11.12.2019

Geschenktes Licht leuchtet ins Tal

Sie sind beliebte Wahrzeichen in der Adventszeit: Die Lichtdekorationen von Bauernfamilien über dem Rheintal.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Die Zeitschaltuhr ist auf 17 Uhr programmiert. Dann beginnt die 13 Meter hohe Dekoration mit Schlitten und Geschenkspäckli beim Hof der Familie Krüsi oberhalb Berneck zu leuchten – bis am nächsten Morgen um 8 Uhr. Das Sujet ist von weit her sichtbar und bringt vom 1. Advent bis 6. Januar stimmungsvolles Licht in die dunkeln Stunden. Bereits seit 17 Jahren pflegen die Familien Krüsi und Beyeler die Tradition der Lichtdekoration.«Es ist immer wieder eine Herausforderung, die Konstruktion aufzubauen», sagt Nadia Krüsi. Befestigt ist das Holzgerüst an einer Telefonstange, was mit Tücken verbunden ist. Nadia Krüsi erinnert sich an einen Sturm, der vor Jahren die Stange knickte und die Dekoration zu Boden riss. Aufgrund der gesammelten Erfahrungen wurde die Konstruktion immer professioneller. «Wir haben Verstrebungen angebracht und mit Seilen gesichert, damit das Ganze Wind und Wetter Stand hält.» 13 Helfer packten beim Bau während zwei Tagen an.Es begann mit vier KerzenAlle zwei Jahre wechselt das Sujet der aussergewöhnlichen Weihnachtsdekoration. Erst waren es vier Kerzen, dann Christbaum, Engel oder Bethlehem-Stern, die über Berneck strahlten. «Die Idee entstand, als unsere Kinder klein waren», sagt Nadia Krüsi. «Mit dem Licht möchten wir Freude schenken.» Sie ist der kreative Kopf und entwirft die Sujets – dieses Jahr mit Unterstützung der Helfer. Betreffend der Stromrechnung sei kein horrender Betrag zu befürchten. «Der Kostenpunkt der LED-Lichterkette fällt kaum ins Gewicht», sagt sie. Der entscheidende Moment der Vorbereitungsarbeiten ist gekommen, wenn der Stecker in die Steckdose soll. «Darauf fiebern wir hin», sagt Nadia Krüsi und lacht: «Dann muss es funktionieren.»Der Stern, der über Balgach throntNicht weit entfernt vom Wohnort der Familie Krüsi leuchtet eine weitere, markante Dekoration am Waldrand: Der Stern im Weiler Bechtenrüti, auf Oberegger Gemeindegebiet. Er thront über Balgach, fest montiert an einer Fahnenstange. «Im Sommer flattert dort eine Schweizer Fahne», sagt Stephan Bischofberger. Sein Vater Ferdi und Willi Nüesch, pensionierter Bauamtsmitarbeiter in Balgach, brachten vor mehr als zehn Jahren einen ehemaligen Stern der Balgacher Strassenbeleuchtung auf den Aussichtspunkt.Weil der Lichtschein unten im Dorf kaum zur Geltung kam, folgte 2010 ein grösserer und modernerer Stern; etwa sechs Meter breit, aus Aluminium zusammengeschweisst und mit LED-Bändern bestückt. Manchmal suchen Spaziergänger den Weg zum Stern und finden einen prächtigen Aussichtspunkt über dem Tal. Auch Stephan Bischofberger ist selber oft beim Stern, setzt sich auf die dazugehörende Bank und gibt sich Heimatgefühlen hin. Er schätzt sich glücklich, hier oben zu leben, wenn er unten das immer stärker verbaute Tal sieht.Manchmal sind es auch Reparaturarbeiten, die ihn beim Stern beschäftigen. Kabelbinder, die sich lösen oder Sicherungen, die kaputt gehen. Gibt es ein Problem mit Strom, ist die Hilfe von Roland Siegfried gefragt. Das bewährte Team der Sternbauer lässt die Dekoration jeweils zum 1. Advent erstrahlen. «Letztes Jahr waren wir spät dran und hängten den Stern erst nach dem ersten Dezembersonntag auf», sagt Stephan Bischofberger. «Ich erhielt bereits einige Anrufe mit der Bitte, es wäre schön, wenn der Stern wieder leuchten würde.» Bis im Frühling hängt der Stern an der Stange, wenn es Zeit wird, ihn mit der Fahne zu tauschen. Dann sind auch die Kühe und der Stier wieder auf der Weide und von einem Spaziergang über die Wiese rät der Bauer ab.

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