14.05.2020

Gerät für die Impfstoff-Entwicklung

Ein Gerät der Heerbrugger Firma MWT wird für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen Corona eingesetzt.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererBereits hat Biontech in Mainz das Heerbrugger Gerät in Betrieb. Das Unternehmen ist in Deutschland das erste, das an einem Impfstoff gegen das Coronavirus arbeitet und bereits erste Tests unter Verwendung des Heerbrugger Geräts durchgeführt hat. Aus England kam die Bestellung eines Partnerunternehmens der Oxford Universität.Heerbrugger Gerät ist sehr effizientWer auf biotechnologischer Basis mit DNA-Molekülen arbeitet, braucht für die Herstellung von Medikamenten oder Impfstoffen sogenannte Oligos (Oligonukleotide) und Peptide. Diese werden in Synthesizern hergestellt und befinden sich auf einer winzigen Glaskugel. Mit dem Gerät der Heerbrugger Firma MWT werden die Oligos und Peptide von dieser Glaskugel abgespaltet. Die auf diese Weise künstlich erzeugten DNA-Ketten werden vom Heerbrugger Gerät, das knapp 100 000 Franken kostet, zudem getrocknet.Gegenüber herkömmlichen Methoden ermöglicht das Gerät ein fast doppelt so schnelles Arbeiten, es ist also sehr effizient. Indem mehrere Prozesse in einem einzigen Gerät zusammengefasst sind, ist die Sicherheit erhöht. Als dritten Vorteil nennt MWT-Inhaber und Geschäftsführer Jens Lautenschläger die konstant hohe Qualität. Das Heerbrugger Unternehmen hat das Gerät vor einigen Jahren unter Mitwirkung von Vater Werner Lautenschläger zusammen mit der Balgacher Firma Microsynth für deren Zwecke entwickelt. Seither hat MWT die Hard- und Software erweitert und das Gerät so weiterentwickelt, dass es sich auf individuelle Kundenwünsche abstimmen lässt. Bevor die Corona-Infektionskrankheit sich auszubreiten begann, hatte MWT ironischerweise Kontakt nach Wuhan und auch der dortigen Universität ein Angebot für ein solches Gerät unterbreitet. Das Heerbrugger Unternehmen, das Mikrowellengeräte für das Labor entwickelt und baut, erhielt im Jahr 2008 an der weltweit grössten Labormesse einen Innovations-Award. Die Auszeichnung galt einem geschlossene System für die voll automatisierte Probenvorbereitung im Labor; dank jenes Geräts aus Heerbrugg gehörte das lästige und zeitaufwendige Verschliessen und Öffnen einzelner Druckbehälter der Vergangenheit an.Cannabisgeschmack extrahierenZur aktuellen MWT-Produktepalette gehört auch ein Gerät, mit dem sich die Geschmacksstoffe aus Cannabis extrahieren lassen. Jährlich werden tausend solche Geräte hergestellt; allein in die USA wurden in den beiden letzten Jahren 60 Stück geliefert. In der Forschung ist das Gerät genauso einsetzbar wie in der Lebensmittelindustrie. Verwendet wird es für die Herstellung einer Vielfalt von Produkten mit Geschmacksstoffen aus Cannabis – wie etwa Gummibärchen oder Getränke.

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