06.08.2021

Gemeinsam an der Vespa «chlüttere»

Drei Freunde gründeten 2014 die Vespa Gäng Oberriet. Aus Freude an der Technik und dem gemeinschaftlichen Fahren.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
In der Not der Nachkriegsjahre geboren und von einem Ingenieur erbaut, der ursprünglich Kampfflugzeuge konstruiert hatte: Die Vespa, die kleine «summende» Italienerin, erfreut sich auch 75 Jahre nach ihrem ers­ten öffentlichen Auftritt noch immer grosser Beliebtheit – auch in Oberriet.  In der 2014 von Patrik Kob­ler, Thomas Gschwend (Präsident) und Christian Riesbacher gegründeten Vespa Gäng Oberriet (VGO) wird die kleine «Wespe», so die wörtliche Übersetzung aus dem Italienischen, mit viel Liebe und Leidenschaft gepflegt. Bereits im Gründungsjahr konnten acht weitere Kollegen motiviert werden, der Gäng beizutreten. Aktuell gehören 41 Männer zwischen 20 und 40 Jahren, die aus Oberriet oder der näheren Umgebung kommen,  zur VGO. Die Mitglieder der Vespa Gäng Oberriet hier in Tirano auf einer ihrer jährlich stattfindenden Ausfahrten. (Bild: VGO) Seite an Seite durch die Natur fahrenMit einer mehrtägigen Ausfahrt über Auffahrt und einer kürzeren Ausfahrt im Herbst frönen die Mitglieder der Vespa Gäng Oberriet ihrem gemeinsamen Hobby. «Besonders das gemeinschaft­liche Fahren bereitet vielen grosse Freude», sagt Gäng-Mitglied Markus Zäch. Aber auch das gesellige Beisammensein unter Kollegen habe einen hohen Stellenwert. Ziel der Ausfahrten ist es keineswegs, möglichst viele Kilometer abzuspulen, sondern vielmehr die Natur und die Landschaft zu erleben. Um den Genuss zu erhöhen, wird auf  Nebenstrassen gefahren. Die Planung der Routen übernimmt ein Organisationskomitee, wobei alle Mitglieder Ideen und Vorschläge einbringen können. Wenn möglich werden abwechslungsreiche Strassen und Pässe gewählt, die abseits der Spitzkehren auch Kulturelles oder Sehenswertes zu bieten hätten. Besonders spektakulär sei der Verlad beim Verei­natunnel gewesen. Unvergesslich bleibe die Fahrt durch die Kältetruhe der Schweiz (La Brévine), wo sie sich – Schneefall und Wind ausgesetzt – wegen der Pandemie bedingten Schliessung der Restaurants nirgends aufwärmen konnten, erinnert sich Markus Zäch. Abgesehen davon haben die Männer in den letzten Jahren Ausfahrten in die meisten Regionen der Schweiz und ins grenznahe Ausland durchgeführt. So gilt die Tour ins Südtirol bei vielen Mitgliedern als Höhepunkt der letzten Jahre. «Was uns allen gefällt, ist, dass die Menschen am Strassenrand uns zuwinken», sagt Markus Zäch, «nur bei den Stadt-Zürchern kam unser 2-Takt-Duft nicht gut an.» «Nebst der Kameradschaft steht der Erfahrungsaustausch hoch im Kurs», sagt Präsident Thomas Gschwend. Sei es zum Fachsimpeln oder aber beim Reparieren von alten Fahrzeugen. Ohne kleinere und grössere Reparaturen fand bisher noch keine Ausfahrt statt. Einmal kam der Tross keine 50 Kilometer weit, ohne dass er nicht weniger als vier platte Reifen zu beklagen hatte. «Weil wir Werkzeug und Ersatzteile dabeihaben, konnten wir bisher viele Vespas unterwegs retten», sagt der Oberrieter. Erst einmal musste eine Vespa abgeschleppt werden. Darüber hinaus wurde manch verrostete Maschine in ihre Einzelteile zerlegt und nach vielen Arbeitsstunden zu neuem Leben erweckt.  Einzelne Mitglieder organisieren auch unter dem Jahr kleinere, meist spontane Ausfahrten. Ausserdem nimmt die VGO manchmal an Treffen befreundeter Vespa-Clubs teil, oder an lokalen Festivitäten wie dem Dorffest Kobelwald oder dem Eierlesefest in Oberriet. Neue Mitglieder kommen aus dem KollegenkreisBedingung für eine Aufnahme in die VGO sei, dass man eine Vespa mit Baujahr 2000 oder älter besitzt und aus dem Kollegenkreis der Mitglieder komme. «In fünf bis zehn Jahren soll die VGO gleich bestehen wie jetzt», sagt Mitglied Stefan Riesbacher. «Wir wollen das Kollegiale bewahren und deshalb nicht zu gross werden.» Das sei mit ein Grund, warum man nicht um neue Mitglieder werbe.  Die Vespa überzeugt mit einfacher Technik und der Handschaltung, weshalb die meisten Fahrzeuge selbst repariert und unterhalten werden. Jedes Mitglied besitzt zwischen einer und drei Vespas, darunter Bijous aus den 60er Jahren wie die Vespa 125 VNB, die Vespa 150 Sprint oder die Vespa 150 VBB. HinweisMehr Informationen unter: www.facebook.com/vgoberriet

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