Christlich 14.05.2023

Gedanken zum Muttertag: Gott selbst vereinigt in sich Vater und Mutter

Anlässlich des Muttertags von morgen Sonntag möchte ich folgende Frage stellen: Wie viel Mutter braucht der Mensch?

Von Armin Scheuter, Pfarreibeauftragter
aktualisiert am 14.05.2023

Weil alle von einer Mutter abstammen, ist das nun nicht nur eine Frage an die Mütter unter uns, sondern an alle. Trotz aller unterschiedlichen Muttererfahrungen, die wir gemacht haben, kann man eines sagen: Unsere Mütter haben uns alle in irgendeiner Weise geprägt.

Eine Mutter haben oder selbst Mutter sein, das sind elementare Grunderlebnisse von allen. Eine Mutter sagte mir einmal: 

Das grösste und wunderbarste, was mir im Leben passierte, war die Geburt meines ersten Kindes.

Ihr Selbstwertgefühl sei um 100 Prozent gestiegen. Selbst neues Leben aus sich hervorzubringen, zu spüren, wie es in einem langsam wächst, um es schliesslich in all seiner Zerbrechlichkeit in den Händen zu halten – dies sei unvergleichlich.

Die Mutter war ein Teil des Urvertrauens

Zwischen Kind und Mutter entsteht eine lebenslange kostbare Beziehung. Ich erinnere mich an Abende, an denen ich als Kind nicht einschlafen konnte, und weinte – so lange, bis meine Mutter ins Zimmer kam und ein wenig bei mir blieb. Dann war das Fürchterliche vorbei, dann war das Nachtmonster, die Schlangengrube unter meinem Bett vergessen.

Ich kann nicht sagen, woher meine Mutter diese Macht hatte, jedoch war sie Teil meines Urvertrauens, das im Grunde durch nichts zu erschüttern war.

Gerade aufgrund dieses unerschütterlichen Vertrauens ist es wichtig, am Muttertag auch über Väter und alle anderen ­Bezugspersonen nachzuden­ken. Denn nur wer dieses Urvertrauen erfahren hat, kann Liebe weiterschenken.

Es geht am Muttertag letztlich nicht um die Mütter, sondern um alle, bei denen Menschen Geborgenheit finden. Es geht um unsere menschliche Gemeinschaft als Schutzraum, als Raum der Geborgenheit – und dies sollte uns allen am Herzen liegen.

So hat der Muttertag nicht unbedingt mit dem Geschlecht zu tun.

Ich denke, wir sollten an diesem Tag auch voll des Dankes gegenüber jenen sein, die einem Kind und anderen Menschen Nestwärme und Schutz vermitteln.

Gott selbst vereinigt in sich Vater und Mutter. Beim Propheten Jesaja heisst es: «Wie einen, den seine Mutter tröstet, so will ich euch trösten.» (Jesaja 66, 13).

Wenn also in der Bibel, als von Gott, dem Vater, gesprochen wird, dann wird damit auch von Gott in seiner Mütterlichkeit erzählt. Nehmen wir also unsere von Gott gegebene Verantwortung ernst, immer wieder allen, die uns anvertraut sind, mit unseren Worten und unserem Verhalten zu sagen:

Du bist mir wichtig. Danke, dass du da bist. Ich schätze dich. Du bist wertvoll.

 


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