Zwischen dem Familientag mit Plauschturnier und dem Cupspiel der ersten Mannschaft treffen wir Gators-Präsident Reinhold Herkströter und Vorstandsmitglied Thierry Metzler zum Gespräch.
Das Cupspiel gegen Thun, in der Saison 2022/23 Meister in der NLB, geht 2:13 verloren. An der Ausrichtung der Gators ändert das freilich nichts: Es geht dem Rheintaler Unihockey-Verein weiterhin um Breitensport und Leistungssport.
Thierry Metzler, was bedeutet Ihnen der Breitensport und wie wichtig ist Ihnen der Leistungssport?
Thierry Metzler: Wir haben ein gutes Niveau. Team I spielt mit ausschliesslich eigenen Spielern in der 1. Liga, unter den besten 40 Teams der Schweiz. Wir wollen aber nicht nur Team I fördern, sondern der Jugend eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bieten. Wir haben 400 Mitglieder in 20 Teams – Herren, Damen, Nachwuchs und ein Insieme-Team. Alle trainieren zwei- bis viermal pro Woche.
Reinhold Herkströter, die Gators gibt es seit 32 Jahren. Trotz vieler Bemühungen, wie der Heim-Weltmeisterschaft 2022, ist Unihockey in der Schweiz eher eine Randsportart geblieben.
Reinhold Herkströter: Wir sehen es mittlerweile anders. Mit über 400 Vereinen und gegen 35000 lizenzierten Spielerinnen und Spielern ist Swiss Unihockey nach dem Fussballverband der zweitgrösste Mannschaftssportverband der Schweiz. Es gibt weltweit 52 Verbände, die Unihockeyfamilie wächst rasant. Die Ambition ist, Unihockey in Richtung Weltmeisterschaft sowie Olympia aufzubauen. Im Fernsehen kann viel mehr Unihockey verfolgt werden als vor drei oder vier Jahren. Visuell ist der Sport sehr attraktiv und es sind viele Bemühungen im Gange, noch mehr Spiele zu zeigen, um den Sport weiter nach vorn zu bringen.
Metzler: Ich bin wie Reinhold Herkströter der Meinung, dass wir keine Randsportart mehr sind. Die Organisation ist sehr aufwendig. Sie wird zwar im Ehrenamt, aber äusserst professionell erledigt. Diesbezüglich sind gerade Mitglieder in meinem Alter angesprochen. Ich spielte 20 Jahre Eishockey, dann bis vor fünf Jahren während 20 Jahren aktiv Unihockey. Jetzt ist die Zeit gekommen, um den Kindern das zu ermöglichen, was wir selbst erleben konnten. Es ist nicht selbstverständlich, dass dies reibungslos funktioniert.
Da ist bei den Gators etwa der Wunsch nach einer eigenen Unihockeyhalle.
Metzler: Wir haben im Rheintal eine super Infrastruktur mit vielen Dreifach-Turnhallen. Dennoch haben wir im Winter das Problem, dass alle Hallen ausgebucht sind. Deshalb wäre es schön, ginge bezüglich Sporthallen in Zukunft noch etwas. Es muss nicht immer eine Halle mit Tribüne sein, wir würden uns auch über eine einfache Trainingshalle freuen. Aktuell gab es in der Aegetenhalle in Widnau eine Bodensanierung. Ich freue mich jetzt schon darauf, dass die meisten Erstliga-Spiele unseres Teams auf dem neuen Boden ausgetragen werden. Und ich würde mich freuen, wenn in Widnau in Zukunft auch die Eishockeyaner weiter ein und aus gehen. Ich hoffe, dass die vier Gemeinden, die über eine neue Eishalle befinden, sich klar dafür aussprechen.
Was investieren Sie in die Jugendarbeit?
Herkströter: Unser ganzes Tun ist für die Jugend. Ein Grossteil des Budgets investieren wir in die Nachwuchsarbeit. Die Trainer arbeiten ehrenamtlich und bilden sich weiter, um ihr Wissen weiterzugeben. Die Einheit Gators wirkt sich im Mittelrheintal aus. Bei 400 Mitgliedern sind mindestens 2000 Personen irgendwie mit dem Verein verbunden. Die Gemeinschaft steht für uns weit vorne.
Für alle Teams Trainer zu finden, ist bestimmt eine Herausforderung.
Metzler: Für die knapp 400 Mitglieder engagieren sich rund 60 Trainer, wir haben auf jeder Stufe einen Haupttrainer. Bei der U14 und U16 der Buben haben wir neben zwei Haupttrainern einen Staff von zwölf Personen, die sich die Trainings aufteilen. Dies ist ein riesiger Aufwand.
In der Geschichte gab es immer wieder konkurrenzierende Unihockey-Vereine. Kürzlich haben sich einige Spieler und Trainer von den Gators abgewendet und die East Floorball School gegründet. Tut ein zweiter Unihockey-Verein den Gators gut?
Metzler: Ich vergleiche es mit anderen Kantonen. Im Thurgau gibt es um Unihockey Thurgau 17 Vereine, die Jugendliche ausbilden. Im Rheintal gibt es die Gators, darum herum zwei, drei Vereine. Es gäbe etwa im Oberen Rheintal sicher Platz für einen weiteren Unihockeyclub. Dies wäre aufwendig, denn es braucht Zeit, Junioren auszubilden. Im Rheintal gibt es viele starke Vereine, Jugendliche haben verschiedene Alternativen. Umso wichtiger ist, dass wir als Verein ein gutes Umfeld bieten. Wir wollen nicht trennen zwischen guten und mittelmässigen Spielern. Wir wollen verschiedene Teams haben und fördern.
Welche Eigenheiten machen die Gators sonst noch aus?
Metzler: Wie viele andere Vereine im Tal, freuen wir uns über eine starke Fangemeinde. Hier wird noch Sport geschaut. Deshalb haben wir oft mehr Fans als die Teams in höheren Ligen.
Herkströter: Auch wird man bei uns schnell integriert. Das konnte ich selbst erleben und war sehr dankbar dafür, als ich aus Deutschland in die Schweiz kam. Wir möchten für jede und jeden offen sein. Das unterstreichen wir damit, dass wir bei den Spielen Gratis-Eintritt haben. Natürlich sind wir dankbar, wenn die Fans etwas konsumieren, so können wir die Vereinskasse aufbessern. Aber grundsätzlich freuen sich unsere Spielerinnen und Spieler, wenn beim Spiel Stimmung aufkommt – diese kann bei 300 bis 400 Fans bei Spielen des Team I schnell einmal sehr gut sein.
Wie sehen die mittel- und langfristigen Ziele aus?
Herkströter: Wir wollen auch in der nächsten Saison wieder die Play-offs der ersten acht Teams erreichen und attraktives Unihockey spielen.
Metzler: Zudem wollen wir ein freundschaftliches Leben in einem Netz bieten, in dem es cool ist. Es geht nicht immer um Leistungssport. Ich hoffe, dass die jungen Sportlerinnen und Sportler auch die Freundschaften leben können, die ich dank der Gators erfahren habe.