30.11.2020

Gemüse inmitten der Industrie

In Altstätten entsteht zurzeit etwas Besonderes: Ein Garten, der Natur mit Nutzgarten und Lernen verbindet.

Von Kurt Latzer
aktualisiert am 03.11.2022
Im Gebiet Eisch wachsen neuerdings nicht nur Firmengebäude in die Höhe, sondern auch zahlreiche Pflanzen. Eigentlich hätte auf der Wiese an der Industriestrasse 13 im – Gebiet Eisch – ein Neubau der Firma Zünd Systemtechnik AG entstehen sollen. «Weil wir das Areal der Recyclingfirma Moser an der Bahnlinie kaufen konnten und dort bauen, wurde die Wiese im Eisch frei», sagt Karl Zünd, Gründer der Firma Zünd Systemtechnik, bei einem Besuch auf dem Gelände.Bei Überlegungen, was mit der Wiese anzufangen wäre, sei die Idee eines Nutzgartens zur firmeneigenen «Selbstversorgung» entstanden. Karl Zünd: «Dass dieser Garten in einen grossen Naturgarten mit Teich, Bäumen, Hecken, Ruderalflächen und anderem eingebettet werden soll, war ebenfalls schnell klar.»Naturgarten deckt den Tisch auch für TiereNeben ihm sei Sonja Halter vom Verein Naturziel eine Ideenschmiedin der ersten Stunde gewesen. Wenig später sei die Agronomin und Gartenbuchautoren Eveline Dudda aus Hin-terforst dazugestossen, auch bekannt durch ihre regelmässigen Gartentipps in «Rheintaler» und «Rheintalischer Volkszeitung». Sie ist heute für den Nutzgarten verantwortlich. Wie sie bei beim Besuch auf dem Gelände sagt, dient der Nutzgarten als Lieferant für frischen und biologisch angebauten Salat sowie Gemüse für das Personalrestaurant der Firma Zünd Systemtechnik. Der Naturgarten decke den Tisch für Vögel und Insekten, Reptilien sowie zahlreiche Kleintiere. «Davon profitiert auch der Nutzgarten, denn je höher die Artenvielfalt, desto tiefer ist der Schädlingsbefall», sagt die diplomierte Agronomin.Upcycling ein grosses ThemaNatur und Vielfalt gehörten auch sonst zum Konzept: So können Interessierte in diesem Garten bald Mikropflanzplätze übernehmen und an verschiedenen Kursen und Veranstaltungen im Bereich Garten-, Natur- und Umweltbildung teilnehmen. Dies zumindest so lange, bis das Grundstück überbaut wird. Da die Nutzung der grossen Wiese zeitlich begrenzt ist, legten die Verantwortlichen grossen Wert auf Rückbaubarkeit. Die Gartenwerkstatt beispielsweise besteht aus ausrangierten Übersee-Containern, die Beetrahmen aus wiederverwertetem Metall. Beides könne man leicht versetzen. Das meiste Werkzeug sei gebraucht, einiges davon instand gestellt. «Sogar ein paar Bäume wurden recycelt, die am vorherigen Standort unter Hitze gelitten haben», sagt Eveline Dudda. Wo einst Heizöl lagerte, fängt man heute Regenwasser zum Bewässern auf.Einzig der Pavillon sei verankert. Seine Wände haben Studenten aus Lehm gebaut. Das Baumaterial für die Wände stammt vom Aushub des Naturteiches. Das Substrat des begrünten Daches stammt vom Dach einer Halle, die in absehbarer Zeit abgerissen werden soll. «Regionaler können Baustoffe nicht sein», sagt Karl Zünd, «der Naturgarten soll zu einem Vorzeigeprojekt für ökologische Nachhaltigkeit werden.» Naturschutz und Bildung würden in diesem Projekt gross geschrieben. Dies entspreche ganz dem Fördergedanken der Trägerin des Projektes, der Karl-Zünd-Stiftung. Weitere Akteure waren: Werner Strub (Baubegleitung); Norbert Ammann (Zimmermannsarbeiten); Hans Benzer (Baggerarbeiten). Nachahmer sind erwünschtDie Wände des Pavillons baute eine Gruppe internationaler Studenten (Architekten) unter der Leitung von Jan Glasmeier, Dozent an der Universität Linz (A). Im luftigen Gebäude werden Kurse und Informationsanlässe durchgeführt. Leute, die Interesse am naturnahen Anbau von Pflanzen haben, können kostenlos Beete von 10 bis 30 m2 nutzen. Im Gegenzug wird erwartet, dass sie bei der Pflege des Naturgartens mithelfen. Die Beete sind neben der Deckung des kleinen Gemüsebedarfs für Neueinsteiger ideal, die sich stressfrei ans Gärtnern herantasten wollen. Der Nutz- und Naturgarten dient auch als Anschauungsobjekt für Leute, die Ähnliches zu Hause aufbauen möchten. «Der Garten soll ein Ort des Lernens werden», sagt Karl Zünd.Wer Interesse an einem Pflanzplatz und freiwilliger Mitarbeit im Naturgarten hat, kann sich bei Dora Züger melden unter Telefon 071 554 85 71 sowie dora.zueger@zund.com

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