11.01.2022

Geserhus hilft bei Covid-Engpass

Im Altersheim Geserhus in Rebstein können externe Covidpatienten nach einem Spitalaufenthalt betreut werden.

Von Hildegard Bickel, Reto Wälter
aktualisiert am 02.11.2022
Das Angebot ist im Rheintal bisher eine Ausnahme. Es soll dazu beitragen, die Pflegedauer im Spital zu verkürzen, Betten früher freizugeben und ganz allgemein zu entlasten. Bis die angeordnete Isolation vorbei ist und die Patienten genesen sind, bleiben sie so rundum professionell versorgt.Bisher wurde eine Patientin im Geserhus aufgenommen. «Sie war in gutem Allgemeinzustand, aber etwas geschwächt», sagt Geschäftsführer Laurent Déverin. Leichte Pflege und Betreuung während der Isolation, so lautete der Auftrag für das Personal. Der Aufenthalt dauert mindestens so lange, wie die Isolation verfügt wurde. Gemäss Spitalanweisungen beträgt diese in der Regel 14 Tage. Als Gründe, weshalb das Geserhus diese Lösung anbietet, führt Laurent Déverin Solidaritätsgedanken, Professionalität sowie das Anliegen, keine Triage nach Diagnosen durchführen zu müssen, aus.Wie Ansteckungen vermieden werdenWerden externe Coviderkrankte im Heim betreut, schürt das aber auch Ängste. Könnten die Risiken steigen, dass sich Bewohnende des Geserhus anstecken? «Selbstverständlich spielt das in unseren Überlegungen eine Rolle», sagt Laurent Déverin. «Das Risiko ist jedoch kleiner als bei einem zufälligen positiven Befund, da die Person direkt isoliert wird und sich nicht vorgängig im Heim bewegt hat.» Es brauche Aufklärung beim Personal. «Dann ist – zumindest bei uns – die Zustimmung und das Verständnis zu hundert Prozent gegeben.»Viele Heime haben grossen Respekt davor, positiv getestete Covidpatienten aufzunehmen, was er durchaus verstehen kann, sagt Laurent Déverin. «Auch wir haben einen massiven Ausbruch erlebt. Aber wir können diese Pandemie nur gemeinsam bewältigen. Das heisst Hand in Hand mit Akutspitälern, Reha und weiteren.» Im Austausch mit Heimen in der Region versucht er, Ängste abzubauen und zu sensibilisieren. Weiter ist er in Kontakt mit dem Amt für Soziales. «Dort gibt es eine Ansprechperson für uns in Sachen Covid. Es begrüsst die Aufnahme positiver Patienten durch Altersheime sehr, ja, dies wird schon fast erwartet.»Mit der Spitalregion SRRWS, der die Spitäler Altstätten, Grabs und Walenstadt angehören, verlaufe die Zusammenarbeit wohlwollend und unkompliziert. «Ich melde mich, wenn ich Kapazität habe oder sie rufen an, wenn sie Platz brauchen», sagt Laurent Déverin. Nicht möglich ist die Betreuung im Heim, wenn akuter medizinischer Bedarf wie Beatmung nötig ist. Hingegen ist die Aufnahme eines positiven palliativen Falles jederzeit möglich.Für die Spitalregion handelt es sich um ein sehr wertvolles Angebot. «Vor allem in Phasen mit einer hohen Bettenauslastung», sagt die Kommunikationsverantwortliche Andrea Bachmann. Im Spital Altstätten betrug sie am Dienstagvormittag 86 Prozent, diese Momentaufnahme zeigt eine sehr hohe Auslastung. Ein Spital sollte nie zu 100 Prozent ausgelastet sein, da auch jederzeit Platz für Notfälle vorhanden sein muss.Bei Covidbetroffenen, die für eine Verlegung ins Geserhus in Frage kommen, findet vorab eine Abklärung statt. Aktuell sind im Rebsteiner Altersheim zwei Plätze frei. Das Angebot wird so lange wie möglich aufrecht erhalten, beziehungsweise solange dem Geserhus räumliche und personelle Kapazitäten zur Verfügung stehen. Auch der Zivilschutz ist vorbereitet«Wir sind bereit und können reagieren, werden wir um Hilfe angefragt», sagt Robert Brocker, Kommandant der regionalen Zivilschutzorganisation Rheintal, zur derzeitigen Situation mit steigenden Coronazahlen. Der Zivilschutz habe im letzten Pandemieeinsatz viele Erfahrungen sammeln können. 