01.10.2021

Gemeinsam etwas bewegen

Die Gemeinnützige Genossenschaft Altstätten hat am Freitag die Schlüssel und damit auch die Verantwortung fürs Hotel Untertor übernommen. Und bei diesem einen Gebäude soll es nicht bleiben.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
«Was aus dem früheren Hotel Drei Könige wurde, ist nicht gerade das, was man sich fürs Städtli wünschen würde.» So habe man beim Beisammensitzen nach einem Treffen der Arbeitsgruppe zur Altstadtentwicklung so dahingeredet, erzählte Thomas Lüttinger am Infoabend am Dienstag, als die Stadt das Konzept zur Belebung der Altstadt vorstellte. Am Tag nach jener Sitzung habe er das Hotel Untertor zum Verkauf ausgeschrieben gesehen. Lüttinger fasste es als Zeichen auf. Mit Gleichgesinnten gründete er die Gemeinnützige Genossenschaft Altstätten. Lüttinger zeichnet als Präsident, Stadträtin Mirjam Seitz-Popp und die Gastronomin Astrid Dörig als weitere Mitglieder des Verwaltungsrates. Die weiteren Initianten sind Igea-Vorstandsmitglied Roland Züger, der Werbefachmann Bruno Thurnherr, der Architekt Michael Fenk sowie der Rechtsanwalt und Kreisrichter Andreas Bürgler.In Altstätter Hände, was für Altstätten bedeutend istDie Genossenschaft soll für Altstätten kulturell und historisch bedeutende Liegenschaften kaufen, um sie einer Nutzung zuzuführen, von der die Allgemeinheit profitiert. Liegenschaften wie das «Untertor» sollen in Altstätter Händen bleiben oder wieder in solche Hände kommen.Dem letzten Eigentümer des «Untertors», Suad Selimi aus St. Margrethen, gefiel das Engagement der noch jungen Genossenschaft. Er hatte die Liegenschaft zu einer ungünstigen Zeit gekauft, gerade nachdem Corona ausgebrochen war. Wie es weitergehen sollte, war unklar. Auch darum ging er gerne auf den Handel ein. Gestern überreichte er den Initianten der Genossenschaft die Schlüssel.[caption_left:Schlüsselübergabe im Hotel Untertor: Bruno Thurnherr, Astrid Dörig, der letzte Eigentümer Suad Selimi, Michael Fenk, Mirmjam Seitz-Popp, Thomas Lüttinger.]Gekauft hat das «Untertor» aber nicht die Genossenschaft, sondern die Stadt, und zwar zum Schätzwert der Liegenschaft von 1,49 Mio. Franken, wie am Infoabend offengelegt wurde. Die Genossenschaft ist noch klein. Es fehlt ihr noch am nötigen Kapital. Sobald sie es beisammen hat, wird die Stadt ihr die Liegenschaft zum selben Preis weiterverkaufen. Auch etwas Investitionsbedarf  besteht. Die Rede diesbezüglich ist von 50000 bis 100000 Franken. Die Genossenschaft muss also rund 1,6 Mio. Franken zusammenbringen.Die Genossenschaft hofft darum auf zahlreiche Altstätterinnen und Altstätter, die einen oder mehrere Anteilscheine zu je 1000 Franken zeichnen. Bereits der Aufruf am Dienstag zeigte Wirkung. Etwa zehn Leute hätten gleich unterschrieben, sagt Thomas Lüttinger. Etwa weitere 20 hätten zugesagt, es noch zu tun. Darunter auch eine Frau, die ihrem Mann einen Anteilschein zu Weihnachten schenken wolle.Die Genossenschaft wird nicht das ganze Kapital via Anteilscheine aufbringen müssen. Einen Teil will man über Hypotheken finanzieren. Thomas Lüttinger geht ausserdem davon aus, dass die Genossenschaft ein Darlehen der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit bekommen dürfte. Lüttinger hat eine leitende Funktion im Kreditgeschäft der Graubündner Kantonalbank und kann die Chance dafür einschätzen. «Ich mache den ganzen Tag nichts anderes als Hotels finanzieren», meinte er am Infoabend am Dienstag etwas überspitzt.«Es liegt im Interesse vieler, dass es im Städtli gut läuft»Unterm Strich wird die Genossenschaft etwa 300000 Franken über den Verkauf von Anteilscheinen zusammenbringen müssen. Michael Fenk ist überzeugt, dass man das Geld zusammenbringen wird: «Es sind viele Leute daran interessiert, dass es im Städtli gut läuft», meint er. Die Genossenschaft ermögliche es einem, mit relativ wenig Geld –  aber eben zusammen mit vielen Gleichgesinnten – in Altstätten Grosses zu bewirken.Auf Wachstum programmiertMan hört es daraus heraus und die Zweckbestimmung in den Statuten legt es auch offen: Beim «Untertor» soll es nicht bleiben. Weitere Liegenschaften – speziell Restaurants und Hotels – sollen hinzukommen. Jene Käufe sollen dann aus dem Betriebsertrag des «Untertors», später auch aus jenem weiterer Liegenschaften finanziert werden.Welche man ins Auge gefasst hat, verraten die Initianten der Genossenschaft nicht. Sie wollen ihre Verhandlungsposition nicht schwächen. Hinweis: Mehr zur Genossenschaft und zu ihren Plänen mit dem Hotel Un­tertor hier.

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