09.11.2021

Gehring im Gegenwind

Der Wahlkampf in Thal wird hitzig: Kandidat Matthias Gehring habe sich mit «fremden Federn geschmückt», heisst es.

Von Rudolf Hirtl
aktualisiert am 03.11.2022
Im Thaler Wahlkampf wird dieser Tage geradezu lustvoll auf politische Gegner eingedroschen – Donald Trump hätte seine Freude daran. Kaum waren die Plakate für den zweiten Wahlkampf aufgestellt, wurden diejenigen des Einheimischen Simon Diezi grossteils zerstört. Wenig zimperlich gehen Unterstützer auch in den Leserbriefen miteinander, beziehungsweise mit den Kandidaten, um.Matthias Gehring schmücke sich damit, von der FDP unterstützt zu werden, obwohl die Ortspartei Diezi unterstütze. Stimmt! Allerdings geht dabei vergessen, dass die Mitglieder der FDP Thal-Staad-Altenrhein im Juli Gehring als Kandidaten für das Gemeindepräsidium nominiert hatten, mittlerweile aber zum nachträglich auf den Wahlzug aufgesprungenen FDP-Mann umgeschwenkt sind.Hauptsache wieder Ruhe im DorfSeit zwei Jahren, als Felix Wüst im November 2019 zum Nachfolger von Röbi Raths gewählt wurde, läuft das Polittheater in der Gemeinde am Bodensee. Spätestens seit Wüst, der sich heillos mit dem Gemeinderat zerstritten hatte, seinen vorzeitigen Rücktritt per Ende September dieses Jahres bekannt gegeben hat, wünschen sich viele Thalerinnen und Thaler, es möge endlich wieder etwas Ruhe einkehren.Beide, Diezi und Gehring, trauen sich zu, die Gemeinde und ihre Verwaltung wieder in ruhige Gewässer führen zu können, wobei dem SVP-Mann diese Fähigkeit schon mehrfach abgesprochen wurde. Dies, obwohl er auf eine zehnjährige Erfahrung als Gemeindepräsident im thurgauischen Hauptwil-Gottshaus verweisen kann.Mit allen Mitteln einen Auswärtigen verhindernNun wird Gehring in Leserbriefen vorgeworfen, sich in Thal mit fremden Federn zu schmücken. Er habe die Wanderweg-Wölfe Thal als unterstützende Vereinigung für seinen Wahlkampf genannt. Die Wanderwegpfleger seien jedoch grundsätzlich politisch neutral. Wölfe-Präsident Max Tanner schreibt gar: «Ich meine, dass so ein Kandidat nicht wählbar ist.»Stimme so nicht, sagt dazu Matthias Gehring. «Jeweils donnerstags diskutiere ich im Chat auf zukunft-thal.ch direkt mit der Bevölkerung. Das letzte Mal hat sich auch Max Tanner gemeldet und gefragt, von wem ich unterstützt werde. Ich habe geantwortet, dass ich unter anderem von Leuten, die Wanderwege instandstellen, unterstützt werde und von Leuten, die alte Flugzeuge restaurieren. Die Gruppe Wanderweg-Wölfe Thal habe ich dabei nicht genannt.»Er sehe daher auch keine Notwendigkeit, sich weiter zu erklären, sagt Gehring. Erwähnt aber doch, dass es sich um vereinzelte Leute von Wanderwegpflegern handle und er es schwarz auf weiss habe, welche Personen dahinter stünden.Befürchtet er, dass ihm dieses Scharmützel Stimmen kosten könnte? «Ich bin der Meinung, dass die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger genug erwachsen sind, um zu differenzieren, was wahr ist und was nicht.» Gehring räumt aber auch ein: «Was im Moment in Thal abgeht, ist meiner Meinung nach kein fairer Wahlkampf.»Man wolle offensichtlich einen Externen mit allen Mitteln verhindern. «Unsere Seite hat keine Unwahrheiten verbreitet und keine Anschuldigungen gemacht», zeigt sich Matthias Gehring überzeugt und spielt diesen Ball in das Lager von Diezi. In Anbetracht dessen, dass das politische Klima auch in der Schweiz allgemein vergifteter geworden sei, habe er gewusst, was im Wahlkampf auf ihn zukommen könnte.Urteile von wildfremden MenschenAuch wenn er durchaus hart im Nehmen sei, völlig spurlos gingen solche Angriffe dann doch nicht an ihm vorbei. «Sobald es persönlich wird, fängt es an, einen zu beschäftigen», sagt Gehring. «Wenn ich aus der Zeitung von Menschen lese, die mich nicht kennen und mit denen ich nie gesprochen habe, was ich für ein schlechter Mensch sei, dann habe ich schon etwas Mühe damit.»FDP-Kandidat Simon Diezi gibt sich bezüglich Wahlkampf zurückhaltend. Was in Foren, Flyern und Leserbriefen abgeht, möchte er nicht kommentieren. «Ich möchte mich auf mich konzentrieren und meine Stärken ausweisen.» Ein fairer Wahlkampf liege ihm sehr am Herzen. «Ich bin nicht darauf aus, meinen Kontrahenten schlecht zu reden oder klein zu machen.»

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