31.10.2018

Gedanken zum Reformationsfest

Von Andreas Brändle
aktualisiert am 03.11.2022
Ich schreibe einen Artikel zum Reformationstag, obwohl wir einen solchen in der Schweiz gar nicht haben. Gefeiert wird in der Schweiz immer am ersten Sonntag im November der sogenannte Reformationssonntag. Der Reformationstag wird nur in Deutschland und Österreich am 31. Oktober gefeiert. Wenn ich auf feiertagskalender.ch gehe, steht dort am 31. Oktober: Halloween. Ich schreibe trotzdem zur Reformation!Die vier Pfeiler der Reformation heissen Allein aus Glauben, Allein aus Gnade, Alleine Christus, Allein die Heilige Schrift. In diesem Artikel beschränke ich mich auf den vierten Pfeiler, die Heilige Schrift. Die Bibel ist wie ein Konzentrat, wer zu viel auf einmal nimmt, dem bekommt sie nicht gut. Darum bin ich dankbar für die Losungstexte für jeden Tag, an den man portionenweise und gut verträglich ein Bibelwort für den Tag mitbekommt.Anfang Oktober war ich im Refresh Camp, einem Lager für junge Leute in Kroatien. Mit dabei waren mehr als hundert Jugendliche und viele erwachsene Begleiter. Am Morgen gab es jeweils ein Leitertreffen und ein Leiter gab jeweils seine Gedanken zu einem Bibelwort weiter.Am Donnerstag hiess dieses Wort: «Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.» (2. Timotheus 1,7) Der Leiter brachte, um die Stelle zu illustrieren, das Beispiel von einer Unfallstelle: Wenn wir an eine Unfallstelle herankommen, dann müssen wir zunächst einmal die Furcht überwinden. Viele Menschen fahren einfach vorbei, ignorieren alles und schauen weg oder, was noch schlimmer ist, zücken das Handy und machen ein Foto.Damit wir nicht wegschauen, brauchen wir Kraft und Liebe, übersetzt heisst das, der Wille zu helfen. Dann kommt aber noch die Besonnenheit dazu. Wir brauchen gute Nerven, ruhiges Blut und vor allem das nötige fachliche Wissen, um zu helfen.Am gleichen Tag machten wir mit den Jugendlichen einen Ausflug nach Torgir. Als wir am Ziel ankamen, bekam eine Jugendliche einen starken epileptischen Anfall. Viele der Teilnehmer waren schon aus dem Car ausgestiegen, als es passierte. Zum Glück hatten wir eine medizinische Fachperson mit dabei. Einige Jugendliche halfen unter Anleitung der Patientin.Sie lernten dabei, nicht wegzuschauen, wenn jemand in Not ist, sondern tatkräftig zu helfen und unter Anleitung die nötige Hilfe zu geben. So ganz nebenbei setzten sie den Bibelvers um, den sie am vom Morgen gehört hatten.Als ich am Abend die Begebenheit dem Leiter, der die Kurzandacht am Morgen gehalten hatte, mitteilte, staunten wir beide, wie Gottes Wort auch heute noch wirkt! «Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2. Timotheus 1,7).Andreas BrändlePfarrer in Diepoldsau

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