22.10.2020

«Geld löst Emotionen aus»

Luca Volar aus Widnau setzt sich mit einer Initiative ein hohes Ziel: Schweizer Bürger sollen 7500 Franken erhalten.

Von Interview: Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Der Geldsegen für alle ist mehr als nur eine Gedankenspielerei. Am Dienstag gab die Bundeskanzlei grünes Licht für die Unterschriftensammlung der Helikoptergeld-Initiative. Diese verlangt, dass die Schweizerische Nationalbank jeder Person, die das Schweizer Bürgerrecht besitzt, 7500 Franken auszahlt.Dem Initiativkomitee steht der 36-jährige Luca Volar vor. Er studierte internationale Beziehungen und ist beruflich in Bern tätig. Politisch gehörte er seit 2006 der Parteileitung der CVP Widnau an, davon wirkte er fünf Jahre lang als Präsident. 2018 ist er zurückgetreten, blieb aber Mitglied der Ortspartei. Die Helikoptergeld-Initiative gründete Luca Volar im privaten Umfeld, ohne Mitwirken der Partei. Zum Komitee gehören Tom Volar, Christine Volar, Manuel Faleschini, Andrea Döllerer und Marcel Thurnheer, alle aus Widnau, und Annemarie Indermaur aus Berneck.Interview mit Luca Volar:Wie haben sich die Initianten des Komitees gefunden?Luca Volar: Ich wollte bei der Gründung des Initiativkomitees Menschen dabeihaben, denen ich uneingeschränkt vertraue und auf die jederzeit Verlass ist. Wir kennen uns alle seit Jahren. Wir haben durchaus unterschiedliche politische Meinungen.Welche Beweggründe liegen der Initiative zugrunde?Die Beweggründe sind ganz einfach. Der Franken ist seit vielen Jahren stark überbewertet. Die Exportwirtschaft, die im Rheintal sehr stark ist, kämpft jeden Tag ums Überleben. Banken zahlen für Sichteinlagen bei der Nationalbank Negativzinsen. Die USA und die Euroländer entwerten ihre Währungen, während unsere Nationalbank den Franken auch zu schwächen versucht, allerdings vergeblich.Die Kommentare zur Initiative reichen von «realitätsfern» bis «ich möchte sofort unterschreiben».Geld löst Emotionen aus. Ich verstehe das. Aber vor allem beim Geld sollte der Verstand siegen. Das Konzept des Helikoptergeldes stammt von ei-nem Wirtschaftsnobelpreisträger. Eine seriöse Auseinandersetzung ist angebracht.Der Betrag von 7500 Franken würde nur Schweizer Bürgern zustehen. Weshalb werden in der Schweiz lebende Ausländer – rund 25 Prozent der Bevölkerung – ausgeschlossen?So wie die Staatsbürgerschaft durch Geburt oder Einbürgerung erworben wird, so wird auch das Gesamteigentum an einer nationalen Währung durch Geburt oder Einbürgerung erworben.Die Initiative wird mitten in der Corona-Pandemie zur Unterschriftensammlung freigegeben. Warum jetzt?Der Franken war schon vor der Corona-Pandemie überbewertet. Die Nationalbank braucht ein neues Instrument, um wirksamer handeln zu können. Wir haben in der Schweiz Deflation. Das ist Gift für eine Volkswirtschaft.Sie sind mit der CVP Widnau verbunden. Erhalten Sie Unterstützung?Ich bin Parteimitglied. Die Helikoptergeld-Initiative ist aber parteiunabhängig und wird es auch bleiben.Welche Hürden gilt es zu meistern, um die Initiative vor das Volk zu bringen?Eine Vorprüfung durch die Bundeskanzlei zu bestehen, war kein Problem. Dabei war mein Studium der internationalen Beziehungen von Vorteil. Um 100000 Unterschriften zu sammeln, brauchen wir aber Unterstützung von der Wirtschaft und vom Volk. Hinweiswww.helikoptergeld-initiative.ch

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