14.01.2022

Garten: Frische Rüebli im Winter

In Schweizer Läden sieht man Rüebli das ganze Jahr – in Schweizer Gärten sieht man sie nur im Sommer. Dabei sind Rüebli viel härter als man denkt, auch in Bezug auf Winterkälte.

Von Eveline Dudda
aktualisiert am 02.11.2022
Sie werden bei Kälte sogar noch süsser im Geschmack. Sie tun es nämlich dem Rosenkohl gleich, der bei tiefen Temperaturen Zucker einlagert, um seine Zellen vor dem Kältetod zu bewahren.Dass nicht jede Gärtnerin und jeder Gärtner Rüebli über Winter im Garten stehen lässt, hat dennoch ein paar Gründe: Solange der Boden noch nicht ganz durchgefroren ist, leben nämlich nicht nur die Rüebli weiter, sondern auch die Lar­-ven der Rüeblifliege. Wer seine Rüebli nicht vor der Rüeblifliege geschützt hat, läuft deshalb Gefahr, lauter von Minengängen durchlöcherte Rüebli zu ernten. Die sind dann zwar auch noch knackig-frisch, aber nicht mehr besonders appetitlich. Auch die Schermäuse können wesentlich zum gärtnerischen Frust beitragen. Wenn sie die süssen Gewächse erst einmal entdeckt haben, lassen sie oft nicht mehr locker. Dann findet man beim Ernten vielleicht noch den Rüeblikopf, aber kaum etwas vom Rüeblikörper. Zudem besteht ein gewisses Risiko, dass die Rüebli verfaulen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn der Winter eher mild ist und sämt­liche Niederschläge in Form von Regen statt als Schnee vom Himmel fallen. Das Killerkriterium für Winterrüebli ist eher die Nässe als die Kälte.Wer im Januar und Februar in den Genuss von gartenfrischen Rüebli kommen will, braucht also ein wenig Wetterglück. Vor allem aber muss man vorausschauend gärtnern. Im Winter wachsen die Rüebli nämlich kaum, sie müssen folglich im Spätsommer gesät werden. Die Rüebli auf dem Foto kamen schon am 23. Juli in die Erde, um dann erst am 12. Januar geerntet zu werden. Auch die Sortenwahl hat einen Einfluss. Am besten überwintern frühe Sorten wie Flakkee früh, Amsterdam oder Amiva. Wer den Mut zum Risiko aufbringt, die richtige Sorte und einen späten Saatzeitpunkt wählt, hat grosse Chancen, in den Genuss gartenfrischer Rüebli mitten im Winter zu kommen. Ein Genuss, den man nirgends kaufen kann. Und genau das ist es ja, was das Gärtnern so lustvoll macht: Dass man exklusives Gemüse ernten kann. Und sogar zu den ungewöhnlichsten Zeiten. Eveline Dudda, Hinterforstwww.spriessbuerger.ch

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