburtstag der Röllelibutzen. Ein Meilenstein für die Gruppe, die das Rheintal seit 100 Jahren mit der Altstätter Fasnacht bereichert und sich dieses Wochenende nach Jahren der Vorbereitung feiern lässt.Die Butzen lassen aber nicht nur sich selber feiern. Sie geben die Bühne der Städtli-Gassens 35 Gruppen aus 15 Ländern sind, um ihr Fasnachtsbrauchtum vorzustellen. Aus Belgien sind sie gekommen, aus Kroatien, Bulgarien, Portugal, der Schweiz und vielen Ländern mehr. Und alle haben ein anderes Gesicht.Am Freitag gab es zum Auftakt des europäischen Kultur- und Brauchtumstreffens in Altstättens Zentrum einen Fackelmarsch. An diesem blickten die Zuschauer in ein anderes Gesicht der Fasnacht: Nicht in das wummernder Wägen oder lauter Guggenmusiken, sondern in das des alten Brauchtums. Die teilnehmenden Gruppen haben eine teils jahrhundertealte Geschichte.«Diese wird von Generation zu Generation weitergegeben», sagte ein sehr junges Mitglied der Genitsari & Boules Naoussa. Die Gruppe ist aus Griechenland angereist und entzückte Gassen wie Halle mit türkisch anmutenden Klängen und kunstvollen Kostümen. Der Ursprung der Gruppe geht nach einer Legende darauf zurück, dass sich die Bewohner Naoussas im Jahr 1705 verkleideten, als die Türken das Städtchen eroberten. Dies, um den Invasoren eine Hochzeit vorzutäuschen und ihren Mitbürgern in den Bergen zu helfen. Nicht immer hat die Fasnacht einen ausschliesslich lustigen Hintergrund – auch wenn der Tanz der Gruppe sehr fröhlich war.Die Röllelibutzen führten den Marsch an und traten in der Halle zuerst auf. Carlo Pinardi sagte dort: «Es ist mir eine sehr grosse Ehre, diesen Geburtstag mit so vielen Menschen zu teilen.» Eine Umstandsphrase? Vielleicht. Wichtig war aber nicht der Inhalt der Worte, sondern Carlo Pinardis Gesichtsausdruck, während er sie aussprach. So sieht ein dankbarer, bewegter Butz aus.Der Text zu Kuno Bonts Film «Männerreigen», der die Gesichter hinter den Butzen-Masken zeigt, ist auf Seite 31 zu finden.

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