Auch in Japan wird der Bambus oft angesprochen: «Weil der Bambus geschmeidig ist, fürchtet er nicht den Sturm.»Bei uns im Schrebergartenreich ist auch oft Sturm. Aber da hilft kein Bambus, nur einigermassen gesunder Menschenverstand. Vor allem wenn es um Abstände geht, da hören oft die Anstände auf. Anstand in der Diskussion und der Lautstärke meine ich. Okay, die effektiven Grenzabstände sind ja in Verordnungen reguliert. Also etwa so, dass man alles, was höher als einen Meter ist, die Hälfte des Überschusses entfernt von der Grenze setzt.Also, ein zwei Meter hohes Tomatenhaus muss wie weit von der Grenze weg stehen? Rechne! Richtig! 50 Zentimeter sind es. Ist ja nicht viel, kann man eine Reihe Kabis oder Salat setzen, und Amen. Nun gibt es aber Leute, die können sich über solche «Unverschämtheiten» aufregen wie die Weltmeister.Mein Nachbar baute sein Schutzhäuschen auf die Grenze. Und, oh wie schrecklich, ich musste mich ein bisschen wegbeugen, wenn ich daran vorbei wollte. Er machte einen Überlegungsfehler, wollte Platz gewinnen und merkte die Verengung erst, nachdem er alle Pfähle eingeschlagen hatte. Na und?In vielen Anlagen dürfen keine festen Bauten errichtet werden. Gartenhäuschen oder Pergolen sind tabu. Treibhäuschen mit Betonfundament sind: Ja was? Tabu. Alle Bauten muss man im Winter abbauen, im Frühling darf man dann wieder alles aufstellen, was mobil ist.Und schon kommt wieder der Bambus ins Spiel. Ein halbes Jahr, von Mai bis November musste ich mich beugen, wie der Bambus im Wind. Rein sportlich hat mir das überhaupt nicht geschadet und konditionell bin ich nun besser dran als vorher. Mit meinem Nachbarn habe ich weiterhin ein prächtiges Verhältnis – und nächstes Jahr wird er sicherlich mehr Abstand halten. Versprochen!
So ganz Unrecht haben die Chinesen doch nicht, oder? Bert Stankowski