01.04.2020

Gemeinde definiert ihre Richtung

Das neue Leitbild der Reformierten in Rebstein-Marbach ist ein Produkt aller Kirchbürgerinnen und -bürger.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Andrea Hofacker nahm im Sommer 2014 ihren Dienst als Pfarrerin der Kirchgemeinde Marbach auf. Damals beschäftigten sich die Marbacher reformierten Christen mit der Fusion mit ihren Nachbarn in Rebstein. Seit 1. Januar 2015 ist Andrea Hofacker Pfarrerin in der vereinigten Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Rebstein-Marbach. Nach wie vor lebt sie in Marbach, hat dort ihr Büro und ist Ansprechpartnerin für die Marbacher.Sich zu orientieren und neue Wege einzuschlagen, ist die Pfarrerin also gewohnt. So fand sie auch spontan einen neuen Weg, die Kirchbürger über den Stand des Leitbildes zu orientieren. Geplant war, dass die Spurgruppe an der Vorversammlung ausführlich informieren sollte. Der Anlass wurde wegen der Coranapandemie abgesagt. Im gleichen Mail, mit dem die Pfarrerin der Redaktion den Umstand mitteilte, bot sie ein Gespräch an. Dazu treffen sich die Pfarrerin und die Reporterin in der Marbacher Kirche. Sie bietet viel Raum, um sich auf Distanz zu unterhalten.Spurgruppe ergründet Ideen und WünscheDie Arbeit der Spurgruppe geht auf eine Sitzung der Kirchenvorsteherschaft (Kivo) im Jahr 2018 zurück. Die Fusion war strukturell umgesetzt und das Gremium fragte sich, welche inhaltliche Richtung die Kirchgemeinde einschlagen sollte und gründete die Spurgruppe. Sie setzt sich aus Mitgliedern der Kivo und Gemeindemitgliedern beider Dörfer zusammen. «Wir wollen der Kirchgemeinde mit dem Leitbild mehr Profil geben», sagt Andrea Hofacker. «Wir stehen für unsere Ziele ein.» Sie sollen auf Zugezogene wirken und auf jene Menschen, die wieder einen neuen Kontakt zur Kirchgemeinde knüpfen.«Wir wollten ein klares Bild dessen erhalten, wie sich die Gemeindemitglieder die Kirche der Zukunft vorstellen», sagt Andrea Hofacker. Vielerlei Antworten trug die Spurgruppe zusammen. Sie ermittelte, was den einzelnen Gemeindemitgliedern an der Kirche wichtig ist, welche Bindung sie zur Gemeinde haben, was ihnen fehlt und welchen Platz sie künftig in der Kirche einnehmen möchten.Manche Folgerungen sind bereits konkret, andere haben noch nicht mehr Gestalt als die einer Idee angenommen.Kinder- und Jugendarbeit ausweitenWer an die Zukunft denkt, dem fallen zunächst Kinder und Jugendliche ein. «Sie sind unsere Zukunft», sagt Andrea Hofacker. Folglich bewertet die Kirchgemeinde die Kinder- und Jugendarbeit am stärksten. «Hier muss auch ausserhalb der Erlebnisprogramme mehr laufen.» Für Jugendliche wird ein Ort geschaffen, der ihnen als Freiraum dient, ohne dass sie dort Punkte oder Credits sammeln sollen. Für Kinder wird eine Werkstatt eingerichtet. Form und Inhalt sind noch nicht festgeschrieben.Der Gottesdienst ist einer der wenigen Anlässe, an denen sich die Generationen begegnen. «Wir möchten die generationenübergreifende Arbeit ausweiten», sagt Andrea Hofacker. Zum Beispiel mit einem Ausflug für alle Altersgruppen. «Viele ältere Gemeindemitglieder möchten auch Konfirmanden kennenlernen, die nicht ihre Enkel sind.»Festfreude teilen und es nett haben. «Das stärkt den Zusammenhalt», sagt die Pfarrerin. Falls das Coronavirus es nicht verhindert, feiern die Reformierten beider Dörfer im Juni ein Gemeindefest. Spirituelle Erfahrungen kann man in den Gottesdiensten bereits heute machen. Eine neue Form soll das Spektrum verbreitern. Sechsmal pro Jahr feiert die Gemeinde an einem Samstagabend einen Gottesdienst im Stil der Iona-Community. Die auf der schottischen Insel Iona lebende ökumenische Gemeinschaft gründete George MacLeod im Jahr 1938. Die Iona-Liturgie enthält aussergewöhnlich viel Musik.Weitere Stichworte, denen die Kirchgemeinde künftig mehr Beachtung schenkt, sind die Ökumene und der interreligiöse Dialog. Ausserdem hat sich die Kivo dem Umweltschutz und dem fairen Handel verpflichtet. Dies selbst zu beherzigen sei nötig, um als Kirchgemeinde glaubwürdig wahrgenommen zu werden.«Alle paar Jahre überprüfen wir, ob unser Leitbild noch den Vorstellungen der Kirchbürgerinnen und Kirchbürger entspricht», sagt Andrea Hofacker.

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