Schon fast sprichwörtlich geistert diese stupide Botschaft durch die Werbelandschaft von Discountern und Billigläden.Die ferngesteuerten Konsumwünsche über Fernsehen, Zeitschriften, Internet und Kaufprospekte scheinen heute unbegrenzt, die Geldmittel sind dagegen knapp.Daher wird der Geiz zu einer zeitgenössischen Tugend hochstilisiert.Die Päpste der Geizhalsbewegung, Rob van Eeden und Haenneke van Veen, schreiben in den calvinistisch-postchristlichen Niederlanden Bestseller wie «Knausern sie sich reich!»Früher galt der Geizhals als verkniffen und als Experte in Lebensangst, heute mutiert der Geizkragen vom Negativbeispiel zum Vorbild.Aber ist der Geiz tatsächlich geil?Theologisch und mit den Augen des christlichen Glaubens betrachtet, ist die Geizbotschaft ein gottloser Humbug. Denn der Ewige ist gegen den Geiz. Vom Anfang der Bibel an, quer durch das Neue Testament bis in die Suren des Korans.Überall wird der Ewige als grosszügiger Schöpfer, Spender und Freund des Lebens beschrieben. Gott steht für ein «Leben in Fülle» und nicht für den Geiz.«Avaritia» nannten die antiken Kirchenvorfahren den Geiz. Im Alten Testament rechnet die Spruchweisheit den Geiz unter die Torheiten. Die Propheten geisselten Habgier, Geiz und Ausbeutung. Im Neuen Testament, in der Bergpredigt, wird der Geiz, das Sorgen und der übermässige Reichtum scharf kritisiert.Zusammenfassend: Wer geizig und habgierig ist, hat keinen Blick für den anderen und befördert den Tod. Den Tod der Arbeitsgesellschaft und der Erde als Folgen des «Geiz-ist-geil-Lebensstils». Den Tod der Liebe, weil Paare anfangen mit Vertrauen und Zuwendung mittels einer findigen Ehevertragskultur zu geizen. Den Tod von Freundschaften und Beziehungen, von Vereinen und Institutionen, weil neben dem Geldgeiz auch der Zeitgeiz blüht. Keine Zeit!Die vielen Formen des Geizes isolieren, beuten aus, machen lieblos und unsinnlich.Die Tradition der christlichen Botschaft irrt nicht, wenn sie den Geiz als «peccatum mortale» unter die Verbrechen gegen das Leben, unter die sogenannten Todsünden rechnet.Also geizen Sie nicht im neuen Jahr 2019 mit ihren Reizen, ihren Fähigkeiten, Talenten, Freizeiten und Besitztümern. Denn Sie sind doch nicht blöd.Christian WermbterPfarrer in Rheineck