29.03.2022

Gators-Arena ist in der Schwebe

Ein Rechtsstreit und ein Tauschangebot von Urban Kobelt bringen das Projekt der Unihockey-Halle der Gators ins Stocken.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 02.11.2022
«Ein schwieriges Thema.» «Es gibt einfachere Geschichten.» Diese Kommentare sind als erstes zu hören, wenn es um Auskunft zum aktuellen Stand des Hallenprojekts der Gators geht. Verschiedene Faktoren spielen bei den Plänen eine Rolle. Spricht man von der Unihockey-Arena, kommt die Rede auch auf die Ausbau- und Sanierungsprojekte des FC Rebstein. Beide Vereine wollen auf der Birkenau die Infrastruktur ihrer Sportangebote entwickeln. Das bedingt eine gut ausgebaute Zufahrt mit neuer Strassenführung. Dagegen wehrt sich Urban Kobelt, der angrenzend an das betroffene Gelände Land besitzt.Heute kann der Chicorée-Produzent aus Marbach seine Parzellen über die Birkenaustrasse und die Kellermadstrasse in gerader Linie erreichen. Gemäss den Plänen einer neuen Strassenführung soll der Verkehr von den Fussballplätzen weggeleitet werden. Die Birkenaustrasse, ein Kiesweg, der mitten durch die Fussballanlage führt, stünde der Landwirtschaft nicht mehr zur Verfügung. Kobelt müsste auf dem Weg zu seinem Land künftig zwei Kurven im rechten Winkel befahren. Mit den heutigen, landwirtschaftlichen Maschinen sei dies nicht möglich, lautet sein Einwand.Zudem stören ihn Grenzabstände zum geplanten Kunstrasenplatz, die nicht eingehalten werden. Er sei nicht gegen das Projekt der Unihockeyhalle, sagt Urban Kobelt. Ebenso wenig gegen die Freizeitförderung. Er begrüsst es, wenn die Jugend in den Vereinen beschäftigt wird. Ihm gehe es um das Gesamtkonzept, das Mängel aufweise, weshalb er die Möglichkeit zum Einspruch ergriffen habe. Zwei Teilstrassenpläne «Birkenau 2025» wurden in der Folge von den Gemeinden Rebstein und Marbach aufgehoben.Einen Landtausch angebotenIm Dorf ist zu hören, er torpediere die Projekte des FC Rebstein und der Gators. Ausserdem soll er unverhältnismässige Tauschhändel vorgeschlagen haben. Darauf angesprochen, breitet Urban Kobelt in seinem Büro Pläne und Dokumente aus. Er möchte seinen Betrieb Richtung Rebstein entwickeln. Tatsächlich brachte er bereits vor drei Jahren einen Landtausch ins Spiel.Er bot der Ortsgemeinde Rebstein seine Parzellen an, die sich angrenzend an das Gelände des FC Rebstein und in der Nähe der Parzelle der geplanten Unihockeyhalle befinden. Hätte er die Parzellen nicht mehr, würde ihn auch die Zufahrt nicht betreffen und er könnte keine Rechtsmittel mehr ergreifen. Im Gegenzug ist er interessiert an Parzellen der Ortsgemeinde weiter draussen im Riet. Sie böten den Vorteil, näher bei seinem Chicoree-Produktionsbetrieb mit 30 Arbeitsplätzen an der Schärstrasse zu liegen. Allerdings ist die Landfläche, die er möchte, rund dreimal so gross wie die Fläche, die er anbietet. Er begründet dies mit der Lage seiner Parzellen, die an die Bauzone angrenzen. Ihm ist bewusst, dass von Wucher geredet wird. «Aber berechnet man, was das Land potenziell in Zukunft an Wert gewinnen wird, dann sieht die Ausgangslage anders aus», sagt er.Würden die Parzellen, derzeit Landwirtschaftszone, früher oder später ebenfalls in Bauzone eingezont, wovon Urban Kobelt ausgeht, steigerte sich der Bodenwert markant. Zum jetzigen Zeitpunkt sei deshalb sein Tauschvorschlag fair, sagt er. Ein 1:1-Tausch wäre für ihn ein Verlustgeschäft und verkaufen sei keine Option.Ortsgemeinde hält sich zurückDer Ortsgemeinderat lehnt den Tausch ab. Fakt sei, es brauche keinen Boden von Urban Kobelt, um die Projekte der Gators und des FC Rebstein umzusetzen, sagt Präsident Jürg Hengartner. Er betont das Bekenntnis zur Unihockey-Arena, indem die Ortsgemeinde bereit sei, den Boden zur Verfügung zu stellen. Man wolle nicht noch mehr Land hergeben müssen mit einem Tauschhandel im Verhältnis von 1 zu 3,3. Jürg Hengartner erwähnt die Verpflichtung der Ortsgemeinde gegenüber ihren langjährigen Pächtern und deren Nachfolgern. Im Riet sollen auch künftig Böden für junge Landwirte zur Bewirtschaftung zur Verfügung stehen. Man wolle sich von Urban Kobelt nicht unter Druck setzen lassen. «Das wäre nicht der richtige Ansatz», sagt Präsident Jürg Hengartner. Urban Kobelt ist hingegen