Andrea C. PlüssMit Abstand die meisten Anträge für einen Covid-19-Kredit erreichten die Regionalbanken an den ersten beiden Tagen, nachdem das Hilfsprogramm des Bundesrats für Unternehmen am Donnerstag, 26. März, gestartet war. «Die von Bundesrat Ueli Maurer gesetzte Limite von 30 Minuten Bearbeitungszeit pro Kreditantrag kann eingehalten werden», gibt René Bognar, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Clientis Biene Bank Rheintal, an. Das Formular zur Kreditbeantragung bis zu einer Höhe von maximal 500 000 Franken war bewusst kurz und einfach gestaltet worden. Dementsprechend kurz sollte nach Meinung des Vorstehers des Eidgenössischen Finanzdepartements auch die Bearbeitungszeit bei den Banken ausfallen. Der Aussage Bognars pflichten Vertreter der anderen Rheintaler Regionalbanken bei. Sofern das Gesuch korrekt ausgefüllt sei. Innerhalb der ersten beiden Tage waren Anträge teils nicht vollständig, was zu Nachfragen führte und die Bearbeitungszeit entsprechend verlängerte. Daraufhin stellte der Bund das Formular auf eine geführte Variante um.Geld auch vorsorglich beantragt «Es gab Härtefall-Anträge, wo Kunden froh waren, dass wir das Geld direkt zur Verfügung stellen konnten», sagt René Federer, Niederlassungsleiter der St. Galler Kantonalbank (SGKB) Heerbrugg, «andere haben noch Luft.» Rund 110 Anträge mit einem Gesamtvolumen in Höhe von 17 Mio. Franken gingen bei den Rheintaler SGKB-Niederlassungen innerhalb von fünf Tagen ein. «Wir hatten sogar mit mehr Anträgen gerechnet», sagt Federer. Dazu wenige weitere Anträge mit einem Volumen von gesamthaft ebenfalls etwa 17 Millionen Franken für sogenannte Covid-19-Kredite Plus, die über 500 000 Franken hinaus gehen. Zum Vergleich: Bei der Alpha Rheintal Bank gingen im selben Zeitraum etwa 150 Anträge ein. Rund 40 Kunden wandten sich an die Clientis Biene Bank im Rheintal, was ei-nem Gesamtkreditvolumen von knapp 7 Mio. Franken entspricht. «Die Beträge reichten von unter 10000 Franken bis zur Vollausschöpfung von 500000 Franken», sagt René Bognar. Bei den Geschäftsstellen der Rheintaler Raiffeisenbanken betrafen 98 % der Kreditgesuche (gut 250), die Covid-Kredite bis 500000 Franken. Hier lagen die Beträge im Mittel bei 130000 Franken; darunter auch eher kleinere Beträge von 3000 Franken. In Summe belaufen sich die Anträge auf gut 32 Mio. Franken. Wenige Anfragen in Millionenhöhe gingen dort für die Covid-19-Plus-Kredite ein. Beim überwiegenden Teil der Anfragen ging es den Kreditnehmern nicht um eine sofortige Auszahlung, sondern eher darum, einen möglichen zukünftigen Liquiditätsengpass bereits jetzt abzusichern. «Es war bei keinem Unternehmen so, dass Liquidität innert Minuten zu Verfügung stehen musste», sagt beispielsweise René Bognar von der Biene Bank. Nebst Liquiditätsfragen sei der Bankberater in dieser Zeit auch als «Sparringspartner» zur Beurteilung eines Geschäftsmodells gefragt, meint Norbert Lüchinger, Bankleitungsvorsitzender der Raiffeisenbanken Oberes Rheintal. Generell stellen Kunden im Moment Fragen zu laufenden Krediten und Hypotheken, auch um Stundung von Amortisationen werde gebeten, war von den Vertretern der Rheintaler Banken zu hören. Die Regionalbanken sind nicht unvorbereitet von den Auflagen des BAG zur Arbeitsplatzsicherheit getroffen worden. «Es ist beruhigend zu sehen, dass die theoretisch aufgestellten Notfallpläne auch in der Praxis funktionieren», sagt Norbert Lüchinger und spricht für alle Rheintaler Raiffeisen-Niederlassun-gen. Die Covid-Kredit-Antragsflut der ersten Tage konnte von den Regionalbanken auch personell bewältigt werden. Mit Homeoffice, neu eingerichteten Arbeitsplätzen und abteilungsübergreifender Zusammenarbeit haben sie sich für die Bewältigung der Pandemie gewappnet, wobei ein minimaler Schalterbetrieb aufrechterhalten bleibt. «Wenn die Krise noch länger dauert, muss man wohl mit einer zweiten Kreditwelle rechnen», sagt Lüchinger. Bereits hat der Kanton ein ergänzendes Unterstützungsprogramm angekündigt.