Garten 14.09.2024

Geschätzte Wurzel - man kann sie sowohl über Winter als auch im Sommer anbauen

Im Mittelalter wurde die Grosse Klette (Arctium Lappa) auch ­Butzenklette genannt und ­gezielt kultiviert. Vom Geschmack her erinnert sie ein   wenig an Schwarzwurzel. Während diese ein typisches Wintergemüse ist, kann man die Klette sowohl über Winter als auch im Sommer anbauen und nach drei bis fünf Monaten ernten.

Von Eveline Dudda
aktualisiert am 15.09.2024

Abgesehen davon, dass der Samen nur selten willig keimt, ist der Anbau nicht besonders schwierig. Knifflig ist eher die Ernte, da die langen Wurzeln nur selten vollständig ausgegraben werden können. Die Japaner haben sich deshalb etwas Spezielles einfallen lassen: Sie produzieren die Wurzeln in Gobo-Boxen (Gobo ist der japanische Name für Klette).

Eveline Dudda
Eveline Dudda
Bild: pd

Diese Holzboxen sind etwa 1,50 Meter hoch, 40 bis 50 Zentimeter breit, 50 Zentimeter tief und ­sehen aus wie schmale Kleiderschränke, die oben offen sind. Sie werden mit humoser Erde befüllt und danach mit einer (ja, genau einer!) Klette pro Box bepflanzt. Zur Ernte wird die Box später umgelegt und das Seitenteil geöffnet, sodass die Wurzel in der ganzen Länge verlustfrei entnommen werden kann. Auf diese Weise lassen sich tatsächlich bis zu 1,20 Meter lange Wurzeln gewinnen.

Wer diesen Aufwand für eine einzige Wurzel scheut, kann Kletten auch in einem hohen Kübel anbauen. Ideal ist z. B. ein Ochsnerkübel, den man zuvor mit Wasserabzugslöchern versehen hat. Die Wurzeln werden darin natürlich nicht länger als der Kübel hoch, aber dafür haben drei Stück darin Platz. Und junge Wurzeln sind ohnehin viel zarter als ältere Exem­plare. Eine weitere Light-Variante einer Gobo-Box ist ein Hochbeet. Der Anbau gelingt aber auch auf einem Gartenbeet, z. B. wenn man einen Damm aufschüttet.

Man kann Speisekletten noch im Vollherbst säen, wenn die Rosskastanien reifen. Das ist zwischen Anfang und Ende Oktober der Fall. Die Herbstsaat sollte lieber später als zu früh erfolgen, um Schosserbildung zu vermeiden. Die Wurzeln dürfen nicht zu dick in den Winter gehen. Die Ernte erfolgt im darauffolgenden Frühjahr. Wenn der Samen mal gekeimt ist, ist der Anbau einfach. Pflege braucht die Klette über Winter ohne­-
hin keine. Und im Frühling wächst sie einfach weiter, bis man sie noch vor der Blüten­bildung erntet.

Dazu leert man den Pflanzkübel (oder die Gobo-Box) einfach aus und entnimmt die Wurzel. Wartet man mit der Ernte zu lange, wird die Wurzel zäh. Ob einem die Klettenwurzel mundet, wird man erst jetzt erfahren. Das Aroma ist ein wenig speziell.

Wer’s ausprobieren will: Saatgut ist bei saemereien.ch, dreschflegel-saatgut.de oder magicgardenseeds.ch erhältlich.

 Hier geht es zur Homepage der Autorin.


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