12.04.2019

Garten: Langsamer als das Unkraut

Rüebli, so heisst es, haben eine lange Keimdauer. Man müsse bis zu sechs Wochen warten, bis die zarten Keimlinge die Erde durchstossen. Das ist zwar nicht falsch, aber nur die halbe Wahrheit. Für die ganze Wahrheit müsste man nämlich die Temperaturen dazu angeben. Jede Pflanze hat, in Bezug auf die Keimung, ein Temperatur-Minimum, -Optimum und -Maximum. Generell gilt: Je höher die Temperatur, desto schneller keimt der Samen.

Von Eveline Dudda
aktualisiert am 03.11.2022
Rüebli sind hier recht flexibel, sie keimen in einem Temperaturbereich zwischen 8 und 30 Grad. Aber ihr Optimum liegt bei 25 Grad. Bei dieser Optimaltemperatur laufen die Rüebli innerhalb von einer Woche auf. Werden sie bei acht Grad Temperatur gesät, benötigen sie für denselben Vorgang bis zu sechs Wochen.Das erklärt, warum im März gesäte Rüebli selten früher zu sehen sind als Rüebli, die Ende April oder Anfang Mai gesät wurden. Im Gegenteil: Oft ist die Witterung im März/April noch so garstig, dass die Rüebli in dieser Zeit nur lückenhaft keimen, sich schwach entwickeln, womöglich «rückwärts» oder im Schneckenmagen landen. Der frühe Vogel fängt zwar den Wurm – doch die frühe Gärtnerin erntet oft viel Frust. Es lohnt sich bei vielen Kulturen, nicht die Erste oder der Schnellste beim Säen sein zu wollen. Zumal das Unkraut in den meisten Fällen ein tieferes Temperaturoptimum hat. Es wächst schon bei tieferen Temperaturen.Wer Unkrautprobleme hat, sollte den Saattermin aufschieben und die Zeit für eine Unkrautkur nutzen. Dazu wird das Saatbeet ein paar Wochen lang vor der Pflanzung oder Saat parat gemacht. Mit der Bodenvorbereitung und dem Abrechen regt man vorhandene Unkrautsamen zum Keimen an. Später zieht man die aufgelaufenen Unkräuter mit dem Rechen ab, oder hackt den Boden bei trockenem Wetter flach (!) durch. Diesen Vorgang kann man mehrmals wiederholen, bevor die eigentliche Kultur gesät oder gepflanzt wird.Wichtig ist dabei einzig, dass der Boden vor der Saat oder Pflanzung nicht mehr tief bearbeitet wird, weil sonst neue, im Boden schlummernde Unkrautsamen an die Oberfläche geholt werden.Eveline Dudda, Hinterforst www.spriessbuerger.ch

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