Gert BrudererDen Teilnehmern an der Versteigerung im benachbarten Pfarreiheim bot sich ein eigentümlicher Anblick: Durch jedes der Fenster sah man einen kleinen Ausschnitt des Versteigerungsobjekts. Der für Rahmen bekannte Laden war plötzlich selbst eingerahmt.Auf diese Weise «im Schaufenster» zu stehen, nach langem erfolgreichen Wirken plötzlich den finanziellen Forderungen nicht mehr vollumfänglich nachkommen zu können, erlebt das Ehepaar als bittere Zeit – und das wenige Jahre vor der Pensionierung. Der Kauf durch die Gemeinde ist auch aus Sicht der Betroffenen nicht die schlechteste Lösung.Die Versteigerung war kaum vorüber und das Wohn- und Geschäftshaus für 435000 Franken der Gemeinde verkauft, als diese bereits eine Medienmitteilung verschickte. Die Liegenschaft, die eine Gesamtfläche von 418 Quadratmetern hat und betreibungsamtlich auf 480000 Franken geschätzt worden war, wird dem Finanzvermögen zugewiesen und «vorerst weitervermietet». Gemeindeschreiber Philipp Hartmann sagt, als erstes werde man nun mit den Hausbewohnern reden.Zwei Wohnungen sind vermietet, in der dritten Wohnung lebt der bisherige Eigentümer mit seiner Frau. Ihr Rahmensortiment ist, ergänzt durch Bastelmaterial und Modellbauartikel, auch an vielen Märkten vertreten.Gemeinde hatte kaum KonkurrenzZur Versteigerung waren 13 Interessierte gekommen. Unter ihnen ein auswärtiger Marketingplaner, der 433000 Franken bot. Hätte er «das schöne Haus an guter Lage» erworben, hätte er es weiterhin vermietet und schrittweise erneuert. Seiner Einschätzung nach hat es die Branche, in der Widmers tätig sind, grundsätzlich nicht leicht.Unter den Interessierten (nicht unbedingt Interessenten) war auch der Kreativwerber und Festival-Organisator Sacha Sapra. Schon das Mindestgebot überstieg seine Preisvorstellung bei Weitem, was ihm den – nicht besonders ernsten – Kommentar entlockte, er wäre «wohl doch besser nach Rebstein gegangen». Dort fand exakt zur gleichen Zeit ebenfalls eine Versteigerung statt.Das in Rebstein versteigerte Gebäude befindet sich an der Bahnhofstrasse 47. Es handelt sich um ein Einfamilienhaus, das vom Betreibungsamt auf 190000 Franken geschätzt worden war. Gekauft hat es, für 322000 Franken, die Grundpfandgläubigerin – eine Bank.Öffentliche Nutzung nur eine Frage der ZeitDas Interesse der Gemeinde Berneck am Wohn- und Geschäftshaus am Rathausplatz 2 war naheliegend. Das Gebäude ist der Zone für öffentliche Bauten und Anlagen zugeordnet. In ihr befinden sich Liegenschaften, die schon jetzt oder erst in Zukunft öffentlich genutzt werden.Was die Gemeinde mit dem ersteigerten Objekt anfangen wird, ist offen. Der Grund für den Kauf ist aber klar; er ist strategischer Natur.