30.10.2020

Gemeinschaft und Kreativität gegen das Dunkle

Heute Abend kann es passieren, dass plötzlich kleine Monster, Hexen oder andere Gestalten vor der Tür stehen und rufen: «Süsses oder Saures!»

Von Manuela Schäfer
aktualisiert am 03.11.2022
Oder auch auf Englisch: «Trick or Treat!» Also: «Entweder wir spielen euch einen Streich oder ihr kauft euch mit etwas Süssem davon los!»Die Reaktionen darauf sind unterschiedlich. Die einen hierzulande sehen in Halloween Teufelszeug und Kommerz, die anderen einen harmlosen Kinderspass.Die Tradition um Halloween, der Abend vor Allerheiligen, wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von irischen Auswanderern in die USA gebracht. In der Volkssage von Jack O’Lantern muss die Seele eines Mannes nach seinem Tod umherirren. Er führt in einer ausgehöhlten Rübe ein Stück glühende Kohle mit sich. Möglicherweise geht Halloween auf das keltische Fest Samhain (Sommerende) zurück und könnte ein Totenfest gewesen sein. An diesem Tag kehren die Toten der Legende nach zurück in das Diesseits. Die Menschen wiederum verkleiden sich möglichst schrecklich, damit sie von den Geistern nicht als Lebende erkannt werden.Ich habe gute Erinnerungen an eine Halloweenfeier in einem evangelischen Studierendenwohnheim. Wir sassen zusammen und schnitzten gemeinsam die Kürbisse. Wahre Kunstwerke mit verschiedenen Motiven entstanden so, nicht nur unheimliche Fratzen. Sie leuchteten in den folgenden Tagen an unseren Fenstern in die Dunkelheit des Winters hinaus und verdrängten die blinkenden Lichterketten noch etwas. Aus dem Fruchtfleisch bereiteten wir eine feine Kürbissuppe und einen Kuchen zu.Licht, Gemeinschaft und Kreativität sind gute Waffen gegen das Dunkle. Sie helfen, sich mit den Abgründen unseres Lebens auseinanderzusetzen. Nicht alles Schaurige lässt sich durch Vernunft und Erklärungen wegwischen. An diesem Fest geschieht die Bearbeitung davon spielerisch durch Verkleiden und Erschrecken. Man bekommt das Gefühl, als könnte man das Böse ganz einfach besiegen. Nicht immer ist es so leicht, den inneren Quälgeistern etwas entgegenzusetzen, mit den von vielen als bedrohlich empfundenen Entwicklungen in unserer Welt umzugehen.Ihnen kann ich begegnen, wenn ich mich einer Macht anvertraue, die stärker ist. Die Angst kann ich im Glauben an Gott in Schach halten. In einem alten Kirchenlied heisst es: «Trotz dem alten Drachen, trotz der Höllen Lachen, trotz der Furcht dazu; tobe Welt und springe, ich steh hier und singe in gar sicherer Ruh’. Gottes Macht hält mich in acht, Erd und Abgrund muss verstummen, ob sie noch so brummen.»Manuela SchäferPfarrerin in Berneck

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