29.01.2019

Gemeinderat blickt ins Jahr 2050

Mit einer ganztägigen Arbeitsklausur hat der Widnauer Gemeinderat die Überarbeitung der Ortsplanung eingeleitet.

Von gk
aktualisiert am 03.11.2022
«Wie sieht Widnau im Jahr 2050 aus?» Der Gemeinderat diskutierte diese Frage an unterschiedlichen Standorten unter der Leitung der beiden Raumplanerinnen Marilene Holzhauser und Sandra Perler von der ERR Raumplaner AG, St. Gallen. Die Zeitdimension von rund 30 Jahren kommt nicht von ungefähr, sagte Gemeindepräsidentin Christa Köppel. Der Zeitraum, für den ein Zonenplan Gültigkeit haben soll, betrage 15 Jahre, die Zielperspektive für den kommunalen Richtplan 30 Jahre. «Diese langfristigen Planungshorizonte setzen eine gemeinsame Reflexion und die Verständigung über die zukunftsorientierten Schwerpunktthemen und Megatrends voraus.» Einkaufen als Erlebnis ist in 30 Jahren noch gefragt Im Geschäftshaus Mariposa stand das Thema «Einkaufen» auf der Traktandenliste. Wird es in 30 Jahren noch Läden geben oder wird dann alles online abgewickelt? Kommt es vielleicht gar zur Rückbesinnung auf den spezialisierten Kleinhandel? Nötiges werde künftig mehrheitlich online bestellt, darüber war sich der Gemeinderat weitgehend einig. Einkaufen als Erlebnis dagegen,  sei auch in 30 Jahren noch gefragt. Als Ort für aktuelle und künftige Einkaufserlebnisse wurde die Einkaufsmeile an der Bahnhofstrasse identifiziert. Für die Zukunft noch mehr als heute sei es Ziel, die Bahnhofstrasse attraktiv zu gestalten und zum Flanieren zu animieren. Frequenz, Dichte und Vielfalt sind die Voraussetzungen für einen lebendigen Detailhandel. Aussenräume werden wichtiger Übers Wohnen diskutierte der Gemeinderat in einer Neubauwohnung an der Feldstrasse 7. Die Mobilität nimmt künftig noch mehr zu. Je nach Lebensphase wird man in einer kleineren oder grösseren Wohnung leben. Auch attraktive Wohnan­gebote für Arbeitnehmende, die nur eine befristete Zeit vor Ort leben, sind zunehmend gefragt. Gleichzeitig mit der ausgeprägten Individualisierung wächst das Bedürfnis nach Gemeinschaft ausserhalb der Familie. Die Bedeutung der Aussenräume wird steigen. Man spricht von Mediterranisierung». Balkone, Terrassen und Strassencafés, multifunktionale Plätze sind beliebte Aufenthaltsorte. Auch in der Freizeit ist ein breites, flexibles Angebot wichtig. Etablierte Strukturen werden durch unverbindliche Netzwerke abgelöst. Jeder und jede sucht sich ein massgeschneidertes Angebot. Freizeit und Erholungsräume im Dorf und in der Umgebung sind mit attraktiven Fuss- und Radwegnetzen optimal erschlossen. Digitalisierung bringt die Produktion zurückWährend das Thema «Freizeit» im Pavillon der Kunsteisbahn diskutiert wurde, beleuchtete der Gemeinderat das Thema «Wirtschaft und Arbeit» im Black Office im Viscosepark. Mit seiner Vielfalt an grossen und kleinen Firmen aus unterschiedlichen Branchen ist das ehemalige Fabrikareal der Viscose ein interessanter Ort für Innovation und Kreativität. Künftig werden nebst etablierter Unternehmen auch Coworking Spaces bereitstehen, in denen sich mehrere Freiberufler die Arbeitsräume teilen. Selbstständig Erwerbende und Freelancer schätzen den Austausch und das branchenübergreifende Arbeiten, das an den Schulen schon heute gefördert wird.Einig ist sich der Gemeinderat darin, dass die Deindustria­lisierung in der Schweizer Wirtschaft nicht weiter zunehmen wird. Er erkennt gegenläufige Tendenzen: Durch die Digita­lisierung und Automatisation werde künftig wieder dort pro­duziert, wo die Infrastruktur optimal, die Arbeitskräfte gut qualifiziert und die politische Lage stabil sind.  Der Nutzflächenbedarf für die neue, digitalisierte Industrie werde kleiner, die Produktionsanlagen werden kompakter sein. Der haushälterische Umgang mit dem Boden ist nicht nur im Wohnungsbau, sondern auch im Industrie- und Gewerbebau angesagt. Nach der Arbeitsklausur vom Dezember und dem Blick in die Zukunft beginnt der Ortsplanungsprozess. In einer Kerngruppe wird die Gesamtstrategie für die Aspekte Siedlung, Freiraum und Verkehr erarbeitet. Ein interdisziplinärer Fachrat wird die Ergebnisse prüfen, Baukommission und Gemeinderat sie anschliessend diskutieren und verabschieden. Die Einwohnerinnen und Einwohner werden in unterschiedlicher Form laufend über den Stand der Arbeiten orientiert und zum Dialog eingeladen, sei es mit dem Informationsblatt «Fokus», in Forumsveranstaltungen oder zielgruppenorientierten Diskussionsrunden.

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