08.04.2022

Garten: Pflanzen stehen sich selbst nah

Von Eveline Dudda
aktualisiert am 02.11.2022
Viele Biogärtnerinnen und -gärtner setzen auf Nachbarschaftshilfe im Gartenbeet. Sie vertrauen zum Beispiel darauf, dass Leguminosen wie Bohnen, Erbsen, Kefen, die mithilfe von Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft sammeln, von ihm selbstlos etwas an ihre benachbarten Pflanzen abgeben. Ganz so harmonisch ist das Leben im Gartenbeet jedoch nicht. Alte Vermutungen und neuere Forschungsergebnisse deuten da-rauf hin, dass Leguminosen in erster Linie an sich selbst denken. Die Knöllchenbakterien arbeiten schliesslich nicht umsonst. Sie kosten die Leguminosen Energie – und die setzt sie höchst ungern für andere ein. Leguminosen versuchen stattdessen, möglichst alles, was sie an Stickstoff bekommen können, für sich zu behalten. Nur Überschüsse gibt sie ab.Stickstoff für die pflanzlichen Nachbarinnen und Nachbarn gibt es vor allem nach dem Leguminosentod. Erst wenn die Leguminose abstirbt oder geerntet wurde, profitieren die Nachbar- oder Folgepflanzen von den Stickstoffdepots im Wurzelbereich. Wie sehr sie gefüllt sind, hängt von mehreren Faktoren ab: Während der Blüte läuft die Stickstoffbindung auf Hochtouren, danach drosselt die Leguminose die Produktion, indem sie die Knöllchenbakterien mit weniger Futter versorgt. Die Wurzeln von vollständig ausgereiften Kefen enthalten deshalb nur noch einen Bruchteil des Stickstoffs von Kefen in der Blüte.Diesen Effekt gilt es, im Garten zu nutzen. Wer andere Pflanzen von der Arbeit der Knöllchenbakterien profitieren lassen will, kann zum Beispiel Puffbohnen zwischen Starkzehrer wie Kartoffeln oder Kabis stecken. Die Puffbohnen werden möglichst während der Blüte bodeneben abgeschnitten und als Mulch liegen gelassen. So wird der Stickstoff im Wurzelbereich freigesetzt. Oder man sät Linsen (aus dem Lebensmittelgeschäft) als Begleitreihen aus und schneidet sie ebenfalls in der Blüte ab. Als Vorfrucht lassen sich Leguminosen ebenfalls nutzen. Wer Sommerwicken als Gründüngung anbaut und diese im jungen Stadium mit dem Trimmer zerkleinert, schafft für die nachfolgenden Pflanzen ein gut gefülltes Stickstoffreservoir. Auch nach der Ernte von Bohnen, Kefen, Erbsen und Co. bleiben stets ein paar Wurzelreste mit Stickstoffknöllchen im Boden, die von den Folgepflanzen genutzt werden können.Das ist zwar nicht immer sehr viel, aber immerhin besser als gar nichts.Eveline Dudda Hinterforstwww.spriessbuerger.ch

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