02.08.2021

Gemüse bleibt im Trend

Seit 33 Jahren führen Hans und Irene Graf-Schleiss den Feldhof in Oberriet und beschäftigen bis zu 120 Personen.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Broccoli, Fenchel und Eisberg oder Spinat, Karotten und Lauch: Auf dem Feldhof in Oberriet wird Gemüse täglich frisch aufbereitet. «Wir arbeiten mit über 90 Produzenten im Tal zusammen», sagt Hans Graf, Betriebsleiter und Inhaber der Feldhof Gemüsebau AG. Der sogenannte Vertragsanbau erlaube es ihnen, die verschiedenen Gemüse von der Anbauplanung bis zur Auslieferung zu koordinieren und die Bauern bei ihren Aufgaben in den Kulturen zu beraten. Mit dem Betrieb werde eine Fläche von knapp 30 Hektaren bewirtschaftet. Zusammen mit den Vertragspartnern komme man auf über 300 Hektaren.Während im Sommer bis zu 120 Personen angestellt sind, reduziert sich die Anzahl Mitarbeiter im Winter auf 50. In der Hochsaison seien rund 50 Mitarbeitende für den Anbau im Einsatz. Die Mehrheit der Angestellten jedoch sei in der Lagerung und der Aufbereitung, beim Rüsten und Verpacken sowie in der Logistik und der Administration tätig.Hans Graf, Betriebsleiter und Inhaber Feldhof Gemüsebau AG In Sachen Qualität gibt es kein Pardon1988 übernahm das Ehepaar Hans und Irene Graf-Schleiss den Milchwirtschafts- und Ackerbaubetrieb von der politischen Gemeinde als Bewirtschafter, später als Pächter. Im gleichen Mass, wie der Anteil des Gemüsebaus wuchs, schrumpften die anderen Betriebszweige bis ins Jahr 2000, wo die Landwirte vollends auf die Herstellung und Verarbeitung von Gemüse setzten. «Grundsätzlich versuchen wir in allen Belan-gen möglichst effizient und leistungsstark zu sein», sagt Hans Graf. Dabei stehe das Qualitätsbewusstsein an oberster Stelle.Auch der Faktor Zeit ist allgegenwärtig. Noch bevor die belieferten Filialen öffnen, wird das Gemüse sortiert, gewaschen und gerüstet, um dann verpackt und spediert zu werden. «Alles unter Hochdruck und auf Zack», sagt der 60-jährige Betriebsleiter. Sie seien bestrebt, wenn immer möglich auf Wünsche und Konsumtrends schnellstmöglich zu reagieren, ohne dabei kostspielige Modetrends voreilig zu pushen. Die Zeiten seien schnelllebiger geworden, doch auch in pflanzenbaulich schwierigen Zeiten wie in den letzten Wochen gebe es in Sachen Qualität kein Pardon. «Manchmal ist die Kritik von Kunden an sehr geringen Qualitätseinbussen frustrierend», sagt der Oberrieter. Aber man habe in den letzten Jahren die Konsumenten dazu erzogen, jederzeit nur die beste Qualität zu akzeptieren.Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der ZeitSelbst wenn Gemüse im Trend ist und noch lange bleiben wird, gilt es, mit dem Fortschritt mitzuhalten und zu investieren. «Die Natur und die zunehmende Mechanisierung in Einklang zu bringen, ist eine der Hauptaufgaben der Gemüseproduzenten», sagt Hans Graf, «ohne technische Hilfsmittel ist es heute nicht mehr möglich, wirtschaftlich sinnvoll Gemüse zu produzieren.» Neue Technologien (Smartfarming) werden genutzt, um den Boden möglichst schonend zu bewirtschaften. Moderne Analysegeräte messen exakt den Düngerbedarf von Kulturen, womit die Böden vor Überdüngung geschützt werden.«Nachhaltigkeit heisst nicht, zu produzieren wie zu Gotthelfs Zeiten, sondern bedeutet eine den aktuellsten Erkenntnissen und Möglichkeiten angepasste Bewirtschaftung der Böden», sagt Hans Graf. Dazu gehöre Smartfarming ebenso wie neue Züchtungsmethoden und moderner Pflanzenschutz. Einerseits kommen auf dem Feldhof GPS-gesteuerte Pflanzenschutz- und videogesteuerte Hacktechniken zum Ein-satz, andererseits wird der Boden nach der Ernte zur Unkrautunterdrückung mit der «Scheibenegge» (Gerät zur Saatbettbereitung) gepflegt. Nachhaltigkeit sei für Produzenten keine Beiläufigkeit, sondern die Grundlage der Arbeit seit Generationen. Neue Informationen aus Forschung und Entwicklung flössen nicht nur bei der Arbeit ein, sondern bereits bei der Ausbildung der Mitarbeiter und der Saisonniers.Gegenseitiges Vertrauen als Schlüssel zum ErfolgAuf dem Feldhof arbeiten Menschen aus zwölf verschiedenen Nationen. Mehrheitlich kommen die Saisonniers, die zwischen drei und neun Monaten bleiben, aus Polen, Rumänien und der Slowakei. «Wir sind auf die Mithilfe von zahlreichen Arbeitskräften angewiesen», sagt Hans Graf, «sie sind Teamplayer und ihre Leistung überzeugt.» Trotzdem kommen nebst den täglichen Schwierigkeiten, die das Führen eines Gemüsebetriebs mitbringt, sprachliche Barrieren und Probleme mit der Unterbringung der Mitarbeitenden dazu.«Das Rheintal ist die meistunterschätzte Region in der Schweiz», sagt der Oberrieter, «damit können wir ganz gut leben.» Ideale Böden für den Gemüseanbau seien vorhanden und das Klima im Tal begünstige ihn. Nicht, dass man sich verstecken müsste. Wenn man aber nicht im Fokus des öffentlichen Interesses stehe, könne man sich auf die Arbeit konzentrieren. Diese wird in den nächsten Jahren im Gemüsebau erhalten bleiben. «Die Aufgaben werden schwieriger und umfangreicher, aber ich schaue mit viel Optimismus in die Zukunft», sagt Hans Graf.

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