600 Diensttage kamen zwischen Herbst 2020 und Januar 2021 zusammen. In dieser Zeit halfen Zivilschutzdienstleistende rheintalweit in Alters- und Pflegeheimen sowie in Behindertenorganisationen aus.Zivilschutzkurse für pflegerisches Grundwissen«Ideal ist für uns, wenn wir zwei, drei Tage Vorlauf haben, um alles sauber organisieren zu können. Aber das wissen die Verantwortlichen in den Institutionen, schliesslich haben wir vor einem Jahr intensiv zusammengearbeitet», sagt Brocker. Wird der Zivilschutz angefordert, wendet sich die Führung der RZSO Rheintal zuerst an die Schutzdienstleistenden, mit der Bitte, dass sich jene selber melden, die bereits reduziert arbeiten oder an ihrem Arbeitsplatz nicht unentbehrlich sind.Kann das benötigte Kontingent an Personen auf diese Weise noch nicht erreicht werden, wird in einem zweiten Aufgebot weiteres Personal verpflichtet. «Natürlich nicht, ohne dass man vorher die Arbeitgeber über die Notlage informiert hat», sagt Kommandant Brocker. Nach den letzten Coronaeinsätzen habe man vermerkt, welche Mitglieder der aktuellen Mannschaft sich für den Umgang mit Menschen in der Pflege eignen und welche unterstützende Leitungen bevorzugen, wie etwa Fahrdienste, Be- und Entsorgungen oder Ähnliches.[caption_left: Schichtwechsel: Die Zivilschutzdienstleistenden könnten bei Bedarf auch während dieser Welle wieder eingesetzt werden.]Inzwischen wurden auch auf Ausbildungsebene neue Kurse geschaffen, die sich auf Dienstleistungen in der Betreuung und Pflege fokussieren. In Online-Modulen können Anleitungen für einfache Arbeiten, wie etwa Betten machen, in Eigenregie zu Hause gelernt werden, um für einen Einsatz gut vorbereitet zu sein. Wann die neuen Kurse für den Pflegebereich in den Ausbildungszentren durchgeführt werden, ist zurzeit aber noch unklar.Am Jahresendrapport des Kantons St. Gallen wurde im Dezember bereits informiert, man erwarte, dass der Zivilschutz in der neuen Coronawelle erneut eingesetzt werde. Deswegen hält der Zivilschutz bis Ende Februar weder Kurse noch Übungen ab, um nicht unnötig Diensttage zu verschwenden.Für grössere Ströme an Geflüchteten gerüstet seinFreie Kapazitäten braucht es allerdings nicht nur für Entlastungsdienste aufgrund der Pandemie, sondern auch für den Fall, dass zahlreiche Flüchtlinge in der Schweiz eintreffen. Dann sind Zivilschutzanlagen als vorübergehende Unterkünfte nötig. Und ebenso Dienstleistende, die diese zu betreiben helfen, Transporte übernehmen und organisatorisch wirken. Mit solchen Einsätzen wird allerdings frühestens im Frühling gerechnet, wenn mit den wärmeren Temperaturen Geflüchtete an der Grenze erwartet werden, die zu Fuss unterwegs sind.Laut den momentanen Prognosen dürfte bis dann zumindest die Coronawelle wieder am Abflachen sein.

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