der Meinung, es werde sowieso bald Land frei, weil in absehbarer Zukunft Landwirte pensioniert würden, die auf Ortsgemeindeboden wirtschaften. Land sei vorhanden.An einer Sitzung im November diskutierten Urban Kobelt, seine zwei Anwälte, Vertreter der Ortsgemeinde Rebstein sowie der politischen Gemeinden Rebstein und Marbach. Die Ortsgemeinde machte den Vorschlag, andere Parzellen mit Urban Kobelt zu tauschen. Dies wiederum lehnte Kobelt ab, da ihm die Lage der Parzellen für seine wirtschaftlichen Bedürfnisse nicht sinnvoll erschien. Eine Lösung kam nicht zustande.In einem nächsten Schritt soll noch vor den Sommerferien der Sondernutzungsplan der Gators-Arena mit neuen Teilstrassenplänen aufgelegt werden. Sollte es zu Einsprachen kommen, kann es mehrere Jahre dauern, bis geklärt ist, ob überhaupt gebaut werden kann und in welcher Form. Diese Unsicherheit gefährdet die Pläne der Unihockey-Arena. Swiss Unihockey hat deshalb entschieden, das Nationale Unihockey Leistungszentrum Ost jederzeit neu zu vergeben, sagt Adrian Knechtle, treibende Kraft im Gators-Projektteam. Der Verein müsse sich vom Projekt in Rebstein zurückziehen, da er sich einen mehrjährigen Rechtsstreit nicht leisten könne. Die Gators hoffen dennoch auf die Bewilligung des Sondernutzungsplans und dass die Arena in irgendeiner Form realisiert werden kann.Landreserven schaffen mit Rohner-LiegenschaftDerweil möchte die Gemeinde Rebstein klären, wie beim FC und Tennisclub langfristig Sportmöglichkeiten entwickelt werden können. Unabhängig von der Unihockey-Arena, wie es heisst. Die Gemeinde beabsichtigt, die ehemalige Produktionsstätte der Bäckerei Magenbrot Rohner AG zu erwerben. Es handelt sich um 3576 m2 Land mit Wohnhaus und Betriebsstätten. Ziel ist es, Landreserven für eine allfällige Erweiterung der Sportanlagen zu schaffen.Die Stimmbürgerschaft entscheidet am 10. April an der Urne über den Antrag. Wer ihm zustimmt, genehmigt den Landabtausch, der den Übertrag eines Grundstückes von 1998 m2 an der Flussgrabenstrasse vorsieht, sowie die Zahlung von 991 700 Franken. Urban Kobelt kommentiert mit Befremden, die Gemeinde Rebstein würde ein überteuertes Geschäft mit Steuergeldern tätigen. «Ein Grossteil des erworbenen Liegenschaftswerts würde wieder vernichtet, weil die Liegenschaft gegenwärtig in der Gewerbe-/Industriezone liegt.» Für Sportmöglichkeiten wäre eine Umzonung nötig, was einen Wertverlust bedeutete. Eine Lösung für die Sportprojekte, die Zufahrt und alle daran Beteiligten kann dieses Geschäft nach Meinung von Urban Kobelt nicht bieten.Für den Rebsteiner Gemeinderat hingegen sind die mehrheitlich öffentlichen Interessen stärker zu werten als private wirtschaftliche Interessen eines Einzelnen.Zu den bisherigen Bemühungen sagt der Marbacher Gemeindepräsident Alexander Breu: «Die Verzögerung ist schade und schmerzt auch unsere Gemeinde.» Es handle sich um wegweisende, sehr gut erarbeitete Projekte. Die Verantwortlichen hätten bereits sehr viel Planungsarbeit geleistet. Das Projekt der Unihockey-Arena soll auf dem Gebiet der Politischen Gemeinde Marbach realisiert werden, auf einem Grundstück, das der Ortsgemeinde Rebstein gehört. Die Gemeindegrenze verläuft durch das aus mehreren Parzellen bestehende Sportplatzareal auf der Birkenau.Zweittext;National bedeutendes ProjektDie Gators möchten in Marbach ein Nationales Leistungszentrum mit einer Sechsfachsporthalle verwirklichen. Das vorgesehene Grundstück befindet sich neben dem Tennisclub Rebstein-Marbach in der Zone für öffentliche Bauten und Anlagen und gehört der Ortsgemeinde Rebstein. Sie stellt den Gators das Land im Baurecht zur Verfügung. Es wurden ein Sondernutzungsplan und ein Gestaltungsrichtplan erarbeitet, die letzten Herbst auf den Gemeindeverwaltungen Marbach und Rebstein zur Mitwirkung aufgelegen sind. Der FC Rebstein sieht im Projekt Birkenau 2025 die Sanierung des Sportplatzes vor. Auch ein Kunstrasenfeld ist geplant, wobei es sich um einen geänderten Spielbelag am selben Standort handelt. Zusätzlich ist ein neues Fussballfeld Teil des Projekts. Dafür sind ein Teilzonenplan und ein Sondernutzungsplan erforderlich, die bereits aufgelegen sind, gegen die aber Einsprache erhoben wurde.

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