25.02.2022

Garten: Die Herren der Lüfte

Von Bert Stankowski
aktualisiert am 02.11.2022
In unserem Schrebergartenquartier ist eine neue Diskussion aufgeflammt. Füttern, ja oder nein? Es geht nicht um Finken oder Meisen, sondern um etwas Grösseres. Um den Rotmilan, er ist nach Bartgeier und Steinadler der drittgrösste Greifvogel in der Schweiz. Er besiedelt vorwiegend das Mittelland und den Jura, steigt aber auch in den Alpentälern hoch. Rotmilane brüten nur in Europa und waren bei uns vor zwanzig bis dreissig Jahren noch eher selten anzutreffen. Unterdessen sind in der Schweiz mehr als 3000 Brutpaare gezählt worden, sage und schreibe 10 % der Weltpopulation. Darum hat die Schweiz laut der Vogelwarte Sempach eine grosse Verantwortung beim Schutz des prächtigen Vogels.Beinhaltet der Schutz auch ein zusätzliches Füttern im Winter? In unserer Gruppe gehen die Meinungen diametral auseinander. Einige finden es gut, dass man an einer nach oben weit offenen Stelle bei starkem Frost und Schneefall etwas Abfallfleisch auslegen könnte. Rotmilane sind Opportunisten und sehr anpassungsfähig. Sie fressen neben Aas auch andere tierische Abfälle, Würmer oder kleine Säugetiere wie Mäuse, die sie am Himmel kreisend, entdecken.Dazu muss man sagen, dass es nur mit der Bewilligung des kantonalen Veterinärdienstes erlaubt ist, Futter auszulegen. Einmal ein Stückchen hinlegen, wenn es niemand sieht, wird wohl kaum geahndet werden. Milane sind aber äusserst schlau, kontrollieren ihr Gebiet optimal mit ihren extrem scharfen Augen. Ist etwas zu holen, sind meist schnell weitere Nutzniesser zugegen.Ja, und dann die Gegenmeinung: Milane sind Wildvögel, die einer natürlichen Regulierung durch Ausfälle im Winter bedürfen. Sonst könnten sie sich als Beutegreifer an der Spitze der Nahrungskette zu stark vermehren. Ausserdem haben einige Gartenkollegen Angst, dass der Rotmilan gewisse Jungtiere von Haustieren angreifen würde. Sie zu füttern, könnte die Milane zu stark an ein Gebiet binden. Jemand warf den Hinweis ins Gespräch ein, dass Milane auf Abfallhalden in Mittelmeerländern zu Tausenden ihr Auskommen suchen.Dazu sollte man wissen, dass es in Deutschland verboten ist, Greifvögel zu füttern. Bei uns nimmt man es nicht so streng und geht gerne auch mal einen Kompromiss ein. Beide Seiten haben recht. Und ein letztes Wort wurde nicht gesprochen.Jedenfalls sind Milane wunderschöne Herren der Lüfte.Bert Stankowski Weisslingenwww.hostako.npage.eu

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